- Bei rund 78% Patienten mit Beta-Thalassämie kam es nach sechs Monaten zu einer Senkung der Eisenwerte im Herzen und bei 90% in der Leber, wie vorläufige Daten zeigen
- Eine Studie an Patienten mit Sichelzellanämie (SCD) und Eisenüberladung ergab, dass Sicherheit und Wirksamkeit während zwei Jahren anhielten
- Erwiesene Sicherheit und Wirksamkeit bei Patienten mit Myelodysplastischem Syndrom (MDS) mit niedrigem Risiko
Neue Daten zeigen, dass einmal täglich eingenommenes Deferasirox bei Patienten mit Beta-Thalassämie die Eisenspiegel in Herz und Leber senkt. Gemäss diesen Zwischenergebnissen einer laufenden Studie kam es nach sechs Monaten bei ca. 78% der Studienteilnehmer zu einer Senkung der Eisenwerte im Herzen und bei 90% in der Leber. Diese Ergebnisse wurden an der 49. Jahresversammlung der American Society of Hematology (ASH) in Atlanta präsentiert.
"Diese vorläufigen Daten sind ermutigend. In einer Dosierung von 30 mg/kg senkte Deferasirox bei den meisten Patienten sowohl die kardialen als auch die hepatischen Eisenwerte," sagte John C. Wood, M.D., Ph.D., vom Children’s Hospital von Los Angeles. "Die Entfernung des Eisens aus dem Herzen ist besonders wichtig, weil die Eisen-Kardiotoxizität nach wie vor die häufigste Todesursache bei Patienten mit Thalassämia major ist."
Chronische Eisenüberladung ist ein potenziell lebensbedrohender Zustand, der durch die häufigen Bluttransfusionen bedingt ist, die zur Behandlung von Patienten mit bestimmten chronischen Blutkrankheiten wie Sichelzellanämie (SCD), Thalassämie, myelodysplastischen Syndromen (MDS) und anderen Anämien erforderlich sind. Falls die Eisenüberladung im Organismus nicht erkannt und behandelt wird, kann sie toxisch werden. Da der menschliche Körper keinen Ausscheidungsmechanismus zur Beseitigung des überschüssigen Eisens besitzt, wird die Eisenchelation als wirksame Therapie der transfusionsbedingten Eisenüberladung eingesetzt.
Bevor Deferasirox entwickelt wurde, erhielten Patienten eine Eisenchelattherapie, die als Dauerinfusion verabreicht werden musste. Die einmal täglich verabreichte orale Monotherapie Deferasirox ermöglicht den Patienten eine wirksame Eisenreduktion ohne Notwendigkeit einer Eisenchelattherapie als Infusion.
Erwiesene Langzeitwirksamkeit und -sicherheit bei Patienten mit SCD
Eine separate, während vier Jahren durchgeführte Verlängerungsstudie belegt die langfristige, dosisabhängige Wirksamkeit und Sicherheit von Deferasirox bei chronisch transfundierten Patienten mit SCD. Patienten, die in der Hauptstudie mit Dosen von 20 und 30 mg/kg/Tag behandelt wurden, zeigten eine kontinuierliche Abnahme des erhöhten Serumferritins (SF), das einen Indikator für die Eisenanreicherung im Körper darstellt. Bei Patienten, die in der Hauptstudie anfänglich 5 und 10 mg/kg/Tag erhielten, gingen die SF-Werte allmählich zurück, nachdem die Dosis auf rund 20 mg/kg/Tag erhöht worden war. Die Marker der Leber- und Nierenfunktion zeigten keine signifikanten Änderungen und es wurden kein progressiver Anstieg des Serumkreatinins (SCr) beobachtet.
Des weitern wurde bis jetzt von keinen neuen unerwünschten Nebenwirkungen oder Sicherheitsbedenken in der Verlängerungsstudie berichtet.
Sicherheit und Wirksamkeit von Deferasirox bei Patienten mit Niedrig-Risiko-MDS erwiesen
Zusätzliche Forschungen zeigen, dass die Behandlung mit Deferasirox die mittleren SF-Werte bei Patienten mit MDS mit niedrigem oder mit intermediärem Risiko 1 (nach IPSS) während eines Jahres senkte. Ausserdem kam es bei 100% der Patienten während 12 Monaten zu einer Stabilisierung des labilen Plasmaeisens (LPI), der reaktiven Form des nichttransferringebundenen Eisens, was auf eine über 24 Stunden aufrecht erhaltene Unterdrückung des toxischen Eisens mit Deferasirox hindeutet. Es wurde gezeigt, dass Deferasirox bei dieser Population ein kontrollierbares Sicherheitsprofil besitzt. Die laufenden Analysen dieser Studie zur Beurteilung der Herz-, Leber- und Drüsenfunktion werden die Auswirkung der Eisenchelation von Deferasirox auf die Morbidität und Mortalität bei MDS ermitteln.
Diese Daten liefern weiteren Hintergrund für eine separate, an der diesjährigen Tagung präsentierten Studie, die zeigt, dass die Chelattherapie für stark transfundierte Patienten mit Niedrig- und Intermediär-Risiko-MDS einen signifikanten Überlebensvorteil bietet. Eine prospektive Studie mit MDS-Patienten ergab eine mittlere Gesamtüberlebensdauer ab Diagnose bei chelierten Patienten von 115 Monaten gegenüber 51 Monaten bei nichtchelierten Patienten (p< 0,0001).
Studiendetails
[Abstract #2781]
Die erste Studie ist eine prospektive, einarmige Phase-II-Studie mit 18 chronisch transfundierten Patienten mit Beta-Thalassämie. Während der Studie werden die SF-Werte monatlich und die Eisenkonzentrationen in Leber und Herz alle sechs Monate gemessen. Es werden daran 30 Patienten in vier Zentren in den USA teilnehmen, denen in den nächsten 12 bis 18 Monaten Deferasirox in einer Dosierung von 30-40 mg/kg/Tag verabreicht wird. Die laufenden Auswertungen werden darüber Aufschluss geben, ob Deferasirox bei Patienten mit schwerer Eisenüberladung weiterhin die kardiale Eisenüberladung verbessert und die Herzfunktion aufrechterhält oder verbessert. Daten von anderen grossen Studien zur Beurteilung der Wirkung von Deferasirox auf die kardiale Eisenreduktion und die Herzfunktion werden nächstes Jahr verfügbar sein.
[Abstract # 3395]
In der SCD-Studie, einer Verlängerungsphase der laufenden Phase-II-Studie zum Vergleich von Deferasirox mit Deferoxamin, wurde die Sicherheit und Wirksamkeit von 20-30 mg/kg/Tag Deferasirox bei 159 Patienten während einer 2,7-Jahresperiode bewertet. Die Patienten des Deferoxamin-Arms der Verlängerungsstudie durften für die Verlängerungsstudie zur Deferasirox-Gruppe überwechseln.
[Abstract #1470]
Die dritte Studie, US03, ist eine Phase-II-, offene, Dreijahres-Studie mit 176 Patienten mit MDS mit niedrigem oder mit intermediärem Risiko 1 (nach IPSS) und transfusionsbedingter Eisenüberladung (SF 1000 μg/l und >20 Einheiten Erythrozytenkonzentrat-Transfusionen), mit Serumkreatinin bis zum Doppelten der Obergrenze des Normalwerts. Die Deferasirox-Dosis betrug anfänglich 20 mg/kg/Tag und konnte je nach Verträglichkeit und Response auf 40 mg/kg/Tag gesteigert werden. SF wurde monatlich, LPI alle drei Monate überwacht.
[Abstract #249]
Die MDS-Überlebensresultate stammen aus einer prospektive Langzeiterhebung hämatologischer Daten bei 170 MDS-Patienten, die in 18 Zentren des Groupe Francophone des Myelodysplasies während einer einmonatigen Periode (15. Mai – 15. Juni 2005) Bluttransfusionen erhielten. Die Überlebensdaten wurden nach zwei Jahren, am Referenzdatum 15. Mai 2007, ausgewertet.