Bei dieser Spezies handelt es sich um eine Unterart des Homo sapiens, die sich besonders dadurch vom „gemeinen Menschen“ unterscheidet, dass ihre hellwachen Augen stets suchend in die Ferne oder auf den Boden gerichtet sind. Weitere charakteristische Merkmale sind vor dem Bauch baumelnde optische Geräte, wie Fernglas, Fotoapparat oder Lupenbecher. Typisch ist auch ein im Verhältnis zu Körpergröße übergroßer Rucksack, der Bestimmungsbücher und Nahrung enthält. Der Entdecker erreicht eine Größe von bis zu zwei Metern, ist von robuster Gesundheit und zu allen Jahreszeiten und bei jedem Wetter im Nationalpark zu finden.
In der Vergangenheit tauchte der Homo exploratorius vor allem in größeren Trupps auf, an deren Spitze ein barfüßiges, in dezente Farben gekleidetes und mit einer Grabeforke oder einem Fernglas ausgerüstetes Leittier stand. In den letzten Jahren konnte er aber verstärkt auch einzeln oder im Familienverband im Nationalpark angetroffen werden. Interessante Neuentwicklung: Durch die Anerkennung des Wattenmeeres als Weltnaturerbe 2009 hat die Zahl der interessierten Naturbeobachter nicht nur insgesamt zugenommen, sondern es werden verstärkt auch Vertreter des Entdeckers aus fernen Gefilden in Gebiet beobachtet, sogenannte `discoverer´. Sie nehmen ungeahnte Strapazen auf überfüllten Autobahnen und in klimatisierten Reisebussen auf sich, stellen sich dem Überlebenskampf im fremdsprachigen Küstenraum und trotzen den Wetterunbilden der Nordsee - alles nur, um die Ruhe und Weite der weltweit einzigartigen Natur des Wattenmeeres zu entdecken.
Egal ob Discoverer oder Entdecker, sie durchstreifen bedächtig ihr Gebiet, immer wieder kurz innehaltend, der Blick schweift dabei suchend umher. Wird etwas Auffälliges gesichtet, richtet der erfolgreiche Entdecker ruckartig den Arm mit ausgestrecktem Zeigefinger auf das Objekt der Begierde. Sofort fällt der Blick aller anderen Gruppenmitglieder in die gleiche Richtung. Parallel zu diesem so genannten „Synchronblicken“, werden für Außenstehende häufig unverständliche Worte wie „Sanderling!“, „nein Knutt“, „nee, irgendein Strandläufer, glaube ich“ gewechselt. Ein Blick durch das optische Gerät, im Zweifelsfall auch in die mitgeführte Fachliteratur, schafft Klarheit über den entdeckten Vogel, was durch die Anderen mit zustimmendem Nicken bestätigt wird. Danach beginnt das beschriebene Verhaltensschema aufs Neue. Gerade bei den jährlich im Oktober wiederkehrenden Zugvogeltagen lässt sich dieses Verhalten vielerorts sehr schön beobachten. Übrigens auch eine gute Gelegenheit für den interessierten Außenstehenden, Kontakt zu den Entdeckern aufzunehmen und am Ende vielleicht sogar selbst dazu zu gehören.
Andere Vertreter der Art wiederum werden in Bodennähe angetroffen, wo sie kniend, auf dem Bauch liegend oder im Watt auch grabend der Beutesuche nachgehen. Dabei ist der Entdecker ein Allessucher, von Würmern über Muscheln und Schnecken bis hin zu Pflanzen wird alles gerne entdeckt.
Der Entdecker ist von freundlicher Wesensart. Dem entdeckten Lebewesen wird kein Schaden zugefügt, sondern es wird ruhig beobachtet, intensiv betrachtet, allenfalls behutsam in die Hand genommen, aber dann unverzüglich wieder in Ruhe gelassen.
Im Nationalpark umfasst der Lebensraum des Entdeckers die Erholungs- und Zwischenzone und die Wege in der Ruhezone. Diese Spezies wird im Nationalpark gerne gesehen. Mehr noch, bei Bedarf wird sie in den Nationalpark-Informationseinrichtungen, von der Nationalparkwacht und den zertifizierten Watt- und Gästeführern liebevoll betreut.
Vielleicht gehören Sie ja auch zu der vorgestellten Unterart. Finden Sie es selbst heraus: Im Weltnaturerbe und Nationalpark Wattenmeer gibt es zu jeder Jahreszeit viel zu entdecken.
Tolle Naturerlebnisse mit vielen großen und kleinen Entdeckungen wünscht Ihnen auch zukünftig Ihre Nationalparkverwaltung
Wer alle Entdeckerartikel noch einmal nachlesen möchte, findet sie in den beiden Büchern „Wattenmeer für Entdecker“ und „Wattenmeer für Entdecker – Die Zweite“. Die Bücher sind für jeweils 9,95 € erhältlich in den Nationalpark-Häusern und -Zentren, im Buchhandel oder direkt beim NW Verlag in Bremerhaven.