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Nordfriisk Instituut

Friesischer Handel am Friesischen Meer

Historiker-Treffen des Nordfriisk Instituut war ein voller Erfolg

(lifePR) (Husum (NfI), )
Voll besetzt war der Versammlungssaal des Husumer Nissenhauses beim 6. Historiker-Treffen des Nordfriisk Instituut. Das Thema lautete "Friesischer Handel im Friesischen Meer". Das Meer ist das bestimmende Element der friesischen Geschichte. Wohl noch älter als der Deichbau, der vor tausend Jahren einsetzte, ist der friesische Handel auf der Nordsee. Mit diesen Worten führte Institutsdirektor Prof. Dr. Thomas Steensen die Gäste aus den Niederlanden, aus Dänemark, und aus Deutschland in das Anliegen des Treffens sein. Die Beziehungen zwischen den Frieslanden sind ein lebendiges Element der Nordseekooperation, die für die schleswig-holsteinische Politik ein ebenso wichtiges Feld bilden wie die traditionsreiche Zusammenarbeit im Ostseeraum, das betonte Caroline Schwarz, Minderheiten- und Kulturbeauftragte des Ministerpräsidenten, in ihrem Grußwort. Die regionale friesische Identität, zu der auch die interfriesischen Beziehungen wesentlich beitragen, bildet ein unübersehbares Argument für die Erhaltung des Kreises Nordfriesland, so Landrat Dieter Harrsen.

Auf der im 8. Jahrhundert besiedelten Warft Elisenhof im südlichen Eiderstedt und in der frühmittelalterlichen Hafenbucht bei List auf Sylt sind zahlreiche Gegenstände und Überreste gefunden und ausgegraben worden, die auf eine Handelsschifffahrt entlang der Nordseeküste hindeuten, so Dr. Hans Joachim Kühn vom Archäologischen Landesamt in Schleswig in seinem Vortrag "Händler – Waren –Friesen. Eine archäologische Spurensuche". Die Spuren von Elisenhof weisen dabei auf eine wahrscheinlich durch den Handel besonders wohlhabende Bevölkerungsgruppe hin. Insbesondere Keramikfunde machen die Beziehungen zwischen den friesischen Siedlungsgebieten deutlich.

Dr. Job Weststrate von der Universität Leiden berichtete über "Die Stellung Westfrieslands im Wirtschaftsraum Nordwesteuropa im 14. bis 16. Jahrhundert." Der Handel der friesischen Gebiete im Bereich der heutigen Niederlande hatte seinerzeit seine große Blüte bereits hinter sich und war in den Schatten der Hanse getreten. Der friesische Handel bezog sich nun im Wesentlichen auf die eigenen landwirtschaftlichen Produkte. Zudem boten Friesen ihre Schiffe anderen Kaufleuten zum Transport ihrer Waren an. Die Akten eines Prozesses, der Anfang des 16. Jahrhunderts geführt wurde zur Klärung von Schadenersatzansprüchen der Eigner von 20 aus Nordfriesland kommenden Handelsschiffen, die von Hamburger Kaperfahrern aufgebrachten worden waren, bieten die Möglichkeit zu Rückschlüssen auf die wichtigsten Handelsgüter am Ende des Mittelalters, so Prof. Dr. Björn Poulsen von Universität Århus in seinem Vortrag "Schifffahrt an der Nordseeküste im 14. und 15. Jahrhundert". Transportiert und verkauft wurde neben tierischen Produkten wie Fleisch, Häuten und Talg vor allem auch Bauholz.

Dr. Piet Boon vom Westfries Archief im niederländischen Hoorn stellte "Nordfriesische See- und Handelsleute in Enkhuizen" im 16. und 17. Jahrhundert vor. Zunächst gelangten besonders über den Ochsenhandel und andere kaufmännische Verbindungen Menschen aus dem Gebiet des heutigen Nordfriesland, vor allem aus Husum, in die friesischen Regionen der Niederlande. Dabei waren beispielsweise von den 217 Personen, die zwischen 1623 und 1800 in die lutherische Kirchengemeinde des westfriesischen Enkhuizen aufgenommen wurden, 78 Frauen. Die große Zeit des Walfangs und der Handelsfahrt brachte sodann besonders viele Nordfriesen in die Niederlande. Darüber berichtete Prof. Dr. Robert Bohn von der Universität Flensburg in seinem Vortrag "Nordfriesische Seeleute auf niederländischen Schiffen im 17. und 18. Jahrhundert und ihre Erfahrungen". Die nordfriesischen Seeleute erfreuten sich in den Niederlanden eines hohen Ansehens. Besonders auffällig waren die sozialen Rückwirkungen auf die Herkunftsgebiete in Nordfriesland. Auf Föhr waren beispielsweise die Frauen in Abwesenheit der seefahrenden Männer in wirtschaftlicher Hinsicht "emanzipierter als die Frauen im heutigen Deutschland".

Manfred Sell vom Deutschen Sielhafenmuseum in Carolinensiel an der niedersächsischen Nordseeküste nahm das Publikum mit auf eine Reise "Auf traditionellen Segelrouten" und schilderte die Seeverbindungen von den ostfriesischen Sielhäfen aus über die europäischen Meere. Über zwei Jahre war etwa in den 1870er Jahren ein Schiff, dessen Reiseakten erhalten sind, mit jeweils kurzfristig aufgenommenen Frachten zwischen Nord- und Ostsee und bis ins Mittelmeer nach Venedig unterwegs. Schließlich berichtete Klaus-Peter Kiedel vom Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven unter dem Titel "9000 Container pro Schiff" über den Nordseehandel im 21. Jahrhundert. Ein gutes Drittel aller die Weltmeere befahrenden Container-Schiffe ist in deutschem Besitz. Die größten Container-Häfen sind zwar Hongkong und Singapur. Rotterdam, Hamburg und Bremerhaven sichern aber auch der Nordsee, die im Frühmittelalter "Mare Frisicum" hieß, einen erklecklichen Anteil. Das lebendige Netzwerk von Verbindungen über See, das bis weit ins 20. Jahrhundert Europa umspannte und in dem die friesischen Gebiete an der Nordsee wichtige Knotenpunkt bildeten, hat sich innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem globalen Netz umgestaltet.

Die Leiterin des Nissenhauses Dr. Astrid Fick stellte ihr Museum bei einer kurzen Führung vor und betonte insbesondere die Neukonzeption als "NordseeMuseum". Am Vorabend des Haupttages hatte das Treffen im Schiffahrtsmuseum Nordfriesland in Husum begonnen, dessen Stifter Peter Cohrs mit großem Engagement seine Schätze zeigte. Den Ausklang bildete am Abschlusstag ein Spaziergang um den Husumer Hafen, dabei gab Fiete Pingel vom Nordfriisk Instituut Erläuterungen zu dessen Geschichte. Das 6. Historiker-Treffen des Nordfriisk Instituut wurde über den Friesenrat unterstützt vom Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein sowie von der Gesellschaft für Husumer Stadtgeschichte. Die Vorträge sollen in einem Tagungsband veröffentlicht werden.
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