Peter Draeger, Länder- und Fachbeirat der Naturschutzinitiative e.V. (NI) kann den Schritt nicht nachvollziehen. Nach seinen vielfältigen Beobachtungen zu schutzbedeutsamen Großvögeln kommt der Kalteiche die höchste Bedeutung zum Schutz von Großvögel wie Schwarzstorch, Wespenbussard, Rotmilan oder Mäusebussard zu. „Die Aussage, dass die Planung weiter laufen soll, da diesen Hinweisen erst nachgegangen werden muss, ist nicht nachzuvollziehen“, so Peter Draeger. Die Brutvorkommen der schutzrelevanten Vogelarten, wurden ausreichend genau dokumentiert und den Planern und den zuständigen Behörden mitgeteilt und sind von dort auch bestätigt worden. Harry Neumann, Landesvorsitzender der NI fordert an dieser Stelle den Abschluss der Planungen für den Flächennutzungsplan Windkraft: „Auf der Kalteiche ist kein weiterer Ausbau der Windenergie mehr möglich. Wenn die Erhebungen für das Gebiet der Tiefenrother Höhe dagegen dieses nicht ergeben haben, dann wäre jetzt keine Ausgliederung eines Teilgebietes, sondern eine Beschleunigung der Anstrengungen zum Abschluss der Planung fällig“, so Harry Neumann.
Peter Draeger unterstreicht dieses: „Allein die drei uns bekannt gewordenen erschlagenen Rotmilane in den letzten drei Jahren an den Windindustrieanlagen der Kalteiche sprechen eine eindeutige Sprache, wozu die Errichtung von Windindustrieanlagen an dieser Stelle führt.“
Immo Vollmer, Dipl.-Biologe und Naturschutzreferent der NI hinterfragt allerdings, ob das jetzt vorzeitig auszuweisende Gebiet der Gernsbacher/Tiefenrother Höhe überhaupt für ein Windindustriegebiet geeignet ist. Er weist darauf hin, dass es ebenfalls einen erschlagenen Rotmilan an den auf hessischer Seite stehenden Windindustrieanlagen in diesem Jahr gegeben habe. „Zudem grenzt das Naturschutzgebiet „Gernsdorfer Weidekämpe“, welches auch für den ebenfalls Windkraft empfindlichen Wachtelkönig bedeutsam ist, direkt an das geplante Windindustriegebiet. Weiterhin sind für die Tiefenrother Höhe regelmäßige Vorkommen der ebenfalls der Windkraft weichenden Waldschnepfe und eine Vielzahl schlaggefährdeter Fledermäuse bekannt. Der auf dem Rothaarkamm laufende Rothaarsteig begründet ein „Vorranggebiet Landschaftsschutz“, welches keine Windindustrieanlagen verträgt“, betonte Immo Vollmer.
„Es gibt Bereiche, da liegt der Schatz in der vorhandenen Natur und nicht in Geldeinnahmen, die aus der Windkraft generiert werden sollen. Wenn die derzeitige Energiewende nicht in ein Artenschutzfiasko und Biodiversitäts-Desaster münden soll, braucht es mehr Verantwortungsbewusstsein für den Artenschutz, ein konsequenteres Verfolgen weiterer, nicht naturschädigender Energieerzeugungsformen und eine Wende des zügellosen Verbrauchsverhalten der Menschen. Die beste Energie ist die, die nicht verbraucht wird“, so abschließend Peter Draeger, Harry Neumann und Immo Vollmer.