„Forstleute in ganz Deutschland sehen sich mit der großen Herausforderung konfrontiert, geschädigte Wälder wiederaufzuforsten, sodass die Wälder auch zukünftig die umfangreichen Funktionen erfüllen können, wie wir es bisher gewohnt sind. Mit Blick in die Forstgeschichte sind es oft innovative Wege, die aus Krisen führen - daher steht ‚Innovation‘ auch im Zentrum des Fachkongresses und der Seminarreihen“, kündigt Carsten Wilke, Präsident des Forstvereins am 16.05. im Vorfeld der Tagung in Braunschweig an.
Dr. Klaus Merker, Präsident der Niedersächsischen Landesforsten, stellt fest: „Klimabedingt steht die Forstwirtschaft vor riesigen Herausforderungen. Wie immer in solchen Zeiten, sind Ideen gefragt, wie mit der anhaltenden Krise umzugehen ist. Da Not-Zeiten auch immer Kreativität herausfordern, wird diese Zeit Innovationen hervorbringen. Die Tagungen des DFV dienen regelmäßig der befruchtenden Diskussion im gegenseitigen Austausch unter Fachleuten.“
Die Themen der Seminarreihen reichen daher weit über rein technische Fragestellungen und auch über den Wald hinaus: Wie sieht der Wald der Zukunft aus? Welche Rolle spielen Wald und Holz für den Klimaschutz und worin besteht der Beitrag des Holzbaus? Wie kann sichergestellt werden, dass die Leistungen, die das Ökosystem Wald erbringt und die für die Gesellschaft immer wichtiger werden, auch künftig verfügbar sind und finanziert werden?
„Neben den Seminaren bietet auch das umfangreiche Exkursionsprogramm in die vielfältigen Wälder Niedersachsens reichlich Gelegenheit für fachlichen Austausch“, ergänzt Wilke das am Sonntag endende Programm der Tagung.
Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, den interaktiven Waldmarkt, der anlässlich der Tagung von Freitag bis Sonntag auf dem Platz der deutschen Einheit in Braunschweig stattfindet, zu besuchen. Hier werden die zahlreichen Funktionen und Leistungen des Waldes für jedermann erlebbar.
HINTERGRUND
Zustand des Waldes
Aktuellen Erhebungen zur Folge sind ca. 10 % des Waldes in Deutschland in Folge von Stürmen, Dürren oder die massenhafte Vermehrung von Schadinsekten wie dem Borkenkäfer zerstört worden. Extreme Witterungsbedingungen, wie sie durch den Klimawandel zukünftig häufiger zu erwarten sind, erhöhen die Risiken im von Langlebigkeit gekennzeichneten Ökosystem Wald. Sie drohen Ausmaße anzunehmen, die die Anpassungsfähigkeit heimischer Baumarten überschreiten könnte und verlangen daher, in waldbaulichen Konzepten berücksichtigt zu werden. Dies bezieht auch nicht heimische Baumarten ein, die als Ergänzung unserer heimischen Vielfalt besser an das künftige Klima angepasst sind.
Ökosystemleistungen des Waldes
Wälder sind die wichtigsten naturnahen Ökosysteme in Deutschland. Sie sind schützender Lebensraum zahlloser Arten, Erholungsort, Sportstätte, filtern Wasser und speichern es für die Trinkwasserversorgung. Ebenso stellen sie den nachwachsenden Rohstoff Holz bereit und schützen dadurch das Klima. Die Ansprüche der Bevölkerung an diese Ökosystemleistungen bezeichneten Waldfunktionen steigen. Hierzu Dr. Klaus Merker: „Die Forstbetriebe befinden sich in einem Transformationsprozess, um neben der Holznutzung andere von der Gesellschaft nachgefragte Ökosystemleistungen, wie Klima- und Wasserschutz oder Biodiversität, stärker bedarfs- und nachfragegerecht anbieten zu können und umzusetzen. Aus dem Holzverkauf können diese Wirkungen und Leistungen jedoch nicht länger finanziert werden. Die Einführung dafür seitens der Wissenschaft vorgeschlagener Finanzierungs- und Honorierungsinstrumente ist überfällig, lässt jedoch zu lange auf sich warten und bremst mögliche Entwicklungen bislang aus.“
Wald, Klimaschutz und Holzbau
Die Schäden zeigen eindrücklich, dass die Wälder einerseits Opfer des Klimawandels sind. Andererseits, da Bäume im Zuge ihres Wachstums CO2 aus der Luft entziehen, den darin enthaltenen Kohlenstoff im Waldboden und im Holz dauerhaft und unschädlich speichern, schützen intakte, bewirtschaftete Wälder aber auch das Klima. Wird das Holz eines Baumes genutzt, um damit langlebige Holzprodukte wie z. B. Dachstühle zu konstruieren, bleibt der im Holz gebundene Kohlenstoff für die Dauer des Bestehens des Dachstuhls der Atmosphäre entzogen – während am bisherigen Wuchsort bereits der nächste Baum nachwächst und seinerseits der Atmosphäre Kohlenstoff entzieht. Darüber hinaus ersetzt das so verwendete Holz an dieser Stelle energieintensiv hergestellte Baustoffe aus endlichen Rohstoffen wie Beton, Stahl oder Kunststoff mit schlechter Ökobilanz. Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung besteht daher im Themenbereich des Holzbaus und sonstiger innovativer Verwendungsmöglichkeiten.
Fachtagung des Deutschen Forstvereins
Die Tagung des Deutschen Forstvereins findet im zweijährigen Turnus in wechselnden Städten Deutschlands statt. Die 70. Tagung, die in diesem Jahr in Braunschweig stattfindet, steht in gleich dreifacher Anlehnung unter dem Motto „Im Land der Löwen“: an das bekannte TV-Format „Die
Höhle der Löwen“, in dem innovative Start-Ups versuchen, Investoren zu gewinnen, in Anlehnung an den Tagungsort (Stadt Heinrichs des Löwen), und an das LÖWE-Programm der Niedersächsischen Landesforsten (Akronym für „Langfristige Ökologische Waldentwicklung“), welches unter Forstleuten große Bekanntheit besitzt.
Der Deutsche Forstverein
Der Deutsche Forstverein möchte gemeinsam mit seinen 11 Länderforstvereinen durch forstpolitische Initiativen, Öffentlichkeitsarbeit und Fort- und Weiterbildungsangebote die Rahmenbedingungen für Wald und Forstwirtschaft in Deutschland verbessern. Mit der Erfahrung und dem Wissen seiner über 6.000 Mitglieder ist der DFV als gemeinnütziger und unabhängiger Verein seit 1899 der erste Ansprechpartner, wenn es um den Wald geht. www.forstverein.de