„Wir wollen die Austrocknung des Waldmoores stoppen und die fortschreitende Zersetzung der Torfmoose verhindern“, erklärt Projektleiter Ulrich Schlette. Der Förster und Waldökologe lässt zuerst Fichten fällen und anschließend das Grabensystem verschließen. „Dadurch staut sich das Regenwasser und bringt das Moorwachstum wieder in Gang“, lautet der Rettungsplan, nach dem Schlette und seine Kollegen vom Forstamt Dassel das Projekt erfolgreich abschließen wollen. Sind die Teichwiesen ausreichend vernässt, wollen die Forstleute das Moorgebiet einer natürlichen Entwicklung überlassen. Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Northeim ist in das Projekt eingebunden und unterstützt es ausdrücklich.
Waldbesucher können in den kommenden Monaten den Parkplatz an den Teichwiesen nicht benutzen. Hier lagert das Forstamt Dassel Füllmaterial, mit dem die Gräber verschlossen werden. Der beliebte Wanderparkplatz am Neuen Teich steht laut Forstamt aber weiter zur Verfügung.
Hintergrund:
Die Teichwiesen sind neben dem Kükenbruch das wertvollste Moor im Forstamt Dassel. Hier finden sich die stärksten Moorauflagen mit bis zu zwei Metern Mächtigkeit, gut schüttende Quellen und typische Moorarten wie beispielsweise verschiedene Torfmoose, Wollgras, spezielle Libellenarten und Kammmolch. Das Moor ist allerdings durch ein künstlich angelegtes Grabensystem und nachfolgende Fichtenaufforstung stark beeinträchtigt worden. Dabei ist dies kein statischer Zustand, sondern das Moor schwindet ohne Wiedervernässung fortlaufend – die Torfauflage zersetzt sich mit mehreren Dezimetern pro Jahrzehnt in raschem Tempo und setzt dabei große Mengen an Kohlendioxid frei. Damit gehen nicht nur wertvolle Biotope und Lebensräume für Arten verloren, sondern auch der Klimawandel wird gefördert.
Das Teichwiesenmoor ist der Quellbereich der Ilme und liegt größtenteils im FFH-Gebiet „Ilme und Nebenbäche“. Ziel des europäischen Schutzgebietes ist es , den Ilmebach einschließlich seiner Quellen naturnah zu entwickeln. Das Projekt ist in der Öffentlichkeit und dem Naturschutz sehr positiv aufgenommen worden und fester Bestandteil von Exkursionen im Solling. Das dort erstmals in Deutschland angewandte Renaturierungsverfahren der „Zuger Methode“ hat sich bewährt und ist mittlerweile eine Standardlösung für ähnliche Flächen in ganz Deutschland. Fachliches Wissen und technische Lösungen stehen durch die bereits gelaufenen Renaturierungen in den Forstämtern Neuhaus und Dassel zur Verfügung. Das Projekt startet im Oktober 2016 und wird schwerpunktmäßig im Jahr 2017 umgesetzt werden. Forstleute und Moorexperten sehen im Teichwiesen-Projekt einen wichtigen Baustein im Konzept zur Renaturierung von Mooren und Feuchtwäldern im Solling.
Insgesamt fünf Ziele verfolgen die Niedersächsischen Landesforsten mit dem Projekt:
- Verbesserung eines gebietstypischen Wasserhaushalts in der Quellregion der Ilme mit positiven Auswirkungen auf das Fließgewässer
- Verstetigung des Gebietsabflusses und Brechen von Hochwasserspitzen
- Schaffung von Retentionsraum
- Minderung von Kohlendioxyd-Emmissionen
- Verbesserung der Biodiversität in einem Hang- und Quellmoorkomplex im FFH-Gebiet „Ilme und Nebenbäche“