Genau das geschah in vergangenen Jahrhunderte, mehrfach. Sturmfluten zerstörten Häuser und Kirchen, Menschen ertranken und 1651 schwappte die "Petriflut" über die Insel: Juist wurde zweigeteilt , für fast 300 Jahre. In mühevoller Arbeit schütteten die Insulaner Sanddämme auf, schlossen so den Riss und die Insel war wieder ganz. Ein See blieb zurück, der Hammersee. Sein Salzgehalt verschwand allmählich und heute ist er ein Süßwasser-Refugium für unzählige Vogelarten.
Im Westen, dort wo Wattenmeer und offene See aufeinander treffen, liegt das Billriff. Eine wüstenähnliche Sandfläche, die nur bei Ebbe aus dem Meer auftaucht. Das Gebiet darf ausschließlich mit kundigen Führern und höchstens am Rande betreten werden , nicht nur, weil die Natur geschützt werden soll, sondern auch, weil es hier lebensgefährlichen Treibsand gibt.
Wie alle ostfriesischen Inseln, wandert auch Juist von Nord nach Süd und von West nach Ost. Die Flut spült ganze Teile des Strandes und der Dünen fort, jährlich müssen deshalb aufwendig künstliche Sandberge neu aufgeschüttet werden. So verändert sich die Insel ständig. Mitarbeiter des Nationalparks Wattenmeer beobachten mit Sorge, dass der Meeresspiegel ansteigt und Sturmfluten zunehmen. 92 000 Touristen kommen jedes Jahr nach Juist, 1700 Einheimische leben ständig hier. Alle bewegen sich mit Rädern, Pferden oder zu Fuß. Autofahren ist strikt verboten.
Die Geschichte der Insel, ihre geografischen Veränderungen und das in der Vergangenheit oft entbehrungsreiche Leben der Inselbewohner wird anhand von Naturaufnahmen und historischen Dokumenten erzählt. Einheimische schildern ihren heutigen Alltag, Naturschützer und Klimaforscher kommen zu Wort. Mit allen zusammen blicken Hanna Legatis und ihr Team in die Zukunft, auf das Leben in einem Naturparadies, das mit großem Engagement geschützt werden muss.
Gedreht wurde zu unterschiedlichen Jahreszeiten, im Sommer und im Winter. So bekommt der Zuschauer fast gegensätzliche Gesichter der Insel zu sehen: ein erfrischend klares, liebliches, quirlig und voller Touristen. Und ein beeindruckend raues, eines wo die Insulaner nahezu unter sich sind und den Betrachter sehr viel näher an sich heran lassen.