In der Zeit der deutsch-dänischen Auseinandersetzung im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte sich die Hausforschung beiderseits der Grenze vielfach in den Dienst der jeweiligen nationalen Sache gestellt. Auch die Bauernhäuser wurden gedeutet als Zeugen eines spezifisch deutschen oder dänischen Erbes, wobei die Haustypen auf der eigenen Seite gelegentlich auch als Beweis einer höheren Kultur und die auf der Gegenseite als "primitiv" gewertet wurden. Das veranschaulichte Dragsbo, Leiter des Museums Sonderburg Slot (Schloss Sonderburg), anhand von Zitaten aus der Hausforschungsliteratur jener Zeit.
Entgegen diesen Ideologien zeigt sich das frühere Herzogtum Schleswig, so der Referent, als Raum kultureller Begegnung und gegenseitiger Beeinflussung. Zu finden sind neben dem schleswigschen Wohnstallhaus die für Dänemark typischen Vierseithöfe, norddeutsche Hallenhäuser und Gulfhäuser (zum Beispiel Haubarge) im Süden des Gebiets. Inwieweit die aktuellen Formen sich allerdings kontinuierlich aus Haustypen etwa der Eisenzeit, der Völkerwanderung oder der Wikingerzeit entwickelt haben, wie in der älteren Literatur vielfach behauptet, ist anhand der vorliegenden Erkenntnisse nicht zu klären, so Peter Dragsbo abschließend, weitere archäologische und archivalische Forschungen sind nötig.
Gerd Kühnast, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Baupflege (IGB) Nordfriesland und Dithmarschen e. V., Initiator der Veranstaltung, dankte dem Referenten für die neue Sicht auf die Hausforschung und gab dem Wunsch Ausdruck, die grenzüberschreitenden Impulse zu vertiefen und sie als Fundament auch für die praktische Baupflege nutzen zu können.