Die vergangenen Dürrejahre, denen eine historische Borkenkäfer-Kalamität folgte, haben bislang rd. 37.000 Hektar Wald allein in den Landesforsten geschädigt. „Auch, wenn wir in vielen Fällen auch ganz bewusst auf die natürliche Verjüngung setzen und gern die Baumarten annehmen, die die Natur sät – dieses Niveau werden wir etwa über die nächsten zehn Jahre halten müssen, um die Entwicklung zu klimastabilen Wäldern zu beschleunigen“, erklärt Merker die große Herausforderung für die Försterinnen und Förster. Neben der Pflanzung und der natürlichen Verjüngung setzen die Landesforsten hierbei auch auf die Saat von Waldbäumen.
In welchem Umfang das jährlich gelänge, sei dabei einerseits an naturbedingte Voraussetzungen geknüpft: Angefangen von der Verfügbarkeit geeigneten Saatguts bis hin zu den Witterungsbedingungen zur Pflanzzeit. Doch: „Auch finanziell ist das ein großes Programm, das in den nächsten Jahren mit jährlich ca. 20 Mio. € zu veranschlagen ist“, schätzt Merker. Folgerichtig würden auch die Überschüsse des Geschäftsjahres 2021 vollständig in die Wiederbewaldung investiert, so Merker weiter. In Folge gestiegener Holzpreise und eines noch immer hohen Anfalls wegen Borkenkäferbefall zwangsläufig zu nutzenden Holzes hatten die Landesforsten das Geschäftsjahr 2021 mit einem Gewinn von 42,38 Mio. Euro abgeschlossen. „Ein nur vordergründig gutes Ergebnis, über das man sich als Förster mit Blick in den Wald nur bedingt freuen kann“, resümiert Merker.
Die Lage im Wald
Trotz des anhaltenden Kampfes gegen den Käfer hat sich die Fläche des Fichtenwaldes im Harz, die vor dem Borkenkäfer gerettet werden konnte, auch im letzten Jahr deutlich verkleinert. Im mittlerweile fünften Jahr, in dem Klimaextreme und ihre Folgen für die Waldökosysteme das Tun der Försterinnen und Förster bestimmen, sei die geschädigte Fläche auf etwa 37.000 Hektar im Landeswald angewachsen, davon allein 27.000 Hektar im Harz. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung konzentrieren die Landesforsten ihr Handeln jetzt auf die Wiederaufforstung und den Waldumbau. „Dort, wo keine gesunden Fichten mehr stehen oder keine Aussicht mehr darauf besteht, vitale Fichtenbestände vor dem Borkenkäfer retten zu können, richten wir den Blick auf die nächste Waldgeneration“, erklärt Merker.
Bei den eingebrachten Baumarten setzen die Landesforsten auf eine an die gegenwärtigen aber auch die zukünftigen Boden- und Klimaverhältnisse angepasste Baumartenmischung. Dr. Merker erläutert den Ansatz der Landesforsten: „Wir können nicht einfach zuschauen, was die Natur hervorbringt - das wäre im Harz wieder fast ausschließlich Fichte. Für größere Resilienz und Klimaanpassung brauchen wir die Mischung verschiedener Baumarten und müssen sie deshalb jetzt durch Pflanzung und Saat einbringen.“
Die Landesforsten belassen auch sogenannte Dürrständer, das sind abgestorbene Fichten, im Wald. Damit werden die Ausgangsbedingungen für die neue Waldgeneration strukturreicher, was die zukünftige Vielfalt erhöht. Auch tote Fichten bieten Schutz vor zu hoher Sonneneinstrahlung und Verdunstung. Davon profitieren empfindlichere Baumarten. Das Zeitfenster, darunter zu pflanzen oder zu pflegen, ist jedoch nur kurz geöffnet, weil sie schnell instabil werden und dann eine Gefahr beim Arbeiten bedeuten.
Die vielen Flächen, die die Landesforsten seit den 1980er Jahren als Reaktion auf das Waldsterben nach dem LÖWE-Programm unter anderem mit Buchen und Bergahornen bepflanzt haben und die heute vital wachsen, sind Leitbilder und Hoffnungsträger. „Dass diese jetzt allmählich das Alter erreichen, in dem wir zudem auf ihre Samen hoffen dürfen, freut uns – es zeigt aber auch, wie langfristig wir denken müssen“, so Merker mit Blick auf die erkennbaren Erfolge des Waldumbaus im Harz. „Wir pflanzen heute in der Hoffnung, dass sie und auch die Samen, die sie eines Tages produzieren, den Wald kommender Generationen vielfältiger machen.“
Wirtschaftliche Situation
Nach den beiden Vorjahren, die die NLF mit einem Verlust haben abschließen müssen, könne der finanziell positive Jahresabschluss nur verhalten positiv bewertet werden. Schließlich sei es einerseits Folge des auf normales Niveau gestiegenen Holzpreises, andererseits aber auch der mit 1,9 Mio m³ (Vorjahr: 2,4 Mio m³) abermals hohen Menge an Schadholz, das in Folge des Borkenkäferbefalls angefallen ist. „Der Substanzverlust wiegt schwer. Wir haben vielfach auch junge, lange noch nicht erntereife Bäume fällen müssen. Große Freiflächen, in denen buchstäblich jeder Baum dem Käfer zum Opfer gefallen ist, müssen mit hohem Aufwand bepflanzt und gepflegt werden. Erst in frühestens 25 Jahre fallen dann bei der Pflege wieder Erträge an“, erklärt Merker. Die Landesforsten rechnen mit rd. 20 Mio. €, die pro Jahr für die Wiederbewaldung benötigt werden. Merker fasst zusammen: „Der Klimawandel kostet uns richtig viel Geld.“
Am abgeschlossenen Geschäftsjahr zeige sich abermals die Notwendigkeit der finanziellen Unterstützung durch das Land auch über das Jahr 2025 hinaus, so Merker weiter. Das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium mache mit der aktuellen Kampagne „Forst Aid - Erste Hilfe für unsere Wälder“, die es gemeinsam mit Kooperationspartnern im Frühjahr startete, deutlich, dass dies der Landespolitik ein wichtiges Anliegen ist.