Der Germanist und Nordfriesland-Kenner schlug in seinem Vortrag einen abwechslungsreichen Bogen vom ersten Auftreten nordfriesischer Motive in der Literatur im 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Es war der Husumer Dichter Theodor Storm, der seiner Heimat Nordfriesland mit Gedichten wie „Die Stadt“ und „Meeresstrand“ und mit Novellen im Stil des „poetischen Realismus“ wie vor allem „Der Schimmelreiter“ einen Platz in der Welt der Bücher verschaffte, ohne aber ein Heimatdichter zu sein, so Lohmeier. Die Überlebensgröße nordfriesischer Helden des Dichters Detlev von Liliencron wie etwa der Sylter Pidder Lyng, der den anmaßenden Amtmann im Grünkohl erstickt, leitet über zur „Heimatkunst“ um 1900, in der „die Friesen“ als klischeehaftes Bild gegen die großstädtisch geprägte moderne Kultur ins Feld geführt wurden.
Daran schließen, so Lohmeier weiter, Romane der 1920er und 30er Jahre an, bei denen die nationalsozialistische Ideologie im Hintergrund mitwirkt. In der NS-Zeit angesiedelt ist der 1968 erschienene Roman „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz. Es geht um zwei „feindliche Brüder“, den mit Malverbot belegten Maler Nansen und den Polizisten Jepsen, die in ihrer Gegensätzlichkeit sehr glaubwürdig, so der Referent, in der nordfriesischen Umwelt verwurzelt werden. Abschließend würdigte Dieter Lohmeier den 2006 erschienenen, „sehr geschickt angelegten“ Föhr-Roman „Friesenblut“ von Olaf Schmidt. Verknüpft werden darin die Zeit des Malers Oluf Braren im 19. Jahrhundert, die NS-Zeit auf Föhr und die Gegenwart. Der Autor erweise sich mit seinem Buch der Tradition der qualitätvollen regional geprägten Literatur als durchaus würdig.