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Ostbayerisch-tschechischer "Energie-Bypass" hält Bayerns Stromnetze stabil

(lifePR) (Waidhaus, )
Der "Energie-Highway" nahe dem Grenzübergang Waidhaus ist die wichtigste Strombrücke zwischen Bayern und Tschechien. Seit Beginn der Energiewende fließt der Strom hier mittlerweile vor allem in eine Richtung: aus Tschechien nach Bayern. Mit der Abschaltung des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld 2015 wird die Bedeutung dieser Höchstenergietrasse zur der Stabilisierung des deutschen Stromnetzes weiter wachsen - vor allem wenn in Bayern die Sonne nicht scheint und die Windräder stillstehen.

Der Grenzübergang Waidhaus, zur Zeit des Eisernen Vorhangs eines der wichtigsten Tore nach Osteuropa, hat in Zeiten offener EU-Grenzen seine Bedeutung verloren. Allenfalls der Kauf einer tschechischen Autobahn-Vignette, der Tausch von Euro in Kronen zwingt den einen oder anderen der jährlich zwei Millionen Auto-, 40.000 Bus- und mehr als zwei Millionen Lasterfahrer am größten Grenzübergang in Waidhaus noch zum kurzen Halt. Waidhaus ist heute eine hindernisfreie Brücke zwischen Ost- und West - auch bei der elektrischen Energie. In Sichtweite des Straßenübergangs verläuft die wichtigste bayerisch-tschechische "Strom-Autobahn". Als Schnittstelle zwischen dem süddeutschen und dem tschechischen Stromnetz verbindet hier eine 380-kV-Höchstspannungsleitung die Stromwelten der beiden Länder. Vor allem im Zuge der Abschaltung der deutschen Kernkraftwerke ist diese Strombrücke wichtiger Stabilisator für die deutschen Stromnetze. Die Bedeutung dürfte mit Abschaltung des KKW Grafenrheinfeld 2015 weiter steigen.

Der Stromaustausch zwischen Bayern und Tschechien und früher zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechoslowakei hat eine lange Geschichte: Im ostbayerischen Etzenricht wurde vor 20 Jahren vom damaligen Bayernwerk mit dem Bau einer Gleichstromkupplung begonnen, um den Stromaustausch zwischen beiden Staaten möglich zu machen. Diese war nötig, weil das (bundes)deutsche und das tschechoslowakische Stromnetz nicht mit der gleichen Netzfrequenz betrieben wurden.

Mitte der neunziger Jahre glich Tschechien seine Netzfrequenz an. Das machte die Anlage überflüssig. Seit nahezu 20 Jahren fließt der Strom mittlerweile zwischen Bayern und Deutschland "grenzenlos" ohne Hürden. Insgesamt können derzeit über die bayerisch-tschechische Höchstspannungs-Trasse rund 2.900 Megawatt Strom ausgetauscht werden. Das entspricht etwa der Stromerzeugung von zwei großen Kernkraftwerken wie dem bayerischen -Isar 2. Die zweite deutsch-tschechische Leitung, die die Grenze im Erzgebirge überquert und ins Umspannwerk Röhrsdorf bei Chemnitz führt, hat eine Übertragungskapazität von rund 2.600 Megawatt.

Die Zahlen belegen: Eine Einbahnstraße von Deutschland nach Tschechien war die bayerisch-tschechische Stromtrasse nie. Seit dem deutschen Atom-Ausstiegsbeschluss aber sind die Importe aus Tschechien in sonnen- und windarmen Spitzenzeiten deutlich angestiegen, wie die aktuellen Zahlen beweisen. So importierte Deutschland beispielsweise im Mai 2014 mehr als 130 Gigawattstunden Strom aus dem Nachbarland. Im gesamten Jahr 2013 belief sich der Importüberhang auf 9690 Gigawattstunden, also rund 9,7 Milliarden Kilowattstunden. Das entspricht der Kapazität etwa eines Kernkraftwerks von der Dimension des KKW Grafenrheinfeld, das im kommenden Jahr vom Netz geschaltet werden soll. Die Bedeutung Tschechiens als zweitwichtigster Stromlieferant hinter Frankreich dürfte damit - ungeachtet des Ausbaus der erneuerbaren Energie weiter steigen. Vor allem an Tagen, wenn in Bayern die Sonne nicht scheint und auch in Sachen Wind Flaute herrscht. Nicht Wenige in Tschechien sehen im zunehmenden Stromexport zum großen Nachbarn Deutschland auch eine rentable Zukunftsperspektive - auch wenn die Pläne zum weiteren Ausbau des umstrittenen tschechischen Kernkraftwerks Temelin mittlerweile auf Eis gelegt wurden.

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