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Niedersächsische Landesforsten

Ganze Wälder gingen bei der Flößerei ins Wasser

Landesforsten stiften Solling-Fichten für ein Weserfloß

(lifePR) (Neuhaus, )
Die Niedersächsischen Landesforsten stiften 35 Baumstämme für ein Weserfloß. Das Holz stammt aus dem Forstamt Neuhaus im Solling und wurde Ende Mai in der Försterei Brüggefeld geerntet. Die Fichtenstämme sind 20 Meter lang und müssen derzeit noch trocknen, bevor sie als Floß Anfang September zu Wasser gelassen werden. Die Weserflößer Reinhardshagen bauen aus den Solling-Fichten und weiteren Bäumen von Hessen-Forst ein echtes Holzfloß nach historischem Vorbild. Damit gehen die Weserflößer-Vereinsmitglieder in mehreren Etappen am 4. September von Reinhardshagen nach Minden auf eine 200 Kilometer lange Flussfahrt. Ziel der Weserfloß-Aktion ist es, Holz als regionales Produkt aus heimischen Wäldern zu präsentieren. Holz ist die Rohstoff-Basis für zahlreiche mittelständische Betriebe und das örtliche Handwerk im Einzugsgebiet der Weser.

Das Niedersächsische Forstamt Neuhaus reicht mit seinen Wälder bis an das Ufer der Weser. Von Bodenfelde im Süden bis Bodenwerder im Norden grenzt der Fluss an das Mittelgebirge. Sein Waldreichtum hat den Solling schon früh bekannt gemacht. Ganze Wälder in der Region verschwanden bei der Flößerei auf der Leine und Weser in Richtung Norden. Hatte früher die Flößerei den Raubbau am Wald möglich gemacht, unterstützen Forstleute heute die Weserflößer. Beide werben für den nachwachsenden Rohstoff Holz. Nicht immer war der Solling so dicht bewaldet wie derzeit. Erst die Entdeckung der Nachhaltigkeit durch Forstleute vor über 300 Jahren stoppte den Raubbau am Wald. Auch die Verbote, Haustiere im Wald zu weiden, trugen zur Erholung der Sollingwälder bei. Der Holzreichtum hat sich über Jahrzehnte von Generation zu Generation aufgebaut. Nach dem 2. Weltkrieg forsteten vielerorts Kulturfrauen die abgeholzten Wälder wieder auf. Große Holzvorräte mit ertragreichen Fichtenwäldern und Buchenmischwäldern kennzeichnen heute das Waldbild. Aus solchen alten Fichtenbäumen binden die Weserflößer wieder ihr Floß. Sie folgen damit einer Jahrhunderte alten Tradition, die 1964 mit dem letzten kommerziellen Weserfloß zu Ende ging.

Die Geschichte der Flößerei im Solling reicht weit zurück. Zwei Floßteiche erinnern heute noch daran: Der im Jahr 1680 erbaute Lakenteich liegt auf halber Strecke zwischen Uslar und Dassel. Der Neue Teich kam 1737 dazu. Seit dem Bau des Lakenteiches wurde im Solling Holz geflößt. Das Holz wurde nach Öffnung der Teichschotten auf einer Wasserwelle zunächst im Februar von den beiden Floßteichen über die Ilme bis Relliehausen transportiert. Im April führte der Wasserweg von dort bis zur Leine. Im Sommer brachten dann die Flüsse Leine und Weser das Fichtenholz aus dem Solling nach Norden. Rund 100 Jahre lang wurde so die Flößerei im Solling ausgeübt, bis sie der Forstmann Christian von Seebach abschaffte, um Raubbau zu verhindern. Sie galt früher als „wilder Husarenritt“ oder als „Höllenritt der Holzknechte“.

Die ehemaligen Floßteiche sind heute für den Naturschutz wertvolle Biotope und erfreuen sich großer Beliebtheit bei Waldbesuchern.

Steckbrief: Der Solling – Deutschlands Waldgebiet des Jahres 2013

Der niedersächsische Solling war Deutschlands Waldgebiet des Jahres 2013. Die 38.500 Hektar Wald, die diese Region des östlichen Weserberglandes prägen, sind Lebens-, Arbeits- und Erholungsraum gleichermaßen. So profitiert beispielsweise der Tourismus sehr von dem Waldreichtum der Region: Wanderer und Radfahrer nutzen das gut ausgeschilderte Wegenetz. Verschiedene Hochmoorstege und ein Hochseilgarten, ein Baumhaus-Hotel sowie der Erlebniswald und das Hutewaldprojekt, in dem weidende Heckrinder und Exmoorponys die lichten Eichenwälder erhalten sollen, bilden weitere Besucheranreize.

Der Holzreichtum des Sollings stellt einen besonderen Wert für die Region dar: Über 250.000 Kubikmeter werden jährlich nachhaltig geerntet und vermarktet - etwa an die Holzindustrie, aber auch 30.000 Kubikmeter Brennholz an örtliche Kunden. Neben dem Forstpersonal der beiden Sollingforstämter Neuhaus und Dassel arbeiten auch viele selbstständige Unternehmer in den Wäldern - zusammen sind es fast 100 Arbeitsplätze. Seit 25 Jahren bewirtschaften die Niedersächsischen Landesforsten den Solling nach den Grundsätzen des so genannten LÖWE-Programms, das für eine langfristige, ökologische Waldentwicklung steht. Davon profitieren auch viele seltene Tierarten wie Wildkatze, Schwarzstorch, Sperlingskauz und Hirschkäfer, für die der Solling ein wichtiger Lebensraum ist. Um diesen zu schützen werden insgesamt eine halbe Million Kubikmeter Holz nicht genutzt, sondern in Schutzgebieten oder als Totholz im Wirtschaftswald vollständig der Natur überlassen. Allein in den vergangenen fünf Jahren entstanden im Solling 600 Hektar neue Laubmischwälder. Hierfür investierten die Forstämter zwei Millionen Euro.

Bedeutung Flößerei
Flößerei bedeutet “fließend machen”
Flößerei war in Deutschland 500 Jahre lang ein lohnendes Gewerbe
Flößerei ist ein Mittel zur Beförderung von Holz
Flößerei galt früher als “wilder Husarenritt” oder als “Höllenritt der Holzknechte”
Max. Floßgröße auf dem Rhein 50 x 300 m (500 Mann als Begleiter)
Beförderung bis Rotterdam (Schiffsmasten)
Floßknechte - Floßmeister - Floßaufseher (Floßkommissare)
Flößerei-Gesetz von 1895 gilt noch heute auf der Weser

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