Hier am Reiherbach nahe Amelith lebten noch vor einigen Jahren die seltenen Kröten mit dem fantasievollen Namen. Dann war ihr Rufen für Jahre verstummt. Nun aber der Beweis: es gibt noch ein Vorkommen der Geburtshelferkröte im Solling. Ein kleines zwar und damit gefährdetes Vorkommen, aber mithilfe der Landesforsten und dem NABU sollen wieder mehr Geburtshelferkröten im Hutewald leben können. Forstleute und Naturschützer starten in diesen Tagen ihre Artenschutzmaßnahmen.
Forstamt Neuhaus und NABU Niedersachsen kooperieren zum Schutz bedrohter Tierarten
Das Niedersächsische Forstamt Neuhaus und der NABU Niedersachsen wollen der kleinen Population helfen und so das langfristige Überleben der Art am Reiherbach sicherstellen. Als erste Maßnahme wird derzeit ein Teich im Reiherbachtal kurzzeitig abgelassen, in dem die Krötenlarven im Sommer leben sollen. Erst wenn der Teich frei von größeren Fischen ist, überleben genug Larven, aus denen sich die fertigen Geburtshelferkröten entwickeln. Vor der Laichsaison im Frühjahr wird der Teich wieder aufgestaut. Auch andere Amphibien- und Libellenlarven profitieren dann von dem raubfischfreien Gewässer.
Bagger gestaltet Grabentaschen und modelliert kleine Mulden
Das Teichufer soll stärker besonnt werden und wird aufgelichtet. Einzelne Bäume und Sträucher müssen weichen, damit die Besonnung die Entwicklung der wechselwarmen Amphibien fördern kann. Außerdem sollen entlang des Reiherbachweges sogenannte Grabentaschen entstehen. Ein Bagger legt dazu kleine Mulden an, die als temporäre Kleingewässer für die Larvenentwicklung hilfreich sind.
Die Landesforsten als Flächeneigentümerin und der NABU arbeiten in dem Kooperationsprojekt LIFE-BOVAR zusammen. Der NABU führt die fachlichen Arbeiten aus und finanziert die Maßnahmen aus dem EU-geförderten Life-Projekt. Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Northeim unterstützt die Artenschutzbemühungen. Schließlich handelt es sich bei der Geburtshelferkröte um eine streng geschützte und gefährdete Tierart. Das Vorkommen im Hutewald Solling befindet sich in einem nach europäischen Naturschutzrecht geschütztem FFH-Gebiet. Der Naturpark Solling Vogler stellt sicher, dass keine Weidetiere während der Arbeiten zu Schaden kommen.
Das Forstamt bittet Besucher um Verständnis für den zweitägigen Baggereinsatz entlang des Reiherbachweges. „Wenn alles klappt, werden es die Glockenfrösche im nächsten Jahr mit einem Konzert an einem warmen Sommerabend danken und das Hutewaldprojekt Solling wäre damit wieder um ein stabiles Vorkommen einer seltenen Art reicher“ kommentiert Revierleiter Tobias Kiens die angelaufenen Schutzmaßnahmen.
Projektförderer
Das LIFE-Projekt „Management der Gelbbauchunke und anderer Amphibienarten dynamischer Lebensräume“ – kurz: „LIFE BOVAR“ – ist ein Förderprojekt der Europäischen Union (EU) und wird hier mit Mitteln aus dem EU-Umweltprogramm – Schwerpunkt Natur und Biodiversität – gefördert. Ferner unterstützen das Land Niedersachsen und der NLWKN mit Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (MU), das Land Nordrhein-Westfalen mit Mitteln des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MULNV), die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung, die Niedersächsischen Landesforsten, der Kreis Minden-Lübbecke, die Landkreise Goslar, Hameln-Pyrmont, Hildesheim, Holzminden, Schaumburg, die Region Hannover, die Städte Hannover und Hildesheim, der NABU-Landesverband Nordrhein-Westfalen, der NABU-Kreisverband Minden-Lübbecke und die Firma Saint-Gobain Formula GmbH das Projekt.
Informationen zum Projekt im Internet unter:
www.life-bovar.com
www.nabu-niedersachsen.de/bovar