Zur Klärung, ob das Kraftwerk die Sauerstoffmangelsituationen in der Elbe verschärft, hatte Vattenfall ein Gutachten auf Basis einer rechnerischen Simulation vorgelegt. Die Aussagekraft dieser Simulation haben Experten der Bundesanstalt für Gewässerschutz und der Arbeitsgemeinschaft Elbe bereits angezweifelt. "In der Berechnung von Vattenfall ist die durch das Kraftwerk abgetötete Biomasse mit 15 Tonnen pro Tag eindeutig sehr gering angesetzt", erklärt NABU-Gewässerexperte Tobias Ernst. "Nach Einschätzung der Wassergütestelle Elbe ist dagegen mit über 100 Tonnen Biomasse pro Tag zu rechnen. Die Menge der Biomasse ist aber der ausschlaggebende Faktor für die Sauerstoffzehrung." Weiterhin ist unklar, wie viele Fische am Einlaufbauwerk des Kraftwerkes getötet werden. Ernst: "Vattenfall verweist zwar darauf, dass die beste zur Verfügung stehende Technik zum Einsatz kommt, will aber keinerlei Angaben dazu machen, welche Menge an Fischen aufgrund des Kraftwerkbetriebs verenden wird." Schon beim Erörterungstermin war deutlich geworden, dass der Bestand des Stints in der Süderelbe durch den Kraftwerksbetrieb stark gefährdet sein wird.
Als Ausgleich der Schäden an der Fischfauna plant Vattenfall, eine Fischaufstiegsanlage an der Nordseite des Wehrs Geesthacht zu bauen. Diesen Ausgleich haben Gutachter als gerade ausreichend bewertet. Inzwischen ist bekannt geworden, dass der Bau eines Wasserkraftwerkes am Wehr Geesthacht geplant ist. "Dieses Wasserkraftwerk würde nicht nur die Funktionsfähigkeit der Fischaufstiegshilfen am Wehr in Frage stellen", verdeutlicht Ernst. "Es würde selbst einen Anteil der Fische töten. Ob der Ausgleich der Schäden durch das Kraftwerk Moorburg vor diesem neuen Hintergrund erfolgreich sein kann, bezweifeln wir." Auch die Ausgestaltung der von Vattenfall zugesagten Ablaufkühlung ist unbekannt. Voraussichtlich handelt es sich bei diesen Anlagen um große Bauwerke mit bislang nicht näher beschriebenen Umweltauswirkungen. Das gleiche gilt für die Ausgestaltung des Fernwärmenetzes. "Diese Auswirkungen müssen jedoch beim Antrag auf Genehmigung nach Immissionsschutzgesetz und Wassergesetz berücksichtigt werden", insistiert der NABU-Gewässerreferent. "Für diese zwischen Hamburg und Vattenfall getroffenen Vereinbarungen existieren zurzeit aber weder Planrecht noch die notwendigen Genehmigungen." Der NABU macht zudem darauf aufmerksam, dass der Wirkungsgrad des Kraftwerks bei Betrieb der Ablaufkühlung sinken dürfte. Eine angepasste Berechnung des Wirkungsgrades sei aber nicht bekannt.
Der NABU lehnt das Kohlekraftwerk auch aus Klimaschutzgründen ab und fordert den Senat auf, mit Vattenfall über den Bau eines kleineren Gaskraftwerkes mit höherem Wirkungsgrad zu verhandeln.