„Angesichts zunehmender Konzentrationsprozesse in der Wirtschaft ist die Genossenschaft ein Erfolgsmodell, das für Stabilität und mehr Wettbewerbsfähigkeit sorgt“, betonte Hirche. „Genossenschaften sind vor allem deshalb so erfolgreich, weil sie Wertschöpfung sowohl für ihre Mitglieder als auch für den Standort und die Region schaffen.“
Das im vergangenen Jahr geänderte Genossenschaftsgesetz erleichtere die Gründung von Genossenschaften und fördere auf diese Weise den Genossenschaftsgedanken, erklärte der Minister. So könnten jetzt bereits drei Personen als Mitglieder die Vorteile der eingetragenen Genossenschaft nutzen. Kleine Kooperationen hätten den Vorteil, noch flexibler auf Veränderungen reagieren zu können. Der insgesamt größere Spielraum bei der Gestaltung der Satzung ermögliche Genossenschaften zudem maßgeschneiderte rechtliche Lösungen.
Der NBank-Vorstandsvorsitzende, Erk Westermann-Lammers, zeigte sich in seiner Begrüßung beeindruckt von den innovativen Genossenschaftsmodellen: „Ich bin davon überzeugt, dass unsere Veranstaltung für viele den Anstoß gegeben hat, über die Genossenschaftsidee nachzudenken.“ Für die Wirtschaftsförderung sei insbesondere die erleichterte Gründung einer Genossenschaft bedeutsam. So habe die Novelle die Zahl der notwendigen Mitglieder und damit den früheren Gründungsaufwand erheblich reduziert. Gerade für Nachfolgeregelungen hält der NBank-Vorstandsvorsitzende die Genossenschaft daher für ein attraktives Modell: „Der alte Meister kann seinen Betrieb nach der Novelle leichter in die Hände mehrerer seiner Mitarbeiter geben, deren Kompetenzen sich gegenseitig ergänzen. Der eine ist dann besser in der Buchführung, der andere in der Produktion, der dritte im Vertrieb. Gemeinsam bestimmen sie gleichberechtigt über das Unternehmen.“ Genossenschaften hätten daher erhebliche Potenziale, den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel in den Regionen Niedersachsens mit zu gestalten.
Michael Bockelmann, Vorstandsvorsitzender des Genossenschaftsverbandes Norddeutschland, sprach von neuen Impulsen für den Mittelstand. „Die traditionelle Idee der modernen Genossenschaft steht gerade jetzt vor dem Hintergrund von Unternehmensübernahmen und Insolvenzen für ein zukunftsweisendes Modell insbesondere für Neugründungen und Unternehmenskooperationen.“ Bockelmann sieht für die Zukunft eine Renaissance der Genossenschaftsidee und der Rechtsform der eingetragenen Genossenschaften.
„Als Kooperationsmodell für den Mittelstand, im Gesundheitswesen oder zur Übernahme öffentlicher Aufgaben ist die Rechtsform der Genossenschaft aktueller denn je“, so Bockelmann. „Wie keine andere Rechtsform stehen Genossenschaften für demokratische Selbstbestimmung und Selbstverantwortung. So entsteht ein starker Rahmen für Kooperationen und ein Schutz vor der Dominanz fremder Kapitalinteressen. Die Rechtsform der eG ist die insolvenzsicherste Rechtsform, spekulationssicher und mitgliederorientiert.“
Für die Teilnehmer des Workshops bestätigte Schlossermeister Wolfgang Henning: „Für uns als Altonaer Handwerkerring eG ist die eingetragene Genossenschaft die optimale Rechtsform für unsere Kooperation. Die Handwerker erhalten ihre Selbstständigkeit. Unsere Genossenschaft, die im Speziellen barrierefreies Bauen ‚aus eine Hand’ bietet, ist damit ein Generalunternehmer in Handwerkerhand.“
Die apogen eG, Hannover, verbindet als Gemeinschaft selbstständiger Apotheken in Hannover der Anspruch auf Qualität und der Wille zur wirtschaftlichen Selbstständigkeit. Dr. Brigitte Seegerer, Inhaberin der Lister Apotheke am Moltkeplatz in Hannover und Vorstandsvorsitzende der 2007 gegründeten apogen eG, hob in der Vorstellung der einzelnen genossenschaftlichen Praxisbeispiele hervor: „Wir als Genossenschaft selbstständiger Apotheker wollen uns als zentraler Ansprechpartner zum Thema Gesundheit positionieren.“
„Eine Kommune kann kein Hallenbad erfolgreich führen“ erläuterte Frank Priebe, Vorstandsvorsitzender des ersten genossenschaftlichen Hallenbades in Deutschland, der Hallenbad Nörten-Hardenberg eG, und zugleich Bürgermeister des Fleckens Nörten-Hardenberg. „Seit die Genossenschaft den Betrieb übernommen hat, haben wir nicht nur ein attraktives Hallenbad, sondern auch eine deutliche Reduzierung des finanziellen Aufwandes bei der Gemeinde“, so Priebe. Das Modell Hallenbad Nörten-Hardenberg eG zeige, wie die Aktivität von Bürgern und örtlicher Wirtschaft nicht nur kommunale Infrastruktur erhalten könne, sondern auch neue Kräfte entfaltet. „Bisher hatte der Sportverein in Nörten-Hardenberg keine Schwimmabteilung, jetzt hat diese bereits 180 Mitglieder“ freut sich Priebe über den positiven Zusatzeffekt.