- Das Progressionsrisiko geht auch nach dem 2. Behandlungsjahr stetig zurück; bei keinem der Imatinib-Patienten war im 6. Jahr eine Progression gegenüber der ursprünglichen Kranheitsphase zu verzeichnen.
- Der positive Trend beim Langzeit-Überleben deutet darauf hin, dass die Patienten bei fortgesetzter Behandlung eine annähernd normale Lebenserwartung erreichen könnten.
Neue Daten aus der bisher grössten klinischen Studie mit neu diagnostizierten Patienten, die an chronisch myeloischer Leukämie leiden, belegen, dass die Langzeitbehandlung mit Imatinib[*] im 6. Behandlungsjahr die Progression hin zu fortgeschritteneren Krankheitsstadien stoppen kann.
Die Ergebnisse der IRIS-Studie (International Randomized Interferon versus STI571) zeigen, dass die Progressionsrate auch nach zwei Behandlungsjahren weiter zurückging und im 6.Studienjahr auf 0 % sank. Die geschätzte Gesamtüberlebensrate nach 6 Jahren lag bei den Imatinib-Patienten bei 88 %.
Die führenden Studienärzte präsentierten anlässlich der 49. Jahreskonferenz der "American Society of Hematology" (ASH) die neuesten Ergebnisse aus dieser gross angelegten Studie mit mehr als 1’100 neu diagnostizierten Patienten, die an Philadelphia-Chromosom-positiven (Ph+) chronischen myeloischen Leukämie (CML) leiden.
Bei den kontinuierlich mit Imatinib behandelten Patienten in der anfänglichen (chronischen) Phase der CML blieb die Progression hin zu fortgeschritteneren Krankheitsstadien aus. Unbehandelt stellt sich bei CML in der Regel rund 3-5 Jahre nach der Anfangsphase zunächst eine akzelerierte Übergangsphase ein, an die sich die so genannte Blastenkriese anschliesst, die rasch tödlich verläuft.
"Wenn dieser Überlebenstrend anhält, könnten viele CML-Patienten durch eine kontinuierliche Behandlung mit Imatinib eine fast normale Lebenserwartung erzielen", erläuterte Dr. med. Brian Druker, Leiter des Cancer Institute Centers der Oregon Health & Science University, der auch Direktor der JELD-WEN Leukämieforschung, Forschungsarzt am Howard Hughes Medical Institute sowie Mitglied der National Academy of Sciences ist.
Die meisten CML-Patienten befinden sich bei der Diagnosestellung in der chronischen Phase. Vor dem Markteintritt von Imatinib kam es bei rund 50 % der Patienten mit Ph+ CML nach nur 3-5 Jahren zu einer Progression von dieser Anfangsphase hin zu fortgeschritteneren Krankheitsstadien. Nach dem Eintreten der Blastenkrise lag die Lebenserwartung im Allgemeinen nur noch bei 3-6 Monaten.
Mit seiner bisher einzigartigen 6-Jahres-Dokumentation im Bereich Sicherheit und Wirksamkeit ist Imatinib das einzige First-Line-Medikament für alle Patienten mit Ph+ CML.
Imatinib zeichnet sich als Anfangsmedikation bei Ph+ CML in der chronischen Phase auch weiterhin durch eine allgemein gute Verträglichkeit aus. Beim Followup nach 6 Jahren waren Art und Häufigkeit der Nebenwirkungen mit den bereits früher ermittelten Profilen vergleichbar. Nur selten wurde ein Neuauftreten oder eine Verschlimmerung hämatologischer oder biochemischer Nebenwirkungen beobachtet.
IRIS ist eine offene klinische Studie der Phase III mit 1’106 neu diagnostizierten Patienten mit Ph+ CML in der chronischen Phase, an der 177 Zentren in 16 Ländern beteiligt sind. Die Studie umfasst zwei Behandlungsarme: Eine Patientengruppe erhielt 400 mg Imatinib täglich, die andere bekam eine Zieldosis Interferon von 5 MIE/m2/Tag in Kombination mit Cytarabin (Ara-C) 20 mg/m2/Tag an 10 Tagen im Monat. 65 % der Patienten im IFN/Ara-C-Arm wechselten aufgrund von Unverträglichkeit, fehlendem oder nachlassender Response zum Imatinib-Arm über, während nur 3 % der Imatinib-Patienten in den IFN/Ara-C-Arm wechselten.
Die kumulative beste Response auf die Imatinib-Behandlung verbesserte sich zwischen dem ersten und sechsten Behandlungsjahr drastisch: Im Laufe dieses Zeitraums stieg die Anzahl der Imatinib-Patienten, bei denen eine vollständige zytogenetische Response (Elimination des abnormen, mit der CML assoziierten Philadelphia-Chromosoms) erzielt wurde, von 70 % im ersten bis auf 82 % im sechsten Behandlungsjahr an.
Die geschätzte Gesamtüberlebensrate der Imatinib-Patienten lag (unter Berücksichtigung der Todesfälle aller Ursachen) bei 88 %. Bei Ausschluss der Todesfälle, die nicht mit CML in Verbindung zu bringen sind oder im Anschluss an eine Transplantation auftraten, lag die geschätzte Gesamtüberlebensrate bei 95 %. Der Prozentsatz der CML-bedingten Todesfälle lag in dieser Gruppe bei unter 5 %.
Die Progressionsrate ging auch im sechsten Studienjahr weiter zurück. Die Komplikationsrate (einschliesslich Responseverlust) lag bei 0,4 % und die Progressionsrate hin zu fortgeschritteneren Krankheitsstadien zwischen dem 5. und 6. Behandlungsjahr lag bei den Patienten, die über das 5. Jahr hinaus mit Imatinib weiterbehandelt wurden, bei 0 %.
Zwischen dem 5. und 6. Behandlungsjahr traten keine schweren neuen Sicherheitsprobleme auf.
In einer separaten Studie, die letzten Monat in der ASH-Zeitschrift "Blood" veröffentlicht wurde, erzielte Imatinib eine hohe geschätzte 6-Jahres-Überlebensrate von 76 % bei CMLPatienten in der chronischen Phase, bei denen eine vorausgegangene Interferon-Behandlung fehlgeschlagen war. Die meisten (57 %) dieser Risikopatienten erreichten den besten Behandlungserfolg, d.h. eine vollständige zytogenetische Response, und bei vielen (40 %) hielt diese zytogenetische Response auch nach sechsjähriger Imatinib-Behandlung an.