Artenvielfalt an Bäumen und Sträuchern belebt die Harzer Insektenwelt
Neben den 1,6 Millionen Nutzbäumen, die für nachhaltigen Klimaschutz und zur Holzerzeugung gebraucht werden, sorgen 13.905 begleitende Straucharten für Abwechslungsreichtum und dienen besonders dem Insektenschutz. Und auch dort, wo Forstleute die aktuell noch baumfreien Flächen der natürlichen Wiederbewaldung überlassen, entstehen für den Artenschutz wertvolle Bereiche. Dann profitieren Himbeeren und Brombeeren, Waldweidenröschen oder Fuchs-Greiskraut vom Fichten-Sterben und bewachsen ganze Berghänge. Die Folgen solcher Freiflächen mit Gräsern, Wildblumen, Sträuchern und selbstausgesamten Bäumen haben die zurückliegenden Trockenjahre gezeigt: Schwärme von Schmetterlingen, Hummeln und Wildbienen fanden Blüten und Nahrungspflanzen auf den besonnten Kahlflächen. Langfristig schließt Mutter Natur diese Lichtungen wieder mit Baumbewuchs und Fichtennaturverjüngung. Aus den Blößen werden geschlossene Hochwälder mit Pionier-Baumarten wie Birken, Weiden und Ebereschen. Forstleute übernehmen diese natürlich entstandenen Vorwälder und ergänzen sie mit wirtschaftlich nutzbaren Holzarten wie Buchen, Ahornen, Eichen oder klimafesten Nadelbäumen wie Douglasien. Letztere haben sich als wahre „Klimakönner“ bewährt. Dank ihres kräftigen Wachstums binden Douglasien schneller als andere in Deutschland verbreitete Baumarten CO2 in ihrem Holz. Und da es als Bauholz gefragt und gut verwendbar ist, bleibt der Kohlenstoff im verbauten Holz langfristig gebunden.
Klimaangepasste Mischwälder mindern Risiko von Sturm- und Borkenkäferschäden
Langfristig soll der Wald im Mittelgebirge deutlich abwechslungsreicher werden. Ziel der Landesforsten ist es, den Mischwaldanteil auf 90 Prozent hochzuschrauben und die Jahrhunderte vorherrschende Fichtendominanz in der alten Bergbauregion zu brechen. „Trotzdem bleibt der Oberharz das Hauptverbreitungsgebiet der Fichte in Niedersachsen, denn im rauen Klima des Mittelgebirges gedeiht sie am besten“, betont Henning Geske. Der Leiter des Forstamtes Seesen ist langjähriger Harzkenner und weiß um die Vor- und Nachteile der Charakterbaumart. „Allerdings wollen wir unsere Fichtenwälder vielfältig durchmischen und möglichst keine Reinbestände mehr heranwachsen lassen. Damit mindern wir das Risiko, falls eine Baumart mit den Umweltveränderungen nicht klar kommt “, ergänzt Geske, der viele Jahre lang Wälder von Bad Lauterberg bis Seesen betreut hat. Mit den jetzt gepflanzten Baumarten erfinden die Landesforsten das Rad nicht neu, sondern halten den eingeschlagenen Kurs, der da lautet: Den künftigen Harzwald fit zu machen für den Klimawandel. Das sehen sie allerdings als Generationenaufgabe. Auch die nächsten Jahre stünden ganz im Zeichen der Wiederbewaldung. „Vorerst hilft den jungen Pflanzen auf ihrem langen Weg bis zum hundertjährigen Baum der kühle Mai mit reichlich Regen“, freut sich Forstamtsleiter Henning Geske über das zarte Grün seiner diesjährigen Setzlinge.