Johann Nicolaus Tetens, so der Referent über seinen entfernten Verwandten, studierte in Kopenhagen und Rostock. Nach einer Station im mecklenburgischen Bützow erhielt er 1776 einen Ruf als Professor der Philosophie und Mathematik an die Universität Kiel. Er erwarb sich einen hervorragenden wissenschaftlichen Ruf. Er gilt, so Holm Tetens, bis heute als einer der profiliertesten Kieler Philosophen. Sein Hauptwerk „Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwicklung“ erregte die Aufmerksamkeit von Immanuel Kant. Der Königsberger wünschte sich eine eingehende Rezension seiner bahnbrechenden „Kritik der reinen Vernunft“ speziell von Tetens.
1789 wechselte Tetens, so der Referent weiter, nach Kopenhagen in den Dienst des dänischen Gesamstaates. Er fungierte unter anderem als Vizedirektor der Nationalbank und konzipierte eine Neuregelung der Witwenkassen und des Versicherungswesens in Dänemark. Seine eiderstedtische Heimat hatte er bereits 1778 wieder besucht, und zwar im Zuge einer Reise im Auftrag der Landesherrschaft zur Inspektion des Deichwesens. Von seinem Bericht gingen wichtige Impulse für die Entwicklung des Küstenschutzes aus.
Seine Forschungen zu den Möglichkeiten und Grenzen der menschlichen Erkenntnis machen Johann Nicolaus Tetens, so Holm Tetens abschließend, zu einem Pionier der Psychologie. Der Mensch kann sich die Welt nur zu eigen machen, so die zentrale These, wenn er seine geistigen Kräfte aktiv einsetzt. Johann Nicolaus Tetens fasste dieses Denken in einer zeitlosen Aufforderung zusammen: „Mensch, erhöhe deine innere Selbsttätigkeit!“