1931 im sächsischen Frankenberg geboren, wuchs Jürgen Böttcher im Dorf Strahwalde in der Oberlausitz auf – nach welchem er sich ab ca. 1975 als Maler „Strawalde“ nennt. Nachdem er an der Hochschule für Bildende Künste Dresden von 1949 bis 1953, u. a. bei Wilhelm Lachnit, Malerei studiert hatte, unterrichtete er an der Volkshochschule. Zu seinen Schülern gehörten Winfried Dierske, Peter Herrmann, Peter Makolies und der damals 14-jährige Ralf Winkler (A.R. Penck). 1955 begann er ein Regiestudium an der Filmhochschule Babelsberg, das er 1960 abschloss. Bis 1991 war Jürgen Böttcher danach als Regisseur im DEFA-Studio für Dokumentarfilme tätig und hat in dieser Zeit etwa 40 Dokumentarfilme gedreht. Obwohl ihm immer wieder Steine in den Weg gelegt, Filme zensiert, behindert oder bereits im Rohschnitt verboten wurden, avançierte Jürgen Böttcher zum wohl bekanntesten Dokumentarfilm-Regisseur in der DDR. Schon bald wurde er international gewürdigt und mit renommierten Preisen ausgezeichnet. Seit 1991 widmet sich Strawalde vorrangig der Malerei und der Collage. Er lebt und arbeitet in Berlin-Karlshorst.
Gleichberechtigt stehen seine bildkünstlerischen Arbeiten neben seinem filmischen Werk. Als Regisseur setzte Jürgen Böttcher neue Maßstäbe, sei es durch die Verwendung von O-Tönen, durch rhythmische Musikalität oder genaue Beobachtung und gehörte damit zur Avantgarde.
Frühe Zeichnungen und Gemälde zeigen, wie intensiv er sich in den 1950er und 1960er Jahren mit Picasso und den Alten Meistern auseinandergesetzt hat, gleichsam als Grundlegung seines Aufbruchs. 1961 wurden seine Werke in der von Fritz Cremer initiierten Ausstellung „Junge Kunst – Malerei“ der Ostberliner Akademie der Künste harsch kritisiert. In der Folge wurde er aus dem Verband Bildender Künstler der DDR ausgeschossen. Mangels Ausstellungsmöglichkeit entstanden Strawaldes Zeichnungen und Gemälde lange Zeit eher im privaten Raum: abstrakte Landschaften, Stillleben, „Weibsbilder“ und Collagen. Erst in den 1980er Jahren erhielten sie vermehrt öffentliche Anerkennung. Inhaltlich und ästhetisch wegweisend und Anregung für ganze Künstlergenerationen sind seine Postkarten-Übermalungen, denen er 1981 drei Experimentalfilme widmete: das Filmtriptychon „Verwandlungen“.
Seit Anfang der 1990er Jahre wendet sich Strawalde der großformatigen Malerei zu. In seinem Atelier in Berlin-Karlshorst entstehen farbintensive Gemälde, wuchtige Abstraktionen und sinnliche Material-Collagen. Sie nehmen in einem suchenden, tänzerischen und lustvollen Prozess Gestalt an, den der Künstler selbst als Abenteuer erlebt.
Die Ausstellung versammelt 23 Gemälde, 50 Übermalungen, 27 Zeichnungen und Collagen von 1948 bis 2018 und bietet damit einen Einblick in 70 Jahre künstlerisches Schaffen von Strawalde / Jürgen Böttcher. Einige seiner Zeichnungen sind erstmals öffentlich zu sehen.
In die Ausstellung ist ein Kinoraum integriert, in dem 7 Filme gezeigt werden, die von den Gästen angewählt werden können: die drei Experimentalfilme „Verwandlungen“ von 1981 sowie vier Filme, die mit Dresden in Verbindung stehen: „Drei von vielen“ (1961), „Im Lohmgrund“ (1976), „Rangierer“ (1984) sowie „Kurzer Besuch bei Hermann Glöckner“ (1985). Weitere Filme werden im Begleitprogramm gezeigt, jeweils begleitet von einer inhaltlichen Einführung durch Experten.
Ein großer Teil der Werke stammt aus dem Besitz des Künstlers. Hinzu kommen Leihgaben aus folgenden öffentlichen Sammlungen: Lindenau-Museum Altenburg (Dauerleihgabe der Sparkassen-Kunststiftung Hessen-Thüringen); Albertinum / Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Zeitgeschichtliches Forum Leipzig; Kunstsammlung Neubrandenburg (Dauerleihgabe der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Neubrandenburg-Demmin); Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst. Leihgaben aus der Sammlung FriLo in Isny sowie aus Privatbesitz ergänzen die Präsentation.
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog im Sandstein Verlag mit Beiträgen von Marc Bauder, Matthias Flügge und Carolin Quermann sowie mit Würdigungen von Strawaldes / Jürgen Böttchers Künstlerkollegen und Freunden Lothar Böhme, Achim Freyer, Hubertus Giebe, Peter Graf, Peter Herrmann, Ricarda Horn, Mark Lammert, Helge Leiberg, Peter Makolies, Oskar Manigk, Harald Metzkes, Michael Morgner, Marion Rasche, Christine Schlegel, Cornelia Schleime, Günter „Baby“ Sommer, Fritz Straubinger und Manfred Zoller.
ISBN 978-3-95498-427-5, Preis: 28 Euro
Fr 23.11.2018, 16.30 Uhr
Kuratorenführung in zwei Ausstellungen – eine Kooperation mit dem Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Der Künstler Strawalde und sein Einfluss auf die Kunst in Dresden
mit Astrid Nielsen, Albertinum, und Dr. Carolin Quermann, Städtische Galerie Dresden
Treffpunkt: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Albertinum, Lichthof
mit Besuch der Ausstellung „Focus Albertinum: Ostdeutsche Malerei und Skulptur 1949 bis 1990“ und Fortsetzung des Gesprächs in der Städtischen Galerie Dresden
Eintritt frei
Di 27.11.2018, 16 Uhr
Kuratorenführung in zwei Ausstellungen – eine Kooperation mit der Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Die Schokoladenmädchen: Das Original von Jean-Étienne Liotard und die Verwandlungen von Strawalde
mit Roland Enke, Kurator der Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, und Dr. Carolin Quermann, Städtische Galerie Dresden
Treffpunkt: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Kassenhalle, mit Besuch der Ausstellung „Das schönste Pastell, das man je gesehen hat“ und Fortsetzung des Gesprächs in der Städtischen Galerie Dresden
max. 25 Teilnehmer, Anmeldung erforderlich unter Telefon 0351 / 49 19 2000, per E-Mail an besucherservice@skd.museum oder an den Kassen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Eintritt für beide Häuser inkl. Führungsgebühr: 12 Euro
Mi 28.11.2018, 19 Uhr
Filmabend mit Claus Löser
Jürgen Böttchers Filme „Wäscherinnen“ (DDR 1972, sw, 23 Min.) und „Die Küche“ (DDR 1986, sw, 43 Min.)
mit einer Einführung von Claus Löser, Filmhistoriker, und Dr. Carolin Quermann
im Museumskino der Technischen Sammlungen Dresden
Eintritt frei
Mi 5.12.2018, 15.30 Uhr
Ausstellungsrundgang mit Strawalde
mit Jürgen Böttcher / Strawalde und Dr. Carolin Quermann
max. 25 Teilnehmer, Anmeldung erforderlich unter Telefon 0351 / 488-7312 oder per E-Mail an service@museen-dresden.de
Führungsgebühr zzgl. Museumseintritt
Mi 5.12.2018, 19 Uhr
Gespräch mit Strawalde
mit Jürgen Böttcher / Strawalde und Matthias Flügge, Rektor der Hochschule für Bildende Künste Dresden
im Festsaal des Landhauses
Eintritt frei
Mi 12.12.2018, 19 Uhr
Filmabend mit Marion Rasche
Jürgen Böttchers Filme „Ofenbauer“ (DDR 1962, sw, 15 Min.) und „Martha“ (DDR 1978, Farbe, 56 Min.)
mit einer Einführung von Marion Rasche, Regisseurin, und Dr. Carolin Quermann
im Museumskino der Technischen Sammlungen Dresden
Eintritt frei
Fr 14.12.2018, 17 Uhr
Führung mit Gebärdensprachdolmetscherin
mit Monika Möhrer (Dresden) und Natalie Woltmann
Eintritt frei
Sa 15.12.2018, 10 Uhr
Familienworkshop (Kinder zwischen 6 und 12 Jahren)
Verwandlung in Serie
mit Natalie Woltmann, max. 15 Teilnehmer
Anmeldung erforderlich unter Telefon 0351 / 488-7312 oder per E-Mail an service@museen-dresden.de
3 Euro/Kind, eine erwachsene Begleitperson kostenfrei
Mi 9.1.2019, 19 Uhr
Filmabend mit Matthias Flügge
Jürgen Böttchers Film „Konzert im Freien“ (BRD 2001, Farbe, 88 Min.)
mit einer Einführung von Matthias Flügge und Dr. Carolin Quermann
im Museumskino der Technischen Sammlungen Dresden
Eintritt frei
Sa 12.1.2019, 11 Uhr
Führung in leichter Sprache
Ein inklusives Angebot für Menschen mit Lernschwierigkeiten
mit Natalie Woltmann
Führung kostenfrei zzgl. Museumseintritt
Öffentliche Führungen
So 11.11. | 25.11. | 9.12. | 23.12.2018 |13.1. und 27.1.2019 jeweils 11 Uhr
Führung durch die Ausstellung „Strawalde / Jürgen Böttcher. Zeichnung, Malerei, Film“ und die ständige Ausstellung „Malerei und Plastik 1900 bis zur Gegenwart“
Führung kostenfrei zzgl. Museumseintritt
Individuelle Gruppenführungen nach telefonischer Anmeldung unter
Telefon 0351/488-7312
3. November 2018 bis 27. Januar 2019
Dienstag bis Donnerstag, Samstag und Sonntag 10-18 Uhr
Freitag 10-19 Uhr, montags geschlossen
5 €, ermäßigt 4 €, Gruppen ab 10 Personen 4,50 €
Freitag ab 12 Uhr Eintritt frei
Richard Stratenschulte, Leiter Öffentlichkeitsarbeit, Museen der Stadt Dresden, Wilsdruffer Straße 2, 01067 Dresden
Telefon: 0351/488-7360, Fax: -7303
E-Mail: [email=richard.stratenschulte@museen–dresden.de]richard.stratenschulte@museen–dresden.de[/email]