Im Zuge dieser Neuaufstellung werden unter anderem „Unzerschnittene, großflächige Waldbereiche“ und Wildtierkorridore dargestellt. „Diese Korridore sind von essenzieller Bedeutung für wandernde Arten und sichern den Biotopverbund, einer der zentralen Aspekte zum Schutz der Artenvielfalt. Der Schutz und die Erhaltung dieser Wildtierwanderwege ist eine dringende Aufgabe“, erklärten Gabriele Neumann, Projektleiterin Großkarnivoren und Dipl.-Ing. agr. Gerhard Bottenberg des Umweltverbandes Naturschutzinitiative e.V. (NI).
Für den Bereich im südlichen Siegerland ist in der Erläuterungskarte ein Wildtierkorridor eingezeichnet, der teilweise auch im bestehenden, rechtskräftigen Regionalplan enthalten ist. Er verbindet den Westerwald in Rheinland-Pfalz mit dem gesamten östlich der A 45 gelegenen Kreisgebiet von Siegen-Wittgenstein und der Kalteiche (Hessen) und stellt damit eine länderübergreifende Verbindung von Lebensräumen dar. Dieser Wildtierkorridor besteht allerdings im Bereich des Hellertals bis zur hessischen Landesgrenze streckenweise nur noch aus schmalen Wildwechseln. Insbesondere im Talbereich zwischen Neunkirchen und Burbach ist ein Wildwechsel nur noch über zwei jeweils ca. 50 m breite, unbebaute Flächen möglich. Weitere Einschränkungen für die Funktionalität des Korridors drohen durch einen rechtskräftigen Bebauungsplan der Gemeinde Neunkirchen.
Im weiteren Verlauf des Hellertals bis zur hessischen Landesgrenze sieht es auch nicht viel besser aus. Hier steht zwischen Wohnbebauung und Gewerbegebiet Würgendorf ein nur 100 m breiter Streifen zur Verfügung. „Dieser Wildwechsel ist nur im Zusammenhang mit den hessischen Gemarkungen ‚Schwarzbach‘ und ‚Allendorfer Wald‘ (Stadt Haiger) wirksam“, erklärte Dipl.-Ing. agr. Gerhard Bottenberg, Länder- und Fachbeirat des Umweltverbandes Naturschutzinitiative e.V. (NI).
Aufgrund der genannten Engstellen müsse der im Räumlichen Teilplan dargestellte Wildtierkorridor nahtlos um folgende Gebiete nach Norden erweitert werden, fordert die NI: Landesgrenze RLP Kreuzeiche, Pfannenberg, Schränke, Große und Kleine Rausche, Hemmbach, Stahlseiferskopf, NSG Wildenbachtal , Leyenkopf, Rassberg, Walkersdorfer Berg, Baudenberg, geplante Grünbrücke Kalteiche, Talbrücke Landskroner Weiher (A45), Kalteiche, Landesgrenze Hessen. Die in Planung befindliche Grünbrücke „Kalteiche“ stelle einen wichtigen Baustein dieser Wildtierkorridor-Ergänzung dar.
Mit dieser Ergänzung wäre der Wildtierkorridor stets über 1000 m breit und im weiteren Verlauf in Rheinland-Pfalz durch Natura 2000-Gebiete gesichert.
Die Neuaufstellung des Räumlichen Teilplans sollte dazu genutzt werden, einen zusätzlichen nördlich der Sieg gelegenen Wildtierkorridor „Sieg-Lenne-Wasserscheide“ zu ergänzen und sollte folgendermaßen verlaufen:
Wildenburgisches Land (Landesgrenze Rheinland-Pfalz), Knippen, Löffelberg, Talbrücke Büschergrund (A45), Kallerhöh, Landhecke (mit 4 Talbrücken der B 54), Krombacher Höhe, Drewer Wald, Rahrbacher Höhe, Westliches Rothaargebirge.
Diese Teilbereiche der Sieg-Lenne-Wasserscheide bilden mit der „Wendener Hochfläche“ ein langgestrecktes, geschlossenes Waldgebiet von stets 1000 m Breite. Hohe Talbrücken der A 45 und der B 54 ermöglichen einen gefahrlosen Wildwechsel.
„Diese beiden Wildtierkorridore sind stets an ihren ‚Engpässen‘ noch über 1000 m breit und verbinden Rothaargebirge und Sauerland mit dem Westerwald in Rheinland-Pfalz. Im Bereich des Mittelrheintales bestehen noch Querungsmöglichkeiten über den Rhein in Eifel und Hunsrück und weiter nach Frankreich. Es ist daher dringend erforderlich diese beiden europaweit bedeutsamen Wildtierkorridore planungsrechtlich abzusichern“, betonte Gerhard Bottenberg, NI.
„Die beiden Wildtierkorridore haben eine immense Bedeutung für den Genaustausch, z.B. für die Europäische Wildkatze und den Luchs. Daher setzt sich die NI seit Jahren für eine Grünbrücke über die A 45 im Bereich Kalteiche ein, die jetzt in Planung ist. Diese Grünbrücke wird aber erst durch die planungsrechtliche Absicherung des anschließenden Wildtierkorridors ‚Kreuzeiche/Kalteiche‘ im Bereich südlich der Sieg ‘voll in Wert‘ gesetzt“, erklärte Gabriele Neumann, Wildkatzenexpertin der NI.