Beginnen wir unsere Pflanzenschau im Wasser, z. B. mit dem Blasentang. Eine typische Art der Wasserwechselzone ab 0,5 m unterhalb der Hochwasserlinie. Im Wattenmeer, wo Steine und Felsen fehlen, wächst er meist auf künstlichen Uferbefestigungen. Wenn die See kuschelige 17 Grad hat, finden wir am Ende der Stängel Blasen mit warziger Oberfläche und glibberigem Inhalt. Sie enthalten Geschlechtszellen, die durch die Poren austreten und benachbarte Pflanzen befruchten. Diese mikroskopisch kleinen Jugendstadien der Algen, setzen sich an neuen Wuchsorten fest und wachsen heran.
Manch einer von uns wagt es jetzt auch schon seine Füße in das seichte Wasser des Watts zu stecken. Aber damit ist er nicht der erste. Der Queller hat bereits im letzten Herbst seine kleinen Samen dem Meerwasser übergeben. Nun beginnt die Zeit, wo aus ihnen im Übergangsbereich zwischen Land und Meer neue kleine Pflänzchen heranwachsen.
Auch in den Salzwiesen beginnt der Pflanzenwuchs. So schiebt das Andelgras in der unteren Salzwiese erste zarte Ausläufer aus dem Boden. Aus den Samen der Strandnelke, die sich im letzten Jahr an kleinen Fallschirmen aus vertrockneten Blütenkelchen verbreitet haben, entstehen neue Pflänzchen.
So haben fast alle Arten Besonderheiten bei der Vermehrung und Verbreitung. Die kleine hell-rosa blühende Schuppenmiere z.B. hat den bekannten Ausspruch "Duschen ohne nass werden - geht nicht" widerlegt! Sie schützt ihre Blüten, indem die rosa Kronblätter sich bei steigendem Wasser schließen und wie in einer Taucherglocke eine Luftblase festhalten, die das Blüteninnere trocken hält. Wenn Sie eine Blüte mit dem Stiel voran unter Wasser ziehen, können Sie dies beobachten!
Die unscheinbaren Blüten unserer Strandbinse werden vom Wind oder von kleinen Fliegen bestäubt. Damit sich die Samen möglichst weit verbreiten können, besitzen sie kleine Anhängsel. Mit denen können sie an vorbei laufenden Ameisen hängen bleiben und von den ahnungslosen Tieren in andere Bereiche transportiert werden.
Nicht unerwähnt bleiben soll die Strandquecke. Ihre jungen Pflänzchen verschaffen sich selber einen Standortvorteil. Sie sind in der Lage, einen Hemmstoff in den Boden abzugeben, der das Wachstum anderer Pflanzen bremst.
Einen anderen Trick hat der Strandwermut. Diese silbrig grüne Pflanze kann sich und seine Vermehrungsorgane gegen Verbiss schützen. Der bekannte Begriff "Wermutstropfen" kommt daher, dass die Pflanzen extrem bitter schmecken. Ein Sträußchen Wermut für einen Verehrer bedeutete die bittere Nachricht: "Ich bin vergeben, Du kommst zu spät."
Seien Sie nicht zu spät und nutzen Sie das herrliche Frühlingswetter zu einer Entdeckertour in die faszinierende Pflanzenwelt des Nationalparks.