Die Urkunden, Briefe und Verträge gehören zu den symbolträchtigsten Werken aus der Geschichte der internationalen Beziehungen Frankreichs: Unter dem Titel „L’art de la Prix“ („Die Kunst des Friedens“) sind unter anderem die Schlussakte des Wiener Kongresses von 1815, eine Ausfertigung des Versailler Vertrags von 1919 und das Original des Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrags aus dem Jahr 1963 mit Siegeln und Unterschriften zu sehen. Viel älter ist die Regensburger Depesche, die es in die Ausstellung schaffte: Sie stammt aus dem Jahr 1630. Verfasst hat sie der Pater Joseph. Er war ein enger Vertrauter des Ersten Ministers Kardinal Richelieu, den der französische König Ludwig XIII. beauftragt hatte, die Staatsgeschäfte zu lenken.
Pater Joseph leitete beim Regensburger Reichstag die französische Gesandtschaft. Der Einfluss des Kapuzinermönchs auf Richelieu ist zwar umstritten, doch er wirkte — auch von Regensburg aus — unbestritten auf die französische Haltung im Dreißigjährigen Krieg ein, die darin bestand, möglichst lange die Neutralität zu wahren, um nach der Erschöpfung Schwedens und der kaiserlichen Truppen direkt in den Konflikt einzugreifen. Das tat Frankreich im Jahr 1635. Die Pariser Ausstellung bezeichnet Pater Joseph im Begleittext zu der Regensburger Depesche als die „Graue Eminenz“ Richelieus. Das Dokument, das er am 22. August 1630, also vor 386 Jahren nach Paris schickte, ist teilweise verschlüsselt. So ist das Wort Frieden mit dem Wort „Dagobert“ chiffriert.
Der König und Richelieu hatten den Kapuziner zum Nachfolger Richelieus als Ersten Minister vorgesehen. Als Richelieu 1638 die Nachricht vom Tod seines Vertrauten erhielt, soll er mit den Worten reagiert haben: „Ich habe meinen Trost und meine einzige Sicherheit verloren, meinen Vertrauten und meine Stütze.“
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