Warum erfolgt überhaupt Wildregulierung in einem Nationalpark, warum gilt hier nicht "Natur Natur sein lassen"? Die Wildregulierung im Nationalpark bewegt sich im Spannungsfeld zwischen dem Schutzziel, ungestörte Naturprozesse zu ermöglichen, und der Tatsache, dass der Nationalpark umgeben ist von genutzten und durch den Menschen stark veränderten und gesteuerten Flächen. Zwischen Nationalpark und Umfeld bestehen erhebliche Wechselwirkungen. Zum Beispiel wechselt Schwarzwild aus dem Nationalpark und kann Schäden auf Feldern verursachen. In den Stellungnahmen zum neuen Nationalparkplan gab es sehr konträre Ansichten, von der Intensivierung der Bejagung auf der gesamten Nationalparkfläche bis hin zur Forderung nach völligem Verzicht auf jegliche Regulierung. Der vom Umweltministerium gebilligte Nationalparkplan enthält zur Wildregulierung u.a. folgende Sätze: "Ein Eingriff in Wildtierpopulationen muss sich streng am Schutzzweck orientieren. Jagd ist deshalb nur im Rahmen der Unterstützung der Naturschutzziele als Managementmaßnahme zulässig."
Jetzt wurde ein differenziertes Konzept entwickelt, das inhaltlich vier Schalenwildarten berücksichtigt (wovon drei reguliert werden sollen) und räumlich drei Zonen vorsieht. Es ist entstanden auf der Basis des Gesetzesauftrages, mehr als 10 Jahren Erfahrung mit der Wildregulierung im Hainich, internen Diskussionen unter Hinzuziehung von Fachleuten und Berücksichtigung der Handhabung in anderen deutschen Nationalparken.
"Mir ist bewusst, dass Wildregulierung in einem Nationalpark ein fachlich sehr anspruchsvolles, kontrovers und emotional diskutiertes Thema ist. Lösungen, die alle Beteiligte voll zufriedenstellen, gibt es daher nicht; Kompromisse sind gefragt. Wir haben uns mit dem jetzt vorliegenden Konzept bemüht, den aus unserer Sicht bestmöglichen Ausgleich zwischen den verschiedenen Interessen zu finden. Wir wollen damit weiterhin eine hohe Glaubwürdigkeit bei der Umsetzung der Nationalparkziele im Hainich erreichen und seine anerkannt hohe fachliche Qualität halten, auch im Hinblick auf die Beantragung als Weltnaturerbe", so Nationalparkleiter Manfred Großmann.
Manfred Großmann
Leiter Nationalparkverwaltung