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Neuer Kaffeekodex der falsche Weg

Fair Handelsorganisationen GEPA, dwp und EL PUENTE sowie Öko-Verband Naturland kritisieren 4C-Initiative

(lifePR) (Gräfelfing, )
Der am Freitag von der Kaffeewirtschaft vorgestellte freiwillige Verhaltenskodex (Common Code for the Coffee Community oder 4C) ist für das Fair Handelsunternehmen GEPA, die Fair Handelsorganisationen dwp, EL PUENTE (die Import- und Großhandelsorganisationen des Forums Fairer Handel) und den ökologischen Anbauverband Naturland die falsche Antwort auf die Probleme der Kaffeebauern: Standards auf niedrigem Niveau dienen als Marketinginstrument der Kaffeewirtschaft.

Die Kaffee-Industrie geht mit 4C keinerlei Verpflichtungen gegenüber den ca. 25 Millionen Kaffeeproduzenten weltweit ein. Es besteht nach Auffassung der Fair Handelsorganisationen und des Naturland-Verbandes die Gefahr der Irreführung der Verbraucher, denn für den Endverbraucher sind die Unterschiede zwischen 4C-Kaffee und fair gehandeltem Öko-Kaffee nur schwer nachzuvollziehen.Darüber hinaus kann 4C gekennzeichneter Kaffee herkömmlichen Kaffee enthalten.

Preiszusagen fehlen

Der wichtigste Aspekt, die angemessene Bezahlung der Bauern, wird von 4C vernachlässigt.Angesichts der aktuellen Weltmarktsituation ist das Hauptproblem für die Bauern, dass sie für ihr Produkt keinen kalkulierbaren Preis erhalten und zum anderen der gezahlte Preis oft zu niedrig ist, um davon menschenwürdig leben zu können. Ob den Bauern in Zukunft mehr für 4C-Kaffee bezahlt wird, bleibt offen. Nur der Faire Handel bietet einen festen Mindestpreis und garantiert damit den Produzenten einen von den extremen Schwankungen des Weltmarktes unabhängigen Preis. Zusätzlich gibt es Aufschläge für soziale Entwicklung sowie für ökologisch angebauten Kaffee.

„Wir wollen unseren Kaffee nachhaltig produzieren, aber wie soll das möglich sein, wenn wir keinen angemessenen Preis für unseren Kaffee bekommen?“, fragte der Präsident der Kaffeekooperative Llano Bonito in Costa Rica, Gerardo Arias Camacho bei einer Veranstaltung des Forums Fairer Handel, dem Netzwerk von Organisationen und Akteuren des Fairen Handels in Deutschland (www.forum-fairer-handel.de).

Umweltstandards nicht ausreichend

Die Mindeststandards des Kodex im Umweltbereich sollen dazu beitragen, dass schlimmste Umweltsünden wie die Rodung von Urwald oder der Einsatz geächteter Pestizide im Kaffeeanbau vermieden werden, eine nachhaltige Produktion garantieren sie aber nicht.

Öko-Kaffee im Mischanbau, zwischen Obst-, Gewürz- oder anderen Bäumen sorgt für nachhaltigen Anbau, der zukunftsfähig ist. Die Schattenbäume schützen den Boden, dass er nicht austrocknet und die Kaffeepflanzen vor zu viel Sonne. Das Laub der Kaffeebäume vermindert die Bodenerosion. Die Naturland Richtlinien für den ökologischen Kaffeeanbau basieren auf einer auf die lokalen Umstände angepasste Kreislaufwirtschaft, diese erhöht die Bodenfruchtbarkeit und damit auch die Kaffee-Ernte der Bauern. Im Öko-Anbau kommen weder mineralische Kunstdünger noch chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel zum Einsatz

Freiwilligkeit statt Kontrollen

Regelmäßige, unangekündigte Kontrollen durch unabhängige Inspektoren sind im 4CSystem nicht vorgesehen. Dieser Mangel im Kontrollsystem macht deutlich, was die Initiative bislang ist: Ein freiwilliger Verhaltenskodex und kein Zertifizierungssystem, dass garantieren kann, dass Kaffee nachhaltig produziert wird.

Sozial-Standards nicht berücksichtigt

Wichtige soziale Standards, wie z. B. dass sich Arbeiter gewerkschaftlich organisieren können, dass sie Verträge erhalten und Überstunden ausgezahlt werden, sowie das Problem des ausbeuterischen Zwischenhandels finden im Standardkatalog von 4C keine Erwähnung.Von den Kaffeeproduzenten wird die Einhaltung verschiedener Standards verlangt, sie bekommen im Gegenzug aber wenig dafür: Weder eine Garantie, dass die Kaffeekonzerne möglichst viel von ihrem Kaffee aufkaufen, noch einen festen Preisaufschlag, der die zusätzlichen Ausgaben decken würde. Die Kaffeeproduzenten müssen bis auf weiteres in Vorleistung treten.

Anders ist dies im Fairen Handel: Seit mehr als 30 Jahren bieten die Fair Handelsorganisationen ihren Partnern im Süden neben einem fairen Preis und Vorfinanzierung auf Anfrage auch langfristige und verlässliche Handelsbeziehungen, Unterstützung bei der Umstellung auf Bio-Anbau sowie Weiterbildung und Beratung.

Fair gehandelten Öko-Kaffee finden Verbraucherinnen und Verbraucher in den Weltläden, im Lebensmittel-, Bio- und Naturkosthandel. Das Logo der jeweiligen Fair Handelsorganisation(GEPA, dwp, EL PUENTE ) sowie das internationale Fair Trade Siegel stehen für den Fairen Handel. Die Öko-Qualität wird durch das Naturland-Siegel ausgezeichnet.

Weitere Informationen:

www.naturland.de
www.gepa.de
www.dwp-rv.de
www.el-puente.de

Naturland - Verband für ökologischen Landbau e.V.

Naturland fördert den Ökologischen Landbau weltweit und ist mit über 46.000 Bauern einer der größten ökologischen Anbauverbände. Als zukunftsorientierter Verband gehören für Naturland Öko-Kompetenz und soziale Verantwortung zusammen.

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