- 95% der Verkehrsteilnehmer glauben, dass es bei Radarkontrollen nicht um Sicherheit geht
- 90 % der Verkehrsteilnehmer lehnen ein Tempolimit ab
- 90% der Verkehrsteilnehmer sind für eine Winterreifenpflicht bei LKWs
- 81% der Verkehrsteilnehmer sind der Ansicht, dass deutsche Autofahrer viel bezahlen und wenig Gegenleistung dafür bekommen
- 81% der Verkehrsteilnehmer meinen, dass die Politik nicht genügend für deutsche Autofahrer tut
- 60% der Verkehrsteilnehmer sind mit dem Zustand der Autobahnen nicht zufrieden
- 46% der Verkehrsteilnehmer fühlen sich von den Automobilclubs nicht in Ihren Interessen vertreten
- 14% der Verkehrsteilnehmer möchten sich in den nächsten 5 Jahren ein umweltfreundliches EMobil kaufen
Was bewegt die Deutschen? Wie bewegen sie sich? Und was würden sie gerne verändern, bei ihrer Mobilität? Acht Wochen hat Mobil in Deutschland e.V. deutsche Autofahrer, Passagiere und Reisende zum Thema Verkehr befragt. Jetzt liegt das Ergebnis vor.
Die Teilnahme an der großen "Verkehrsumfrage 2010" war beachtlich. 2019 Personen haben von April bis Juli teilgenommen und die 26 Fragen beantwortet. Fast keiner der Teilnehmer hat eine Frage ausgelassen, oder den Katalog abgebrochen d.h. wir haben anscheinend die richtigen Fragen gestellt. "2019 Teilnehmer über den Zeitraum von 12 Wochen spiegeln klare Vorstellungen und Wünsche der Verkehrsteilnehmer in Deutschland wieder. Deshalb werden wir das Gesamtergebnis sowohl Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer als auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zukommen lassen - quasi als kleinen Denkanstoß für gute Verkehrspolitik", so Dr. Michael Haberland, der 1. Vorsitzende von Mobil in Deutschland e.V.. Mobil in Deutschland möchte mit seiner 1. Verkehrsumfrage 2010 ein Zeichen setzen für eine sinnvolle und funktionierende Mobilität in diesem Land.
AUSWERTUNG DER FRAGEN:
Im nachfolgenden wollen wir Ihnen gerne zum besseren Verständnis noch die einzelnen Fragen thematisch zusammenfassen und für Sie aufschlüsseln. Die einzelnen Fragen und die genauen prozentualen Ergebnisse finden Sie separat als pdf-Anhang. Spannend fanden wir, dass einige Fragen eine sagenhafte Zustimmungs- oder Ablehnungsquote von bis zu 95 Prozent (!) erzielten. Bei diesen Themen schienen sich die Verkehrsteilnehmer klar positionieren zu wollen, sich ganz einig zu sein. Aber lesen Sie selbst...
Allgemein:
Deutsche Verkehrsteilnehmer fahren viel Auto. 80% mehr als 10.000 km im Jahr. Das Auto ist das Fortbewegungsmittel Nr. 1. und wird es auf unbestimmte Zeit auch bleiben. Immerhin 90% aller Wege im Leben legen wir schließlich mit dem Auto zurück.
Politik:
Obwohl man meinen müsste, dass das Fortbewegungsmittel Nr. 1 in Deutschland eine starke politische und gesellschaftliche Lobby hat, empfinden das die Verkehrsteilnehmer ganz und gar nicht so. Über 81% der Teilnehmer geben an, dass Sie sich als Autofahrer von der Politik nicht ausreichend vertreten fühlen und ebenfalls 81% meinen, dass Sie viel zu viel dafür bezahlen. Folglich wollen 74% der Befragten die Ökosteuer abschaffen und über 55% der Befragten sind sogar für ein Grundrecht auf Mobilität.
Maut:
Auch das Thema Autobahnmaut, das gerade vor dem Hintergrund des Sparpakets sehr interessant sein dürfte, hat Mobil in Deutschland näher beleuchtet. Interessant ist, wie klar die Deutschen differenzieren. So gibt es für die Autobahnmaut per se eine klare Ablehnung von über 60% der Befragten. 70% der Deutschen votieren aber klar für eine Maut, wenn es sich dabei um eine für deutsche Autobahnfahrer kostenneutrale Autobahnmaut handelt. Mobil in Deutschland thematisierte dies bereits im letzten Mobil in Deutschland Magazin. Unser Vorschlag hier war: Ökosteuer abschaffen (durchschnittlich 140 EUR) im Jahr und gleichzeitig eine Autobahnmaut in Höhe von 140 Euro einführen. Bringt dem Staat Mehreinnahmen von rd. 1 Mrd. Euro.
Interessensvertreter Automobilclubs:
Interessant ist auch, dass sich die deutschen Autofahrer anscheinend nicht mehr von ihren Automobilclubs vertreten fühlen. Immerhin 19 Mio Deutsche sind in Automobilclubs organisiert, die aber offenbar nicht mehr die Sprache ihrer Mitglieder sprechen. Nur 39% fühlen sich in den Interessen vertreten, fast 46% nicht mehr.
Autobahn und Tempolimit:
Auch beim Thema Autobahnen differenzieren die Befragten genau. Gut 61% der Deutschen meinen, dass es in Deutschland zwar genügend Autobahnen gibt, fast 60% der Befragten sind aber auch der Meinung, dass es mit dem Zustand der Autobahnen nicht weit her ist. Dies resultiert nicht zuletzt daraus, dass fast 80% der Befragten denken, dass es in Deutschland zu viel Stau gibt. Auch das ist ein klarer Auftrag an die Politik. Fast 90% der Befragten sprechen sich zudem klar gegen ein Tempolimit aus. Umfragen, die behaupten, dass 50% der Deutschen gegen und 50% der Deutschen für ein Tempolimit sind, sind völlig unzutreffend. Deutsche Autofahrer votieren klar gegen ein Tempolimit. Ebenfalls 75% der Befragten sind für ein Überholverbot von LKWs bei zweispurigen Autobahnen.
Winterreifenpflicht:
Wir haben zwar gerade Sommer, aber der nächste Winter kommt bestimmt. 90% der Befragten sind für eine Winterreifenpflicht bei LKWs, 85% auch für eine Winterreifenpflicht von PKWs. Stellt sich die Frage, warum bei diesem wichtigen Sicherheitsthema der Gesetzgeber überhaupt noch nicht aktiv geworden ist.
Umweltzone:
Auch beim Thema Umweltzonen-Chaos in Deutschland sind sich die Verkehrsteilnehmer einig. Fast 85% der Deutschen glauben, dass die Umweltzonen nicht ihren Zweck erfüllen. Mobil in Deutschland geht noch einen Schritt weiter: Nachdem weder der ökologische Nutzen bis heute nachgewiesen ist, noch eine bundeseinheitlich überschaubare Regelung vorhanden ist, sollte man das Projekt auf unbestimmte Zeit einfach aussetzen und die Autofahrer von dieser Schikane befreien.
E-Mobilität:
Auch beim Thema E-Mobilität haben sich die deutschen Verkehrsteilnehmer klar positioniert. Immerhin 79% der Befragten sind für eine Förderung von umweltfreundlichen Techniken, über 14% der Befragten wollen sich in den nächsten 5 Jahren ein E-Mobil kaufen.
Radarkontrollen:
Das Thema Radarkontrollen ist ebenfalls ein Dauerbrenner bei Mobil in Deutschland. Denn: Noch immer nehmen Radarkontrollen in einigen Ländern und Städten inflationär zu. Trotz des Blitzer-Wahnsinns ist der deutsche Autofahrer grundsätzlich für Radarkontrollen: 68% akzeptieren diese, wenn es um Sicherheit geht. Aber - und das ist der höchste Wert überhaupt in unserer diesjährigen Verkehrsumfrage 2010 - 95% der Befragten glauben, dass es bei Radarkontrollen nicht um Sicherheit geht. Demnach wollen auch 91% der Befragten, dass man Radarkontrollen unterbindet, die offensichtlich nur Geld in die Kassen von Behörden spülen. Das ist ein Auftrag an den Bundesverkehrsminister. Mobil in Deutschland fordert das schon lange. Polizei und Behörden haben immer dementiert, dass es ums Geld geht. Doch eigentlich glaubt kaum jemand dieser Argumentation. Mobil in Deutschland fordert auch hier den Bundesgesetzgeber auf, klare Richtlinien aufzustellen und Länder wie Kommunen bei deren Selbstbedienungsmentalität in die Schranken zu weisen.
Bahn und Billigflieger:
Das letzte Kapitel galt dem öffentlichen Verkehr, genauer gesagt der Bahn und den Billigfliegern. Auch hier gibt es eine klare Positionierung der Verkehrsteilnehmer und große Unterschiede im Bereich der Zufriedenheit. 17% der Verkehrsteilnehmer fliegen oft mit Billigfliegern, 80% tun dies nicht. Immerhin 27% der Teilnehmer geben an, dass sie mit Preis- und Leistungsverhältnis der Flieger zufrieden sind, nur 19% sind nicht zufrieden. 54% haben dazu keine Meinung. Bei der Bahn hingegen sieht es deutlich schlechter aus, um nicht zu sagen das Bild ist katastrophal. Zwar geben 33% der Teilnehmer an, dass sie öfter mit der Bahn unterwegs sind, 65% der Befragten sind es nicht, aber hinsichtlich der Zufriedenheit sind die Bahnkunden sehr kritisch: 60% der Befragten sind mit dem Preis- Leistungsverhältnis nicht einverstanden, nur 10 % zufrieden, 30% haben dazu keine Meinung. Billig-Airlines haben somit zwar deutlich weniger Kunden als die Bahn, aber viel zufriedenere Kunden.
"Mobil in Deutschland wird jetzt jedes Jahr eine große Verkehrsumfrage starten. Zum einen, um ein Stimmungsbild über Themen der Mobilität und des Verkehrs zu bekommen, zum anderen um den Politikern klare Vorstellungen seiner Verkehrsteilnehmer mitzuteilen", so Dr. Michael Haberland, der 1. Vorsitzende von Mobil in Deutschland.
Weitere Informationen gibt es auf www.mobil.org