Munich Re hat eine Versicherungslösung für Ölfirmen entwickelt, die diese gegen Haftpflichtrisiken aus Ölkatastrophen bei Bohrungen im Meer absichert.
Betreiber von Ölbohrungen sind üblicherweise in Joint Ventures zusammengeschlossen und haften bei einem Unfall für verletzte oder getötete Personen, Sach- und Umweltschäden sowie finanzielle Verluste. Bisher werden
Ölbohrungen nicht separat versichert, sondern sie sind im Rahmen der individuellen Haftpflichtpolicen der beteiligten Unternehmen gedeckt. Dafür sind in der Regel Deckungen bis zu einem Limit von 1 bis 1,5 Mrd. US$ auf dem internationalen Versicherungsmarkt erhältlich. Das neuartige Konzept von Munich Re sieht vor, jede Bohrung einzeln mit einer eigens für dieses Risiko entwickelten Police abzusichern. Damit sollte es möglich sein, die Haftungslimits auf 10 bis 20 Mrd. US$ pro Bohrung zu erhöhen. Munich Re wäre bereit, für diese Deckung Kapazität in einer Größenordnung von 2 Mrd. US$ anzubieten.
Torsten Jeworrek, Mitglied des Vorstands von Munich Re, ist überzeugt, dass eine solche Deckung nachgefragt wird: "Wenn es Deckungen gibt, werden Unternehmen sie kaufen. Denn hohe Schadenzahlungen können existenzbedrohend sein. Schon die Spekulation darüber führt zu fallenden Aktienkursen." Um substanzielle Kapazität anbieten zu können, müssen sehr viele Bohrungen versichert werden. Denn nur wenn eine ausreichende Anzahl von Ölbohrungen versichert wird, kann genügend bezahlbarer Versicherungsschutz angeboten werden. Dies könnte entweder über eine freiwillige Selbstverpflichtung der Ölfirmen oder eine Form von Pflichtversicherung im Rahmen des Genehmigungsverfahrens erreicht werden.
Der Deckungsumfang lehnt sich an den Oil Pollution Act in den USA an. Damit wären vor allem Kosten für Aufräumarbeiten und Säuberung der verschmutzten Gebiete, Schäden an Umwelt und Ökosystem sowie Sachschäden und Einkommensverluste anderer Branchen, zum Beispiel Fischerei oder Tourismus, gedeckt.
Als wichtige Voraussetzung für das Konzept sieht Munich Re die Notwendigkeit, die Sicherheitsstandards zu erhöhen. Damit diese auch eingehalten werden, müssten von den Betreibern unabhängige Fachfirmen, zum Beispiel spezialisierte Ingenieurbüros, das Risikomanagement von Anfang bis Ende des jeweiligen Projekts überprüfen und begleiten. Diese strengeren Anforderungen an das Risikomanagement sollten integraler Bestandteil des Genehmigungsverfahrens für Ölbohrungen werden. All das sollte entscheidend dazu beitragen, dass zukünftig weniger Unfälle passieren.
Knapper werdende fossile Brennstoffe und gleichzeitig steigender Energiebedarf machen die Exploration von Ölquellen lukrativ, die tief unter der Erdoberfläche und oft auch weit unter dem Meeresspiegel liegen. Bohrungen werden also komplexer und es wird schwieriger, Schäden schnell zu beheben. Obwohl die Technologie für solche Bohrungen heute bereits sehr weit entwickelt ist und in den meisten erdölfördernden Staaten auch die Sicherheitsbestimmungen sehr streng sind, kann es zu Katastrophen kommen, die Unternehmen an den Rand ihrer Existenz bringen. Jeworrek: "Es muss sichergestellt sein, dass Schäden beglichen werden und die Umwelt so weit wie möglich wieder in den Ursprungszustand zurückversetzt werden kann. Unser Konzept schafft ein zusätzliches Sicherheitsnetz."
Bisher ist das neue Versicherungskonzept auf Bohrungen in den USA ausgerichtet. Allein im Golf von Mexiko wurden in den vergangenen Jahren durchschnittlich 300 Bohrungen pro Jahr neu begonnen. Eine Übertragung auf andere Staaten ist denkbar.
Torsten Jeworrek: "Wir stehen zu unserem Engagement für die Einführung erneuerbarer Energien. In der Übergangszeit muss die Energieerzeugung aus fossilen Brennstoffen mit besserem Risikomanagement und besserer finanzieller Absicherung betrieben werden."
Erneuerungen zum 1. Januar 2011
Für die anstehende Erneuerung der Rückversicherungsverträge im Segment Schaden- / Unfall erwartet Munich Re für ihr Portefeuille stabile Preise und Bedingungen. Derzeit steht ausreichend Kapazität in allen Sparten zur Verfügung. In von Schäden betroffenen Sparten wie Offshore-Energy oder bei Naturkatastrophendeckungen in Lateinamerika zeichnet sich eine deutliche Verbesserung der Raten ab. Jeworrek: "Die sehr hohen Schäden aus dem Erbeben in Chile haben uns gezeigt, wie wichtig es ist, auch in schadenarmen Jahren einen risikoadäquaten Preis für die Deckungen zu verlangen." Munich Re wird an dieser Haltung strikt festhalten. "Unsere finanzielle Stärke ist unser wichtigstes Gut. Wachstum ohne Profitabilität kommt für uns nicht in Frage," so Jeworrek.
Diese Pressemitteilung enthält in die Zukunft gerichtete Aussagen, die auf derzeitigen Annahmen und Prognosen der Unternehmensleitung von Munich Re beruhen. Bekannte und unbekannte Risiken, Ungewissheiten und andere Faktoren können dazu führen, dass die tatsächliche Entwicklung, insbesondere die Ergebnisse, die Finanzlage und die Geschäfte unserer Gesellschaft wesentlich von den hier gemachten zukunftsgerichteten Aussagen abweichen. Die Gesellschaft übernimmt keine Verpflichtung, diese zukunftsgerichteten Aussagen zu aktualisieren oder sie an zukünftige Ereignisse oder Entwicklungen anzupassen.