Jeder vierte Baum im Wald ist statistisch gesehen eine Fichte - Tendenz fallend. Sie wächst fast überall – von der Nordsee über die Lüneburger Heide bis hoch in die Alpen. war ursprünglich aber hierzulande eine Baumart kühlerer Gebirgslagen und der Hohen Heide. Trockenheit und Borkenkäfer können ihr zusetzen. Ihre heutige weite Verbreitung verdankt sie uns Menschen. Fast jeder Dachstuhl ist aus ihrem Holz gebaut, so dass sie für die Baubranche eine besondere Bedeutung hat. Doch die Fichte ist mehr als nur ein wichtiger Wirtschaftsbaum und Holzlieferant. Ihre vielfältigen Eigenschaften und Talente sind Thema einer gemeinsamen Tagung von Forstleuten und Naturschutzvertretern, zu der rund 50 Teilnehmer in der Geschäftsstelle der Harzwasserwerke in Clausthal Zellerfeld erwartet werden.
„Es freut mich, dass wir speziell zu diesem Reizthema Nadelholz eine Fachtagung mit dem NABU ausrichten. Insbesondere im Bauholzsektor ist aktuell ein Ersatz des Nadelholzes durch Laubbäume nicht möglich, wie es leichthin häufig gefordert wird. Nadelbäume werden auch vor dem Hintergrund des Klimaschutzes prägendes Element unserer Wälder bleiben. In Mischung mit anderen Baumarten, so wie wir es heute machen, sind dies ökologisch wie ökonomisch hoch wertvolle Zukunftswälder, so Dr. Klaus Merker, Präsident der Niedersächsischen Landesforsten anlässlich der Tagung zum Baum des Jahres 2017. Die Fichte. “
Der Präsident der Niedersächsischen Landesforsten, Dr. Klaus Merker, und der Landesvorsitzende des NABU Niedersachsen, Dr. Holger Buschmann, haben Fachleute aus unterschiedlichen Spezialgebieten eingeladen. Sie werden über die Besonderheiten der Fichte referieren und ihre ökologischen Beziehungen erläutern. Andere Referenten werden die waldbaulichen Anforderungen und ihren Nutzen verdeutlichen.
Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen erläutert: „Der NABU unterstützt den eingeschlagenen Weg, die Fichtenmonokulturen zu stabilen strukturreichen Mischwäldern umzubauen und den Laubwaldanteil in Niedersachsen sich weiter erhöhen. Der einstige ‚Brotbaum‘ der Forstwirtschaft bringt auf Standorten, die auch im prognostizierten Klimawandel dafür geeignet sein werden, immer noch sehr wertvolle Eigenschaften als Mischbaumart für die Entwicklung naturnaher Wälder mit.“
Reimte einst manch Förster: "Willst Du den Wald bestimmt vernichten, so pflanze nichts als reine Fichten", so rücken im heutigen ökologischen Waldbau der Landesforsten positive Eigenschaften der Gemeinen Fichte ins Blickfeld. Sie ist gut natürlich zu verjüngen, verträgt sich hervorragend mit Rotbuche und Bergahorn, bietet die Lebensgrundlage für spezialisierte Lebensgemeinschaften und verblüfft mit erstaunlichen Leistungen.
Eine Exkursion in die umliegenden Wälder des Niedersächsischen Forstamtes Clausthal am Nachmittag rundet die Tagung ab. Forstamtsleiter Karsten Peiffer und Betriebsdezernent Ralf Krüger zeigen einen über 120 Jahre alten Fichtenwald im Revier Altenau, der während der Waldschäden vor 30 Jahren mit Laubbäumen erneuert wurde. Wie das damalige Walderneuerungsprogramm Harz in das landesweite Programm Löwe (Langfristige ökologische Waldentwicklung) integriert wurde, stellen die Clausthaler Forstmänner beim Waldbegang vor. Ziel der Landesforsten ist es, die reinen Fichtenwälder im Harz in strukturreiche naturnahe Mischwälder umzubauen.
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