Die so genannte Forsteinrichtung ermittelt alle zehn Jahre neue Daten für die Forstwirtschaftsbetriebe. Dass nun so viel Holz nachgewiesen wurde, überrascht selbst Fachleute wie Dr. Thomas Böckmann. Der Leiter des Niedersächsischen Forstplanungsamtes in Wolfenbüttel und Chef der Forsteinrichtung hatte die Spätfolgen des Sturmes Kyrill im Jahr 2007 höher eingeschätzt. "Die Bäume wachsen schneller als bisher vorausberechnet, und auch die Lücken vom Orkan Kyrill wachsen rascher zusammen", erklärt Dr. Böckmann die positive Entwicklung.
Auf rund 54.000 Hektar Waldfläche stehen derzeit 18,5 Millionen Kubikmeter Holz. Wichtigste Baumart und auf 60 Prozent der Fläche wachsend ist die Fichte. Zweithäufigste Baumart ist die Buche, die auf 29 Prozent der Waldfläche wächst. Beide Baumarten sind das wirtschaftliche Standbein der vier Forstämter in Niedersachsens waldreichster Region. Rund 500.000 Kubikmeter Holz insgesamt wollen die Forstämter Clausthal, Lauterberg, Riefensbeek und Seesen jährlich ernten. "Das sind rund 90 Prozent der Menge, die jedes Jahr wieder hinzu wächst", freut sich Böckmann, "so steigern wir den Vorrat weiter, das ist Nachhaltigkeit pur!" Damit bleiben die Harzer Wälder der wichtigste Rohstofflieferant in den Landesforsten. Die Holzernte im Mittelgebirge und die Weiterverarbeitung des Rohstoffs aus Südniedersachsen ist ein bedeutender Impulsgeber für die gesamte Region.
Für Karsten Peiffer aus Clausthal-Zellerfeld geht ein Traum in Erfüllung: "Was unsere Großeltern und Eltern sich immer gewünscht haben ist eingetreten. Wir sind endlich wieder reich an Holz." Während die Vorgänger von Forstamtsleiter Peiffer um 1950 durchschnittlich nur 150 Kubikmeter Holzmasse auf einem Hektar Waldboden vorfanden, können der Clausthaler Forstchef und seine Kollegen heute mit 334 Kubikmetern auf die doppelte Menge zurückgreifen. Doch nicht nur die messbare Holzmenge habe zugenommen. Auch die ökologische Situation hat sich laut Peiffer deutlich verbessert. Tierarten wie Luchs, Schwarzstorch oder seltene Eulenarten leben heute wieder im Harz und breiten sich auf andere Waldgebiete aus. Langfristig wird sich das Gesicht des Mittelgebirges weiter verändern: Immer mehr Laubbäume werden die Vorherrschaft der Fichte ablösen. Ziel der Niedersächsischen Landesforsten ist es, mit dem langfristigen ökologischen Waldentwicklungsprogramm einen Anteil von 90 Prozent Mischwälder zu erreichen. Einen Schwerpunkt setzten Forstleute in den kommenden Jahren auf den Umbau der gleichförmigen Fichtenwälder. Sie wurden in den Notjahren nach dem 2. Weltkrieg gepflanzt. Aufforstungen mit Laubbäumen sollen sie jetzt in ökologisch wertvollere Mischbestände umwandeln.
Auf die Harzer Forstleute wartet ein großes Arbeitspensum.