Schnell wurde an diesem Abend klar, wie viel Unwissenheit und Verunsicherung beim Thema Organspende herrschen. Dabei sind viele Sorgen völlig unbegründet: „Niemand muss Angst haben, dass die Mediziner ihn zu schnell aufgeben, wenn er Organspender ist“, betonte Wirges. „Empfänger haben nur etwas von den Organen, wenn der Spender richtig gut medizinisch behandelt wurde. Ansonsten wären die Organe nicht zum Spenden geeignet.“
Einer, dem die Organspende das Leben gerettet hat, ist der ehemalige MSV-Fußballspieler Michael Tönnies, der ebenfalls zu Gast war. Die Zebra-Ikone erkrankte 2005 an einem Lungenemphysem. 2013 erhielt er eine neue Lunge. „Es gab keine Alternative dazu“, erzählte Tönnies offen. „Es war eine schreckliche Zeit. Ich konnte nur zwei, drei Meter gehen, dann musste ich eine Pause machen. Die MSV-Fans haben mir in dieser Zeit unheimlich geholfen und mir neuen Lebensmut gegeben, um diesen schweren Weg zu gehen.“
Ob Tönnies sich manchmal frage, ob er diese Spende verdient habe, obwohl er als damaliger Kettenraucher so leichtfertig mit sich und seiner Gesundheit umgegangen sei, hakte der Journalist Matthias Tilgner, der die Diskussion moderierte, nach. „Natürlich. Deshalb bin ich doppelt und dreifach dankbar und habe seitdem selbst einen Organspendeausweis. Vorher habe ich darüber nie nachgedacht.“
Auch Peter Becker, Gemeindeleiter der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Duisburg-Rheinhausen, hatte sich nie mit dem Thema Organspende befasst – bis zu seinem schwerer Motorradunfall 2012. „Dieser Unfall hat mich verändert“, so Becker, „denn fast wäre ich selbst zu einem Organspender geworden. Ich habe unglaubliches Glück gehabt. Man hat mir gesagt, in der Regel endet ein solcher Unfall mit dem Tod, mindestens aber im Rollstuhl. Ich bin mit einem gebrochenen Arm davongekommen.“
Aus christlicher Sicht machte Becker deutlich, dass wir den Körper nach unserem Tod nicht mehr brauchen, da wir nach der Auferstehung einen neuen Körper bekommen. Einer Organspende steht daher also nichts im Wege.
Warum es so wichtig ist, seine Entscheidung für oder gegen eine Organspende auf einem Ausweis kundzutun, machte auch Harald Stollmeier, Pressesprecher der Duisburger Krankenkasse Novitas BKK, deutlich. „Denn wenn man das nicht tut, dann müssen die Angehörigen diese schwere Entscheidung treffen. Das sollte man ihnen ersparen.“
Krankenkassen stehen gesetzlich in der Pflicht, über Organspende zu informieren. „Das ist ein schmaler Grat“, weiß Stollmeier, „denn wir wollen niemanden bevormunden. Was wir aber wollen ist, dass sich jeder einmal fünf Minuten Zeit nimmt, um darüber nachzudenken.“
„Jede Entscheidung wird akzeptiert“, betont Dr. Ulrike Wirges „auch wenn Sie sich gegen eine Organspende entscheiden. Aber bitte, bitte entscheiden Sie sich!“