Vor der Besenderung und auch danach hatte sich das junge Männchen zunächst in der Nähe des Luchsschaugeheges an der Rabenklippe bei Bad Harzburg aufgehalten. Aufgrund der Paarungszeit interessierte er sich offenbar stark für die Weibchen im Gehege. Diese Leidenschaft blieb ohne jede Erfüllung und dennoch nutze der Luchs auch nach der Besenderung zunächst eine relativ kleine Fläche von rund 10 Quadratkilometern rund um die Rabenklippe.
Nun allerdings hat M1, wie das Tier bei den Luchsforschern heißt, Erstaunliches geleistet. Am 1. April 2008 gab das Männchen offenbar alle Pläne auf, mit den eingesperrten Luchsinnen im Norden des Harzes anzubändeln, und überquerte innerhalb von nur 36 Stunden das gesamte Mittelgebirge an dessen breitester Stelle. Seither bewegt sich der Luchs entlang des südlichen Harzrandes und hat seit dem Fang am 17. März eine Strecke von über 90 Kilometern zurückgelegt.
"In den kommenden drei Jahren möchten wir noch zwei weitere Luchse mit Halsbandsendern versehen und werden sicher noch manche interessante Neuigkeit über das Verhalten der Tiere in Erfahrung bringen", sagt Nationalparkleiter Andreas Pusch. Ohne das finanzielle Engagement der Niedersächsischen Umweltstiftung und der Klara-Samariter-Stiftung hätte das Projekt nicht begonnen werden können. Nur so war es möglich, den ersten Luchs mit einem hochmodernen GPS-Halsband auszustatten. Das Halsband ermittelt regelmäßig, ähnlich einem Pkw-Navigationsgerät, seine Position, speichert diese zunächst und verschickt nach jeweils sieben Ortsbestimmungen über das am besten zu erreichende Mobilfunknetz eine SMS. Die Forscher im Nationalpark erhalten so die neusten Daten vom Luchs direkt auf den PC am Schreibtisch. "Die Spannung ist an den Tagen besonders groß, an denen das nächste Datenpaket von M1 erwartet wird.
Ohne den Einsatz der Technik hätten wir den Kontakt zu dem Luchs vermutlich bereits verloren"; berichtet Andreas Pusch, "denn eine derart schnelle und raumgreifende Wanderung über den ganzen Harz hinweg hatte keiner erwartet."