Von groben Verunreinigungen befreit, reisen alle Saateicheln in versiegelten Säcken mit speziellen Begleiturkunden in die Lüneburger Heide. Ziel ist die Forstsaatgut-Beratungsstelle (FSB) der Niedersächsischen Landesforsten in Oerrel, eine der europaweit modernsten Anlagen zur Aufbereitung und Bereitstellung von hochwertigem Forstsaatgut.
Hier werden die Eicheln gereinigt und hohle Früchte ausgeschwemmt. Dann erwartet sie ein warmes Bad im Whirlpool: In der ‚Thermotherapie-Anlage‘ werden die Früchte gegen einen Schwarzfäulepilz behandelt. Dabei kommt es auf den optimalen Temperaturverlauf an: Der Erreger wird abgetötet, während die empfindlichen Eicheln ihre volle Keimfähigkeit behalten. Ein Teil wird nach dieser Aufbereitung an Baumschulen verkauft und gleich ausgesät. Der Rest hält Winterschlaf unter kontrollierten Bedingungen bis zum Frühjahr: „Hohe Luftfeuchtigkeit im Kühlraum schützt die Saateicheln vor Austrocknung“, erklärt FSB-Leiter Andreas Preuß die spezielle Lagertechnik.
Nur die Eicheln vitaler und gesunder Bäume in ausgewählten, geprüften und zugelassenen Erntebeständen dürfen als Saatgut geerntet werden. Nicht in jedem zur Ernte anerkannten Eichenbestand tragen die Bäume genügend Früchte, damit sich die mühsame Ernte lohnt. Besonders der mehrfache Kahlfraß durch Schmetterlingsraupen hat viele Eichenwälder in den vergangenen Jahren geschwächt. „Hochwertiges Eichensaatgut als Grundlage der ökologischen und ökonomischen Stabilität zukünftiger Wälder ist knapp geworden. Nach unseren Schätzungen wird die in den Landesforsten gesammelte Menge von etwa 20 Tonnen ausreichen, um 2 Millionen Eichensetzlinge anzuziehen“, so Förster Preuß. Mit diesen Pflanzen können neue Eichenwälder in der Größe von 350 Fußballfeldern entstehen.
Die natürliche Verbreitung der Eicheln erfolgt häufig über Eichelhäher und Tauben. Eicheln bilden im Herbst besonders für Kleinsäuger, Vögel, Wildschweine, Rot- und Damwild eine wichtige Nahrungsgrundlage.
Weitere Informationen zum Forstsaatgut im Internet unter www.fsb-oerrel.landesforsten.de
Hintergrund
Die fsb Oerrel wurde 1985 als „Forstsaatgut-Beratungsstelle“ gegründet. Sie sichert als Dienstleistungsbetrieb der Niedersächsischen Landesforsten die Bereitstellung von herkunftssicherem, genetisch angepasstem, qualitativ hochwertigem Forstsaatgut. Zu den Kunden der fsb Oerrel zählen nicht nur Baumschulen, Forstämter oder Waldbesitzer, sondern auch Wissenschaft und Forschung. Neben den Laub- und Nadelbaumarten, die dem Forstvermehrungsgutgesetz unterliegen, ernten die Spezialisten aus Oerrel auch Samen anderer heimischer Bäume und Sträucher. Im eigenen zertifizierten Prüflabor wird das Saatgut ständig kontrolliert. Einen Teil der Forstsamen verwendet die fsb Oerrel in Kooperation mit Baumschulen für kontrollierte Lohnanzuchten. In der akkreditierten Seilkletterschule bietet die fsb Oerrel qualifizierte Ausbildungen für vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Bereich des Baumsteigens an.