Es handelt sich vielmehr um einen biologischen Regenerationsprozess, der zur Zeit mit ungeahnter Geschwindigkeit den gesamten mitteleuropäischen Raum erfasst hat und durch den Klimawandel gesteuert wird. Die Fichte wird auf den Standorten, wo sie von Natur aus nicht heimisch ist, zurückgedrängt. Aktuellstes Beispiel war 2007 der Raum Ilsenburg, wo die großflächigen Fichtenwälder betroffen sind, die dort vom Menschen einst zur Versorgung der Ilsenburger Eisenhütten als Nutzwälder gepflanzt wurden. Auch mit intensivsten Waldschutzarbeiten wäre diese Entwicklung nicht zu verhindern gewesen.
Das Problem des Harzes wurde intensiv diskutiert – hier ist die Fichte nur in den höchsten Lagen heimisch. Der Großteil der Fläche des Nationalparks Harz wäre von Natur aus Buchenwald – und genau da wird die Fichte förmlich vom Borkenkäfer aufgefressen, denn es ist ihr zu warm.
Die Verbänderunde war sich mit dem Nationalpark einig: in der Zukunft werden die Käferprobleme noch zunehmen. Auf die Fragen der Umweltverbände wurde vom Nationalparkleiter Pusch unterstrichen, dass der Park in der Kernzone konsequent bei der in der Zonierung festgelegten Linie bleiben wird – hier wird es keine menschlichen Eingriffe in den Wald geben. Anders ist es in der Naturentwicklungszone, die derzeit noch 58% der Nationalparkfläche einnimmt. Hier versucht der Nationalpark, unter den sterbenden Fichten möglichst viele Buchen, aber auch andere Baumarten wieder zurück zu bringen, ehe die Fichtenbestände ganz zusammenbrechen. Dabei wird auch – insbesondere an den Nationalparkgrenzen – aktiv gegen den Käfer vorgegangen. Dies kann auch zu Kahlflächen führen, die man zwar vermeiden wolle, was aber nicht immer möglich sei, wie Pusch und Dr. Kison erklärten.
Weitgehende Einigkeit herrschte auch in dem Punkt, dass hier vorübergehend schweres Forstgerät eingesetzt werden kann und muss, um das befallene Holz rechtzeitig zu bergen. Andere Nationalparke wie die im Bayerischen Wald, Sumava, der Tatra, den Beskiden, im Riesengebirge und in der Eifel gehen ähnlich vor und es gibt zu dieser Methode unter unseren Verhältnissen keine vernünftige Alternative. Das begleitende Wildtiermanagement muss auf jeden Fall in enger Absprache mit den Nachbarforstämtern und Jagdpächtern geschehen. Eine Notwenigkeit der Einstellung des Wildtiermanagements sehen die Verbände nicht.
Die Verbände begrüßten unisono das Zustandekommen des Treffens und sprachen sich für weitere regelmäßige Zusammenkünfte, auch als Exkursionen, aus. NABU und BUND betonten, dass die Informationspolitik des Nationalparks noch viel offensiver werden müsse. Es könne nicht sein, dass sich der Nationalpark für den Borkenkäfer sozusagen entschuldigen müsse. Der Borkenkäfer zeigt lediglich eine Fehlentwicklung vergangener Jahrhunderte in Kombination mit dem aktuellen Klimawandel auf. Alles was der Nationalpark tun könne ist, diese Probleme als eine Chance zu nutzen, die ökologische Waldentwicklung hin zu stabileren Mischwaldbeständen in den mittleren und unteren Lagen des Nationalparks Harz zu fördern.