Während der zweitägigen Evaluierung wurden Gespräche mit Mitarbeitern der Parkverwaltung geführt und Handlungsansätze für Verbesserungen diskutiert. Im Rahmen einer Exkursion konnte sich das Komitee ein Bild über Informationseinrichtungen und verschiedene Managementstrategien machen. Einschätzungen von externen Gesprächspartnern ergänzten den Ablauf. Seitens des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz nahmen Dr. Karin Kaiser und Martin Küthe an der Evaluierung teil. Im Vorfeld hatte die Nationalparkverwaltung einen umfangreichen Fragebogen ausgefüllt, der von einem unabhängigen Planungsbüro ausgewertet worden war.
In einem ersten Resümee nach den Gesprächen lobte das Komitee das bisher Erreichte des jungen Nationalparks. Aufgrund der Mitwirkung in zahlreichen Gremien und Arbeitskreisen und der Kooperation mit örtlichen Vereinen und Interessengruppen, genieße der Park mittlerweile eine breite Unterstützung. Auch leiste das Schutzgebiet mit seinen vielfältigen Bildungs- und Naturerlebnisangeboten sowie Informationseinrichtungen einen wichtigen Beitrag zum Image und der wirtschaftlichen Entwicklung der Region, hieß es seitens der Experten.
Der Fachausschuss unterstrich, dass das oberste Ziel des Nationalparks in der Umsetzung des Leitsatzes "Natur Natur sein lassen" liege. Zur Erreichung dieses Zieles gilt es, insbesondere auf partizipativen Wegen, Eckpunkte für ein Wildtiermanagement zu finden, das sowohl Interessen der Nationalparknachbarn als auch dem Prozessschutzgedanken gerecht wird. Eine Herausforderung für die Parkverwaltung werde weiterhin in einer ausgewogenen Balance von Naturschutzbelangen und Regionalentwicklungsinteressen liegen. Die Erreichbarkeit des Nationalparks mit dem öffentlichen Nahverkehr sei zu verbessern.
Im Anschluss an die jetzt durch das Komitee durchzuführende Berichterstellung werden die Ergebnisse und Empfehlungen dem Park und dem zuständigen Landesministerium übergeben. Damit soll die Qualität des Managements langfristig gesichert und angehoben werden. Sie dienen ferner als Instrumentarium, um Aufgaben wie Naturschutz, Forschung und Bildung sowie umweltgerechte Regionalentwicklung effektiv umzusetzen.
In den kommenden Monaten führt das Evaluierungskomitee die Überprüfung in den restlichen der 14 deutschen Nationalparks durch. Angestoßen von EUROPARC Deutschland, dem Dachverband der Nationalen Naturlandschaften, ist diese Initiative weltweit die Erste ihrer Art für Nationalparks.
Teilnehmer des Vor-Ort-Komitees sind: Dr. Volker Scherfose (BfN), Josef Seidenschwarz (LANA Bayern), Sylvia Wagner (LANA Nordrhein-Westfalen), Prof. Kai Tobias (Wissenschaft), Prof. Stefan Heiland (Wissenschaft), Ulrich Meßner (AG Nationalparke), Holger Wesemüller (EUROPARC Deutschland), Arnd Winkelbrandt (NGOs), Karl Friedrich Sinner (Vorstand EUROPARC Deutschland, Projektleitung) und Andrea Hoffmann (EUROPARC Deutschland, Projektkoordination).
Hintergrund:
Zur Überprüfung der Managementeffektivität von Nationalparks sind Qualitätskriterien und -standards in zehn Handlungsfeldern in einem mehrjährigen Prozess entwickelt worden. Damit kann nunmehr in Deutschland in den drei Schutzkategorien - Nationalparks, Naturparks und Biosphärenreservaten - auf anspruchsvolle Qualitätsstandards zurückgegriffen werden. Den Fragenkatalog "Qualitätskriterien und -standards für deutsche Nationalparke" finden Sie online unter www.nationale-naturlandschaften.de/....
Unterstützt wird die erstmalige Evaluierung der deutschen Nationalparks im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens "Anwendung von Qualitätskriterien und
-standards zur Evaluierung der deutschen Nationalparke" vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) im Zusammenwirken mit den Ländern und EUROPARC Deutschland.