Die Oper ist eine lebendige Kunstform. Sie erwacht zum Leben, wenn Geschichten mit und durch die Musik hier und heute auf einer Bühne erzählt werden. Die Bühne, auf der die Internetoper entsteht, ist die virtuelle Welt der Web-Community. Das Internet ist demokratisch, vielfältig, kommunikativ, interaktiv und direkt, es fordert das Experiment, die Darstellung eigener Ideen und Auffassungen, es erneuert sich selbst. Ideale Voraussetzungen für eine Bühne. Bei der Internetoper ist jeder Regisseur, Darsteller, Bühnenbildner, Filmkünstler und kann die Szenen der Liebesgeschichte zwischen der jungen, luxusliebenden Manon Lescaut und dem armen Studenten Armand Des Grieux nach eigenen Vorstellungen und mit eigenen Bildern auf die virtuelle Bühne bringen.
Die Sängerinnen und Sänger des Musiktheaters im Revier und die Neue Philharmonie Westfalen haben in den letzten Monaten bereits die Musik von Giacomo Puccinis Oper "Manon Lescaut" aufgenommen. Auch die Musik von Hans Werner Henzes Lyrischem Drama "Boulevard Solitude" wird in Kürze aufgenommen werden. Beide Opern, die die tragische Liebesgeschichte aus ganz verschiedenen Blickwinkeln erzählen, hat das MiR mit Hilfe der Romanvorlage von Abbé Prévost zu einer fortlaufenden Geschichte verknüpft und in einzelne kurze Episoden aufgeteilt. Jeder kann sich eine, mehrere oder alle Episoden auswählen und die eigenen Ideen auf jeden gängigen Filmdatenträger bannen, hochladen und so Teil der Internetoper werden. In einer Toolbox stellt das MiR zu jeder Episode eine genaue Anleitung zum Mitmachen, eine kurze Beschreibung der Handlung, die dazugehörige Musik in zwei Varianten und ein Orchestervideo sowie den gesungenen Text in deutscher Übersetzung zur Verfügung.
Am Ende des Kulturhauptstadtjahres wird es auf diese Weise eine neue Oper geben, mit neuen Blickwinkeln, neuen Sichtweisen, anderen Klängen und vielen neuen Gesichtern.
Die Internetoper ist eine Kooperation des Musiktheaters im Revier mit 2010lab.tv und der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 für "Das Henze-Projekt. Neue Musik für eine Metropole". Sie wird ermöglicht durch die Bürgerstiftung Gelsenkirchen und die Stadt Gelsenkirchen.