Der „Werkzeugkasten der Natur“ soll in den nächsten Jahren dabei helfen, Deutschland vom Erdöl unabhängiger zu machen. Das hat die Bundesregierung — trotz des gegenwärtig günstigen „schwarzen Golds“ — als eine der wichtigsten Prioritäten in ihrer „Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie 2030“ formuliert. Das niederbayerische Straubing könnte zu einem der wichtigsten Schlüssel bei der Umsetzung dieses ambitionierten Vorhabens werden. In enger Zusammenarbeit entwickeln dort Forscher neue Wege, um nachhaltigen Rohstoffen und Technologien zum Durchbruch zu verhelfen. Investitionen von in Summe weit über 100 Millionen Euro sollen dafür sorgen, dass dem Innovationsmotor niemals der Treibstoff ausgeht.
Das niederbayerische Straubing hat eine Vision: als Hauptstadt der nachwachsenden Rohstoffe Lösungen zu entwickeln für die Zeit nach Erdöl, Erdgas sowie Kohle — und erneuerbaren Energien sowie nachhaltigen Technologien zu einem breiten Durchbruch zu verhelfen. Mehr als 50 Millionen Euro sind seit der Jahrtausendwende bereits in bundesweit einzigartige Innovations- und Wissenschaftsinseln geflossen. Seit 2015 entsteht für 20 Millionen Euro ein hoch innovatives Forschung- und Anwendungslabor. Es soll die Entwicklung nachhaltiger Zukunftsrohstoffe noch einmal beflügeln. Bis 2019 investiert der Freistaat Bayern nochmals mehr als 40 Millionen Euro in den Neubau eines Wissenschafts- und Forschungszentrums.
Das Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing besteht aus dem Wissenschaftszentrum, dem Technologie- und Förderzentrum sowie der bayerischen Koordinierungsstelle für Nachwachsende Rohstoffe C.A.R.M.E.N. e.V. Zusätzlich ist Straubing mittlerweile Heimat für mehrere Start-ups im Biotech-Bereich. Gemeinsam treibt die Forscher eine kühne Vision an. Sie wollen Kunststoffgegenstände aus Rapsöl, Schaumstoffe aus Rasenschnitt, Kraftstoff aus Gartenabfällen entwickeln — und damit Erdöl langfristig überflüssig machen. Was heute noch nach Beispielen aus einem Science-Fiction-Roman klingt, ist bereits oder könnte schon in wenigen Jahren Realität sein.
Derzeit arbeiten Forscher in Straubing unter anderem an einem Kraftstoff, der nicht mehr aus Zuckerrüben oder Getreide entsteht, das in direkter Konkurrenz zu Nahrungs- und Futtermitteln steht. Stattdessen kommen Reststoffe der Landwirtschaft zum Einsatz, die sonst keine Verwendung mehr fänden – wie zum Beispiel Stroh. Als weitere interessante Anwendung gilt „Bio-Plastik“: Brasilien produziert bereits rund 200.000 Tonnen „grünes Polyethylen“ aus Ethanol. 150.000 Tonnen Bio-Kunststoffe werden aus Zucker oder Fett fermentiert. In enger Zusammenarbeit suchen Naturwissenschaftler und Ingenieure in Straubing auch nach Wegen, um die Industrie-Grundstoffe von morgen aus Pflanzen wie Zuckerrüben statt auf Rohölbasis herzustellen.
Eigene Fachausstellung „ökovita“ — Schaufenster für mehr Nachhaltigkeit
Straubing will den Geist der Nachhaltigkeit nicht nur in den Forschungslaboren leben, sondern auch in den Alltag der Bevölkerung integrieren. Vom 21. bis 24. April ist die niederbayerische Stadt an der Donau deshalb zum dritten Mal Schauplatz für Bayerns erste Fachausstellung für Nachhaltigkeit mit dem Namen ökovita. Dort zeigen über 120 Aussteller, wie umweltfreundliche Alternativen das Leben im Alltag verbessern und helfen können, Geld zu sparen. Die Organisatoren von der Straubinger Ausstellungs- und Veranstaltungsgesellschaft rechnen nach dem Rekord von 13.000 Gästen im vergangenen Jahr heuer nochmals mit einer Steigerung der Besucherzahlen.
Ein Schwerpunktthema der diesjährigen Ausstellung wird nach Angaben der Initiatoren von der Straubinger Ausstellungs- und Veranstaltungs-GmbH neben den Bereichen Forschung und Technik besonders der Bereich ökologisches, umweltgerechtes Bauen sein. Breiten Raum werden auch die Themen Ernährung, Gesundheit und nachhaltige Energiegewinnung einnehmen. Die Ausstellung begleitet ein hochwertiges Informations-Rahmenprogramm mit Vorträgen, Workshops und praktischen Vorführungen. Mehr Informationen: www.ökovitaplus.de
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