Unter den Altglas-Flaschen befanden sich gängige Sorten, die häufig als Abfall in der Landschaft zu finden sind. Aber auch alte und schön geformte, längst nicht mehr im Handel zu findende Fanta- und Cola-Flaschen ohne Papieretiketten waren dabei. Besonders die Bierflaschenformate, die heute höchstens im Museum zu sehen sind, hatten es der Forstfrau angetan: „Die durchsichtige Bierflasche der Firma Georg Wille aus Einbeck mit auffällig schöner Glasprägung gefällt mir. Oder eine braune Flasche mit Farbbemalung von Bier Meyer Hameln (seit 1874), eine Firma, die schon über 40 Jahre nicht mehr existiert und die ihre Biere früher wohl auch an Verkaufsstellen im Solling geliefert hat“, beschreibt Elke Urbansky die Lieblingsstücke. Die Vielzahl der unterschiedlichen Bierflaschen-Sorten spiegele die Vielfalt wider von über 700 Brauhausfamilien, die schon im 14. Jahrhundert in Einbeck Bier brauen durften, so Urbansky.
Die Borkenkäfer-Jägerin hat fleißig den Wald von leeren Flaschen befreit
Ihre Tätigkeit als Borkenkäfer-Jägerin beschreibt sie so: „Um Fichtenbäume zu finden, die von Borkenkäfern befallen sind, durchlaufe ich von März bis Oktober mehrfach im Jahr ziemlich systematisch Fichten- und Lärchenwälder. Die gefundenen Käferbäume markiere mit Farbe, messe sie digital ein und leite so die Standorte an Forst-Unternehmer weiter, die dann die Bäume fällen. Die aufgearbeiteten Stämme werden aus dem Wald transportiert, damit die neue Käfergeneration keine weiteren gesunden Bäume befällt“, berichtet Elke Urbansky über Ihre Arbeit. Bei diesen Arbeiten gab es fast täglich – und manchmal auch mehrmals am Tag eine Überraschung. Immer durch Zufall und nicht durch gezieltes Suchen fielen der Försterin Flaschen ins Auge. Und dabei lagen die Fundorte häufig nicht mal in der Nähe von Waldwegen. Oft fand sie Flaschen am Oberhang, der schon schwerlich zu erreichen war und an Stellen, wo man nicht vermutet, dass hier mal Menschen eine Pause im Wald gemacht haben. Manche lagen im Laub oder andere waagerecht auf einem Baum-Stubben von Moos ummantelt.
„Schon bald Mittag und noch keine Flasche gefunden?“
Mit der Zeit entwickelte die Försterin sogar eine Erwartungshaltung: „Schon bald Mittag und heute noch gar keine Flasche gefunden?“ fragte sie sich. Oft wurde sie allerdings nicht enttäuscht. Bei den Funden waren natürlich ganz normale und heute noch übliche Wein-, Bier- und Schnapsflaschen dabei – der übliche Müll, der im Wald leider liegen gelassen wird. Insgesamt überwogen bei allen Funden die alte Flaschenformen, woraus Elke Urbansky folgert: „Früher wurde mehr im Wald getrunken oder heute ist das Umweltbewusstsein anders und die Flaschen werden wieder mit aus dem Wald genommen. Leider hatte ich auch Plastikflaschen-Funde. Deren Nachteil für die Umwelt ist, dass sie irgendwann zerfallen und als Mikroplastik im Boden verbleiben – und auch hier gilt: der Waldboden vergisst nichts! Die Überreste werden irgendwann unsichtbarer Teil des Ökosystems“, erläutert die Forstfrau, die im Bereich Waldpädagogik arbeitet und junge Menschen für eine nachhaltige Lebensweise motivieren möchte.
Ihr Tipp für die Corona-Zeiten ist ein Waldspaziergang mit offenen Augen. „Der ist gut für die Gesundheit, stärkt das Immunsystem und mit ein bisschen Glück findet man vielleicht das eine oder andere überraschende gläserne Schätzchen“, ermutigt die Försterin zum Weihnachts- oder Neujahrsspaziergang.
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