Es heißt immer: die Masse macht´s. Doch beim Drucken und Kopieren fallen die vielen einzelnen ultrafeinen Partikel (UFP) mit Teilchendurchmessern von unter 0,1 µg kaum ins Gewicht. Dennoch sind sie hoch relevant. Die hohen Partikelanzahl-Konzentrationen in der Atemluft von Innenräumen bergen eine große Gefahr.
Die ultrafeinen Partikel haben im Verhältnis zu ihrer Masse eine extrem große Oberfläche. Verbunden mit Schadstoffen, wie z.B. Metallen und Chemikalien können sie pro Masseeinheit toxischer wirken als größere Feinstaubpartikel (HEI 2013). Die schlecht löslichen Stoffe dringen tief in die Atemwege ein, und es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie wieder ausgeatmet werden können. So bleiben sie in der Lunge und treten in Wechselwirkung mit dem Epithel. Die entstehenden Entzündungen der Atemwege können in der Folge zu Asthma führen. [1] Lidia Morawska, eine Professorin für Umwelttechnik an der Queensland University of Technology in Brisbane, hat verschiedene Studien zu diesem Thema durchgeführt. In einer Studie aus dem Jahr 2007 untersuchte sie den „Initial burst“ mit Milliarden ultrafeiner Partikel pro 1 Seite Druck (He et al 2007).
Ultrafeinstaub dringt tief in die alveolare Region der Lunge vor. Vom Immunsystem nicht immer erkannt, gelangen die kleinsten Partikel in die Lungenzellen, von dort in das Blut, das lymphatische System und die Organe.
- Ultrafeine Partikel können dann zu oxidativem Stress und Entzündungen in den betroffenen Geweben bis hin zum Zelltod führen (Habre et al. 2018).
- Langfristig können sich Atemwegs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickeln. [1]
- Hinweise gibt es für ein erhöhtes Risiko einer Typ-2-Diabeteserkrankung (EZE et al. 2015).
- UFP können die Blut-/Hirnschranke überwinden.
- Studien weisen auf Zusammenhänge zwischen chronischer Feinstaubexposition und neurokognitiver Fehlfunktion im Alter (Erkrankung an Demenz) sowie
- verzögerter neurokognitiver Entwicklung von Kindern hin (SUNYER et al. 2015; RANFT et al. 2009).
- Besonders schädlich sie die kleinsten Partikel für vorerkrankte Menschen, ungeborenes Leben und ältere Menschen (HEINRICH und SLAMA 2007; BENTAYEB et al. 2012).
Prof. Dr. Christian Witt, Leiter des Arbeitsbereiches Ambulante Pneumologie der Medizinischen Klinik der Charité macht das Problem der Laserdruckeremissionen deutlich:
„Die ultrakleinen Partikel, die in der Luft schweben, sind so winzig, dass sie außerhalb der menschlichen Wahrnehmung liegen. Man kann sie also weder sehen noch fühlen, schmecken oder riechen.“ Er weist auf die Fürsorgepflicht der Arbeitgeber und mögliche Schutzmaßnahmen besonders für vorbelastete Menschen hin, z.B. separate Druckerräume, gut lüften, Filter an die Lüftungsschlitze anbringen. Da die Forschung noch im Anfangsstadium ist, heißt es Vorsicht walten lassen, denn auch bei anderen Stoffen wie zum Beispiel Asbest, hat man erst 30 Jahre nach dem großflächigen Einsatz die Krebsgefahr entdeckt. [3]
Belastung der Atemluft im Innenraum – keine Regelungen und keine Grenzwerte
Wir alle wissen heute um die Problematik mit den Feinstaubbelastungen in der Außenluft. Bei hohen Werten bleibt uns nur eine Lösung: ab ins Haus, Fenster und Türen zu und abwarten.
Doch was passiert, wenn der Innenraum messbar noch höher belastet ist? Durch ungelöste Altlasten, wie Asbest, Formaldehyd und Holzschutzmittel sowie dem aktuellen Fokus aller Parteien auf die Klimapolitik sind wir heute in einer Situation, in der die Gefahren aus Innenräumen, in denen wir 90 % der Zeit verbringen, in den Hintergrund geraten.
Die heutige Innenraumluft mit klimagerechter Bauweise führt bei 10-fach geringerem Luftaustausch zur Aufkonzentration von Schadstoffen. Messungen in Größenordnungen von bis zu 1.000 µg/m3 Feinstaub sind keine Seltenheit. Im Falle der Laserdrucker ergaben amtliche Messungen von Laserdruckern im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) durchschnittlich 2,37 Milliarden Partikel pro Seite, darunter metallische Nanopartikel aus dem Toner und Flammschutzmittel.
Die Messungen dienten als Grundlage für die Kriterien des Blauen Engels ab 2014. Man entschied sich, das Partikelzählmessverfahren anzuwenden, denn die winzig kleinen Partikel fallen kaum ins Gewicht.
Man sieht es nicht, wir messen es kaum, aber es wirkt. Leider gibt es für Innenraumluft bis heute kaum gesetzliche Regelungen. Es gibt keine Grenzwerte.
Menschen sind nicht nur einem einzigen Stressfaktor ausgesetzt. Interaktionen [4, 5] der elektrisch aufgeladenen UFP mit anderen Bestandteilen der Innenraumluft wie z.B. Carbon Black und Metallen vor dem Hintergrund der ggf. katalytisch wirkenden hochfrequenten Felder sind keineswegs ausgeschlossen, Synergieeffekte sind denkbar, aber bis dato vollständig unerforscht.
Wir brauchen Regeln!
Auf Basis des Artikel 20a des Grundgesetzes gilt die Anwendung des Vorsorgeprinzips, speziell im Umgang mit umweltgefährdenden Stoffen und Gegenständen. Die Wissenschaft steckt in Bezug auf die ultrafeinen Partikeln und Nanopartikel nach 30 Jahren noch immer in den Kinderschuhen. So muss der Staat in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen, hier die Innenraumluft im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung schützen.
Was bleibt ist: Vorsicht, um sich zu schützen
4.000 Betroffene haben sich bis heute bei nano-Control, Internationale Stiftung, gemeldet. Diese Menschen sind zum Teil auf das Schwerste erkrankt, da sie teils über Jahrzehnte täglich wiederkehrenden Emissionen aus Laserdruckern ausgesetzt waren. Die Suche nach der Ursache für die offensichtlichen Wirkungen dauerte oft Jahre.
Schon bei leichten Symptomen müssen zwingend Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit getroffen werden. Husten, Niesen, Kopfschmerzen, Augenbrennen oder andere Symptome ohne ersichtlichen Grund, die dann auch noch vornehmlich im Büroumfeld auftreten und sich möglicherweise im Urlaub immer deutlich verbessern sind Warnsignale, die wir nicht ignorieren dürfen. [6]
Der Blaue Engel bietet keinen Schutz
Laserdrucker sind seit mehr als 30 Jahren in unserem täglichen Leben im Gebrauch. Zurzeit sind es ca. 20 Millionen Geräte in unseren Innenräumen, die dadurch regelmäßig kontaminiert werden. Die behördlich durchgeführten Messungen und die Vergabe des Blauen Engels suggerieren Kontrolle, wo keine ist. Messungen der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung im Jahr 2011 ergaben Spitzenwerte bis zu 7,6 Milliarden emittierte Partikel pro gedruckter Seite.
Die Partikel wurden im Jahr 2014 für den Blauen Engel auf 350 Milliarden Partikel je 10 Minuten Druckzeit begrenzt. Die Innenraumlufthygiene-Kommission (IRK) des Umweltbundesamts verzichtet bis heute auf eine toxikologische Einzelfallbetrachtung und stellt den Prüfwert stattdessen in den hygienischen Gesamtzusammenhang der Exposition im Büro und zu Haus.
Eine vollständige Deklaration über die Inhaltsstoffe der Laserdrucker-Bestandteile, und erst recht das Wissen über die entstehenden Emissionen wie z.B. flüchtige organische Verbindungen (VOC) – wie Benzol, Styrol und Toluol, polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Ozon, verschiedene Metalle wie Cadmium, Chrom, Nickel, Arsen, Antimon und Blei, aber auch endokrine Disruptoren wie Phthalate und Organozinnverbindungen steht bis heute aus. Dieser Mix aus Hunderten verschiedenen Chemikalien, von denen nicht wenige schon in anderen Zusammenhängen unangenehm aufgefallen sind, kann Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben, einschließlich Toxizität, Mutagenität und kanzerogenen Effekte.
Karenz – Gehen Sie den winzig kleinen Partikeln am besten aus dem Weg
Schützen Sie sich vor ultrafeinen Stäuben und Nanopartikeln, so gut es eben geht. Dies gilt besonders für vorerkrankte Menschen, z.B. mit Atemwegs- oder Immunerkrankungen. Eine Kurzzeitexposition ist sicherlich nicht gleich schädlich, denn der menschliche Körper ist und bleibt ein Wunder der Natur. Doch sorgen Sie dafür, dass Sie nicht dauerhaft und jeden Tag neben Laserdruckern und Kopierern sitzen. [7]
Wie kann ich mich effektiv schützen im Büro, im Home-Office und Privat
Es ist wichtig, die Risiken, die sich aus der Luftqualität in Innenräumen ergeben zu erkennen, erkannte Risiken mit Raumluft-Messgeräten zu überwachen und ggf. Maßnahmen zu ergreifen, um die Exposition gegenüber ultrafeinen Stäuben, z.B. mit Filtern zu minimieren.
- Schutz vor Feinstaub und Nanopartikeln im Innenraum – Lüften
- Verwendung von Messgeräten, Luftfiltern und Luftreinigern
- Aufstellung von Laserdruckern in separaten Räumen mit autarker Zu- und Abluft
- Sicher drucken mit Tinte statt Toner (ein Muss für das Home-Office)!
- Kinder, vorerkrankte und ältere Menschen sind besonders gefährdet und zu schützen
- Nicht essen oder trinken in der Nähe von Laserdruckern oder Kopierern
Und vor allen Dingen: Unsere Kleinsten müssen geschützt werden. Die winzig kleinen Partikel können schon ihre Entwicklung stören und früh zu irreversiblen Atemwegserkrankungen führen.
Heike Krüger
Vorstands-Vorsitzende
- Birmili W, Süring K, Becker K, Gerwig H, Schwirn K, Löschau G, Plass D, Tobollik M : Umweltbundesamt– UMID 2/2018 : Ultrafeine Partikel in der Umgebungsluft – Aktueller Wissensstand
- Am J Respir Crit Care Med. 2023 May 15;207(10):1334-1344. doi: 10.1164/rccm.202209-1837OC
- Witt, Charité : allergikus 1/2017
- Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) Wissenschaftlich diskutierte biologische und gesundheitliche Wirkungen hochfrequenter Felder, https://www.bfs.de/...
- Radiofrequency at 2.45 GHz increases toxicity, pro-inflammatory and pre-apoptotic activity caused by black carbon in the RAW 264.7 macrophage cell line, Science of The Total Environment, Volume 765, 15 April 2021
- nano-control.org
- Shanshan He · Jie Han Published July 31, 2020. org/10.3892/mmr.2020.11399