„In der Erörterung konnten der Antragssteller Vattenfall und dessen Gutachter die Zweifel der Einwender nicht ausräumen“, bilanziert Stephan Zirpel, Geschäftsführer des NABU Hamburg. „Nach den Pannen in den AKWs Krümmel und Brunsbüttel entwickelt sich der geplante Bau des klimafeindlichen Kohlekraftwerks Moorburg zu einem weiteren Fiasko für Vattenfall.“ Der NABU fordert den Konzern auf, sich von dem Kraftwerk Moorburg endlich zu verabschieden und verstärkt für dezentrale Gaskraftwerke mit hohem Wirkungsgrad und für Regenerative Energien zu engagieren. Tobias Ernst, Referent für Gewässerschutz beim NABU Hamburg erläutert die Kritikpunkte im Einzelnen: „Es stellte sich in der Erörterung heraus, dass bei der Passage der enormen Menge des Kühlwassers durch die Kondensatoren des Kraftwerks täglich 112 Tonnen Biomasse wie Plankton, Fischlarven und Kleinfische abgetötet und im Unterlauf des Kraftwerks mikrobiell abgebaut werden. Dabei werden dem Elbwasser etwa 100 Tonnen Sauerstoff entzogen.“ Der Bereich des durch das Kraftwerk um 2 Grad Celsius aufgeheizten Wassers hat während der Sommermonate eine Ausdehnung von sechs Kilometern. Vor dem Elbstrand von Övelgönne bis Blankenese ist die Elbe noch zwischen 0,3 und 1 °C erwärmt. In diesem Bereich traten bereits in den letzten Jahren an 20 bis 60 Tagen pro Jahr fischtödliche Sauerstoffkonzentrationen mit unter 3 mg Sauerstoff pro Liter Wasser auf. Im erwärmten Wasser beschleunigen sich die Abbauprozesse um bis zu 20 % pro Grad Temperaturerhöhung. Ernst: „Deshalb schätzen auch die Fachbehörden als wahrscheinlich ein, dass sich die Dauer von Perioden mit fischkritischen und akut tödlichem Sauerstoffmangel in diesem Bereich erhöhen wird. Die seitens Vattenfall vorgelegten Gutachten konnten dieses Risiko nicht ausschließen.“ Auch konnte der Antragssteller keine Einschätzung abgeben, welche Mengen Kleinfische durch die Kühlwasserentnahme angesaugt und getötet oder verletzt werden. „Dies ist insofern bemerkenswert, da Vattenfall mehrere Kraftwerke mit Durchflusskühlung betreibt und deshalb über Erfahrung verfügen sollte“, ärgert sich der Gewässerexperte. Ein im Saal anwesender Fischer nannte den Kraftwerksbetreiber vor diesem Hintergrund mit Bitterkeit den „größten fischverarbeitenden Betrieb an der Tideelbe“. Während man den Fischern Quoten auferlege, ließe man Vattenfall durchgehen, nicht näher bestimmte Mengen von Fischen zu töten. Bei der Erörterung wurde darüber hinaus deutlich, dass insbesondere der Bestand des in und um Hamburg beliebten Stintes durch das Kraftwerk erheblich beeinträchtigt würde.
Weitere Infos unter www.NABU-Hamburg.de