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Good Bye Stop and Go!

Braunschweig lässt's rollen...

(lifePR) (München, )
Es gibt Städte, in denen ist die rote Welle gewollt. Es gibt Städte, in denen ist ein stundenlanger Parksuchverkehr erwünscht, in denen wird mit Wucher-Parkgebühren die Stadtkasse aufgebessert. Dies soll den Bürgern dieser Städte die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel schmackhaft machen.

Und dann gibt es Braunschweig. Die 245.000 Einwohner große Stadt in Niedersachsen wagt einen eigenen Weg in Sachen Verkehr, einen autofreundlichen. In Braunschweig gibt es Grüne Welle, ein hochmodernes Parkleitsystem, wenig Stau, kaum CO2-Ausstoß und keinen Schilderwald. Klingt wie im Märchen, ist aber so ... Und dies ist die Geschichte darüber, wie Braunschweig zum Schlaraffenland für Autofahrer wurde. Los ging es ziemlich unromantisch mit Geldnot. Ein städtisches Verkehrssystem nämlich auf dem neuesten Stand zu halten, kostet viel Geld. Und darum entschloss sich Braunschweig, seine städtischen Dienstleistungen im Stadtverkehr zu verkaufen. Ende 2005 war das. Die privaten Unternehmen Siemens AG und Braunschweiger Versorgungs AG schlossen sich unter dem klangvollen Namen "Bellis" zusammen und übernahmen den Betrieb von Ampeln, Verkehrszeichen, Parkraumbewirtschaftung, Beleuchtung und Verkehrsmanagement. Ralf Krenkel und Frank Lessig, Geschäftsführer der Bellis GmbH: "Kommunen sind heute mangels Ressourcen nicht ausreichend in der Lage, den Verkehr mit all seinen Teilbereichen permanent zu optimieren und die notwendigen Investitionen für zukünftige Projekte bereit zu stellen. Aber: Wer die Herausforderung Verkehr nicht in den Griff bekommt, verliert für die Zukunft. Kommunen müssen deshalb Lösungen suchen. Braunschweig fand seinen Partner in Bellis. Wesentliche Kontroll- und Koordinierungsaufgaben blieben bei der Stadt Braunschweig."

UND SO FUNKTIONIERT DAS "VERKEHRSWUNDER" VON BRAUNSCHWEIG:

LICHTSIGNALANLAGEN - Bellis betreibt 200 Lichtanlagen in Braunschweig und hat sie so geschaltet, dass nicht nur Verkehrssicherheit und Verkehrsfluss garantiert sind, sondern gleichzeitig die Umweltbelastung reduziert ist.

PARKRAUMBEWIRTSCHAFTUNG - Parksuchverkehr nervt. Er stört Anwohner, Beschäftigte, Kunden, Lieferanten. Er schwächt die Wirtschaftskraft einer Innenstadt. In Braunschweig stehen nicht nur ausreichend Parkplätze zur Verfügung, gleichzeitig werden die Autofahrer auch zum nächsten freien Parkplatz geführt. Möglich macht es das hochmoderne Parkleitsystem in Braunschweig. Und so funktioniert es: In den zwei bewirtschafteten Zonen der Stadt Braunschweig sind insgesamt 148 Parkscheinautomaten und 40 Parkuhren für insgesamt 2.083 Parkplätze aufgestellt. Die Geräte sind über das Mobilfunknetz mit einem Zentralrechner verbunden, der Betriebsstörungen aufnimmt und weiterleitet. Die Vernetzung über das Mobilfunknetz ermöglicht auch den Einsatz bargeldloser Zahlungsmittel.

VERKEHRSMANAGEMENT - Daten aus den Verkehrsrechnern der Lichtsignalanlagen, dem Parkleitsystem und künftig dem Betriebsleitsystem des öffentlichen Nahverkehrs (insgesamt sind es 250 Messstellen) fließen in Braunschweig in der Verkehrsmanagementzentrale zusammen. So kann die genaue Gesamtverkehrslage und seine Entwicklung abgebildet und analysiert werden. Die gesammelten Informationen werden ins Internet übertragen und kontinuierlich aktualisiert. Über Infoschilder werden die Braunschweiger anschließend über eventuelle Baustellen oder Veranstaltungen informiert und bei Bedarf Alternativrouten vorgeschlagen. Auch im Internet oder über das Navi können diese Infos abgerufen werden.

VERKEHRSZEICHEN - Unübersichtlicher Schilderwald? Nicht in Braunschweig. Hier wird der vorhandene Bestand an Verkehrszeichen regelmäßig auf Vollständigkeit, Sinnhaftigkeit und Erforderlichkeit überprüft. Bei Verkehrsstörungen wird den Verkehrsteilnehmern mit möglichst klarer Beschilderungen eine eindeutige Orientierung ermöglicht, um ihr Ziel auf der zeitlich kürzesten Verbindung erreichen zu können.

BELEUCHTUNG - Rund 30.000 Leuchten befinden sich in Braunschweig. Diese werden ebenfalls von Bellis betreut. Und hier ist noch einiges zu tun. Der Leuchtenbestand in Braunschweig ist bis zu 45 Jahre alt. Die Erneuerung dieser Leuchten ist eine wesentliche Aufgabe der Zukunft. Neue Lampen, wenig Schilder, eine sinnvolle Verkehrslenkung, eine kurze Parkplatzsuche und kein Stop-and-Go - so sollte die Stadt der Zukunft in Sachen Verkehr aussehen. Braunschweig macht es schon jetzt vor. Und die 245.000 Einwohner der Stadt in Niedersachsen sind begeistert.

MOBIL IN DEUTSCHLAND SPRACH MIT RALF KRENKEL, GESCHÄFTSLEITUNG BELLIS:

Seit fünf Jahren regelt Bellis in Braunschweig den Verkehr. Was hat sich seither in der Stadt verändert?

Bellis hat aus Gründen der Energieeffizienz und aus Gründen der schnelleren Einführung von modernen verkehrsabhängigen Steuerlogiken in den ersten fünf Betriebsjahren Steuergeräte ausgetauscht sowie konventionelle Signalgeber gegen LED-Signalgeber. Der Nutzen des Bürgers besteht insbesondere darin, dass die Wartezeiten für alle Verkehrsarten minimiert werden und der ÖPNV weitgehend ohne Restriktionen durch den Individualverkehr und auch umgekehrt im Verkehrsnetz fließen kann.

Wie oft staut sich heute noch in Braunschweig der Verkehr im Vergleich zu früher?

Messtechnisch können wir mehr als 30 Prozent weniger Staus verzeichnen. Dieser Wert ist ein Mittelwert, über das Jahr verteilt. Heißt: In Einzelfällen sind die Verbesserungen sogar noch größer.

Um wie viele Minuten hat sich der Parksuchverkehr verringert?

Die Bellis GmbH hat im ersten Betriebsjahr das Parkleitsystem erneuert. Früher waren FREI/BESETZT-Anzeigen vorhanden, wir haben das System auf Restplatzanzeigen umgestellt, was dazu führt, dass der Parksuchende unmittelbar einschätzen kann, ob er einen freien Parkplatz erhalten wird. Messtechnisch können wir die Reduzierung der Suchzeiten leider nicht nachweisen. Subjektiv ist es so, dass die Parkhausbetreiber mit dem Ergebnis auch zu Spitzenzeiten, z.B. im Weihnachtsverkehr, sehr zufrieden sind.

Wie werden die hochmodernen Verkehrsleitsysteme von der Bevölkerung angenommen?

Veränderungen der Verkehrssteuerung in Bezug auf mehr Flexibilität sind zunächst für die Verkehrsteilnehmer ungewohnt. Waren Sie es gewohnt, in einem koordinierten Streckenzug bei einer gewissen Geschwindigkeit alle Anlagen bei Grün überqueren zu können, dann wird ein Halt als Rückschritt empfunden. Betrachtet man das allerdings aus dem Blickwinkel der Gesamtwartezeiten im System und dies für alle Verkehrsteilnehmer (auch für Radfahrer und Fußgänger sowie den ÖPNV) und berücksichtigt auch die Gesamtreisezeit, dann erfolgt eine hohe Akzeptanz, insbesondere, wenn man durch begleitende Öffentlichkeitsarbeit den Verkehrsteilnehmern die Maßnahmen erklärt.

Könnten die Verkehrsoptimierungen von Braunschweig auch in allen anderen deutschen Städten umgesetzt werden?

Grundsätzlich ja, allerdings kommt das sehr auf die Voraussetzungen in den anderen Städten an. Pauschal ist diese Frage nicht zu beantworten.

Schildern Sie bitte Ihre Zukunftsvision in Sachen Verkehr.

In Braunschweig wird das DLR mit Unterstützung der Bellis eine Großforschungsanlage für den Verkehr einrichten. Hier werden allen Interessierten Möglichkeiten gegeben, innovative Verkehrslösungen unter Echtzeitbedingungen zu testen. Dabei wird es zunächst um Assistenzsysteme für Fahrzeugführer gehen, die sowohl unter Sicherheits- wie auch Komfortaspekten Verbesserungen herbeiführen. Um Ihnen ein Beispiel zu vermitteln: Die Information über das Vorhandensein von querenden Fußgängern können wir über WLAN in ein Fahrzeug übermitteln und somit die Gefahr der Abbiegeunfälle vermeiden. Oder wir können die Restgrün- und Restrotzeiten in das Fahrzeug in Annäherung auf eine Lichtsignalanlage übertragen und somit einen Beitrag zur Sicherheit und Wirtschaftlichkeit leisten. Vieles mehr ist denkbar und die Ideen sind auch schon vorhanden.

Wann und wo standen Sie zuletzt im Stau?

Das letzte Mal gestern auf dem Weg nach Hamburg auf der BAB A7, weil dort aufgrund von Brückensanierungsarbeiten eine Einengung von drei auf einen Fahrstreifen erfolgte, die zu 20 Kilometern Stau in Richtung Norden führte.
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