Was passiert genau? Die Hormone bewirken im Körper, dass sich die Gefäße erweitern, die Organe dadurch stärker durchblutet werden und sich das Bindegewebe auflockert. Das gilt auch für die Mundschleimhaut, was dazu führt, dass das Zahnfleisch durchlässiger wird und die schädigenden Bakterien ebenso wie ihre giftigen Stoffwechselprodukte (Toxine) diesen Schutzwall leichter passieren können.
Der Körper reagiert mit einer Entzündung auf die Eindringlinge und vermehrtes Zahnfleischbluten(Gingivitis) ist die Folge. Häufig wird dann ein Teufelskreis in Gang gesetzt: Die Zähne werden aus Angst vor dem Zahnfleischbluten weniger geputzt, wodurch sich noch mehr Bakterien ansiedeln.
Das Ausmaß der Zahnfleischentzündungen kann sehr unterschiedlich sein. Die Übergänge sind fließend von leichten Zahnfleischschwellungen, die vermehrt bluten (Gingivitis), bis hin zur massiven, alle Zähne betreffenden irreversiblen Zahnbettentzündung (Parodontitis). Aber auch für die gesunde Entwicklung des Kindes können insbesondere die Zahnfleischentzündungen zur Gefahr werden. Durch konsequente Prophylaxemaßnahmen lassen sich Komplikationen während der Schwangerschaft vermeiden. Daher sollte möglichst bald nachdem Sie von Ihrer Schwangerschaft erfahren haben, einen zahnärztlichen Vorsorgetermin vereinbart werden.
((((Untersuchungen belegen, dass das Risiko, eine Frühgeburt zu erleiden oder ein untergewichtiges Kind zur Welt zu bringen, bei Frauen, die an einer Parodontitis erkrankt sind, um das Siebenfache erhöht ist: Durch die chronische Zahnfleischentzündung gelangen kontinuierlich körpereigene und bakterielle Entzündungsstoffe in die Blutbahn, die vorzeitige Wehen auslösen können. Durch gute Mundhygiene und regelmässige Prophylaxebehandlungen kann man diese Komplikationen vorbeugen.)))))
Unserer Empfehlungen gegen Zahnfleischentzündungen in der Schwangerschaft
1. Weil das Zahnfleisch auf bakterielle Zahnbeläge jetzt deutlich empfindlicher reagiert als sonst sollte die Mundhygiene besonders sorgfältig betreiben. Bei hormonell bedingtem geschwollenem Zahnfleisch lieber keine harte, sondern eine weiche Zahnbürste benutzen.
2. Ideal sind zwei zahnärzliche Untersuchungstermine in der Schwangerschaft.So können Veränderungen rechtzeitig erkannt und oft mit geringem Aufwand behoben werden.Beim ersten Termin, der möglichst im ersten Drittel der Schwangerschaft wahrgenommen werden sollte, ist eine umfassende Anamnese, ausführliche Aufklärung über die Ursachen von Karies und Gingivitis, Kariesrisikobestimmung, eine professionelle Zahnreinigung mit Fluoridierung und eine ausführliche Aufklärung über den Zusammenhang zwischen der Mundgesundheit der Mutter und der ihres Kindes durchzuführen. Der zweite Untersuchungstermin sollte ins letzte Drittel der Schwangerschaft, am besten in den 8. Monat, gelegt werden. Hier sollte eine erneute Befundaufnahme mit professioneller Zahnreinigung erfolgen.
3. Schwangere, die erbrechen müssen, sollten nicht sofort danach ihre Zähne putzen: Der Zahnschmelz ist durch die Magensäure angeraut und empfindlich. Lieber den Mund mit Wasser spülen und 20 Minuten bis zum Zähneputzen warten.
4. Bei zusätzlicher Aufnahme von Calcium beachten, dass sich Calcium- und Fluorid-Ionen fest verbinden! Der Körper kommt an das für den Schutz der Zähne notwendige Fluorid deshalb nicht mehr so leicht heran. Calciumtabletten und Fluorid (in Mundspüllösungen, Zahnpasten, Tabletten) also nicht gleichzeitig anwenden!
5. Akut notwendige Zahnbehandlungen müssen auch in der Schwangerschaft durchgeführt werden - allerdings wenden unserer Zahnärzte in der Regel nur die notwendigsten und unproblematischsten Behandlungsverfahren an. Umfangreichere, nicht akut notwendige Behandlungen sollten aber auf die Zeit nach der Entbindung verschoben werden.
6. Gesunde Ernährung heißt nicht nur viel frische Vitamine und Mineralstoffe, sondern auch zahnschonende Ernährung: Möglichst wenig zuckerhaltige Lebensmittel! Wenn die Lust auf Schokolade groß ist: Süßes lieber auf einen Rutsch essen und nicht über den Tag verteilen. Das gilt nicht nur für die werdende Mutter, sondern auch später für ihr Kind.