Die Geschichte der Wasserversorgung, so Brigitta Seidel, begann auch in Nordfriesland mit dem eigenständigen Bohren von Brunnen bzw. mit dem Sammeln des Regenwassers. An das kostbare Nass war insbesondere in der Marsch und auf den Halligen schwer heranzukommen. In den Städten und größeren Orten wurde es über private Pumpengemeinschaften verteilt. Die Wahl-Pellwormerin, die sich nach einem Geschichts- und Politologie-Studium in Berlin seit den 1990er Jahren besonders mit der Alltagsgeschichte der Region Nordfriesland befasst und seit 1999 das Hökerladenmuseum Haus Peters in Tetenbüll leitet, hat die Geschichte der vier für Nordfriesland zuständigen Wasserverbände in Chroniken zusammengetragen, von denen drei bereits im Druck erschienen sind.
Zur Einrichtung und Verstärkung einer zentralen Wasserversorgung trugen im 19. Jahrhundert vor allem wachsende Erkenntnisse der bakteriologischen Forschung bei, so die Referentin. In Husum etwa wurde 1902 ein Wasserturm errichtet, dessen Einrichtung mittels Gefälle für den nötigen Druck in den Leitungen sorgte. In der Zeit des Nationalsozialismus habe der Ausbau des Leitungsnetzes vor allem dem Zweck gedient, militärische Einrichtungen zu versorgen.
Die moderne Technik der Wasseraufbereitung hielt sodann erst lange nach dem Zweiten Weltkrieg Einzug in den ländlichen Gegenden Nordfrieslands, so Brigitta Seidel. Gegen anfangs teils heftigen Widerstand derjenigen, die über eine eigene Wasserversorgung verfügten, wurde seit den 1960er und 70er Jahren der Anschluss letztlich aller Häuser in Nordfriesland an die zentrale Wasserversorgung durchgeführt bis hin zu den kleinsten Halligen.