Denkmalgeschütztes Wasserkraftwerk
Früh liegt der Morgendunst am Kochelsee knapp über der Wasseroberfläche. Ein wunderbarer Anblick für uns, während wir im Spyder über die Seestraße fahren. Wir kommen vorbei am Franz Marc Museum, in dem die Bilder der Künstlergruppe "Blaue Reiter" ausgestellt sind. Nun weiß man auch, warum die Künstler einst die Gegend hier das "Blaue Land" nannten. Weil dieser Dunst die Berghänge entsprechend einfärbt. Bevor es die berühmt-berüchtigte Kesselbergstraße in Serpentinen zum Walchensee hinauf geht, machen wir einen Stopp am ehrwürdig alten Walchenseekraftwerk. Es wurde von 1918 bis 1924 erbaut und gilt heute noch als eines der größten Hochdruckspeicherkraftwerke Deutschlands, mit einer Jahresleistung von 300 Millionen Kilowattstunden. Mächtig kommen die sechs Wasserrohre am Kesselberghang daher. Sie verbinden das 200 Meter höher gelegene Wasserschloss mit den Turbinen im Kraftwerk am Kochelsee. 1924 wurde das Wasserschloss in Betrieb genommen. Das riesige Becken fasst 10.000 Kubikmeter. Es reguliert den Wasserstand im Walchensee und kontrolliert die Situation bei Hochwasser.
Mit purer Eleganz durch die Jachenau
Auf der Mautstraße Richtung Jachenau fahren wir weiter, immer direkt am Ufer des Walchensees und genießen den Anblick des türkisblauen Wassers. Wir lassen das Verdeck unseres 550 Spyder geschlossen, denn hier kann es empfindlich kalt werden. Der Jubiläums-Roadster unterscheidet sich äußerlich vom regulären Boxster S durch die einzig erhältliche Farbe GT-Silbermetallic, die bis dahin nur für den Porsche Carrera GT angeboten wurde. Außerdem hat der Jubiläums Boxster eine klassische, dunkelbraune (Cocoa)-Volleder-Ausstattung und ein Verdeck in dem gleichen ungewöhnlichen Braunton.
Die zugehörigen 18-Zoll-Räder haben einen dunkelgrau lackierten Felgenstern mit farbigen Porsche Wappen. Die Motorleistung ist gegenüber dem Boxster S leicht erhöht und das Fahrwerk sportlich optimiert. Gut so, denn hier in der Jachenau windet sich die Straße in weitläufigen Kurven durchs Tal, die ein wenig mehr km/h ruhig vertragen kann - aber nicht schneller als vorschriftsmäßig, versteht sich. Die Einheimischen behaupten, dass hier mehr als anderswo die Sonne scheint. Auch heute schimmern die liebliche Bauernwiesen, die grasenden Kühe, die Geranien-geschmückten Bauernhäuser mit der Lüftlmalerei im hellen, warmen Mittagslicht. Im Dorf Jachenau bleibt unser Blick einen Moment auf der schmucken Rokoko-Kirche St. Nikolaus haften, die auf dem Kirchberg steht. Die Errichtung dieser Kirche geht bis auf das Jahr 1291 zurück.
Weiter durch die Eng bis zum Ahornboden
Aus der Jachenau geht es hinaus nach Lenggries und über den Sylvensteinspeicher weiter nach Vorderriß. Wir machen Rast an der Oswaldhütte, einer idyllischen Alm, direkt an der Talstraße in die Eng. Eng heißt die Eng wohl deshalb, überlegen wir uns, weil das Tal, im Gegensatz zur Jachenau, eng umgeben ist mit den karstigen Felsmassiven des Karwendelgebirges. Den 30 Kilometer langen Weg säumen die über 2000 Meter hohen Gipfel des Scharfreiters, der Mondscheinspitze, des Bettlerkars und des Gamsjochs. Wir sind in Österreich und merken es gar nicht, denn die Eng ist nur über Bayern zu erreichen. In dieser wild-romantischen Region entspringen 340 Quellen, wachsen 1305 Pflanzenarten und leben 2035 Tierarten.
Am "Großen Ahornboden", am Talende der Eng, stehen die ältesten Bergahornbäume Europas, die bis zu 600 Jahre alt sind. Dort wollen wir hin, die wollen wir sehen. Längst haben wir das Verdeck des Spyder geöffnet und riechen den Duft der unbändigen Natur beim Fahrtwind. Wir fahren gemächlich, obwohl der 266 PS-starke Motor des Porsches Höchstgeschwindigkeiten von 266 km/h schafft, die man besser auf Rennstrecken ausprobiert. Das Boxster-Sondermodell 550 Spyder ist eine Hommage an den 550 Spyder, ein offener Roadster mit Mittelmotor, der für Renneinsatz gebaut wurde, aber auch für die Straße zugelassen war. Der Wagen war aufgrund seines ausgeklügelten, sportlichen Boxer-Motors, seines geringen Gewichts (550 kg) und seinem äußerst agilen Handling sehr erfolgreich im Motorsport, z.B. Mille Miglia, Targa Florio, Le Mans wie auch bei Rennen auf dem Nürburgring.
Bevor unsere Genusstour heute endet, stoppen wir ein letztes Mal mit unserem silbernen Sportwagen auf dem Parkplatz der Brauneckbahn bei Lenggries. Wir lassen den Spyder zurück und steigen um in die ebenfalls silbern-metallische Gondel, die uns zur Gipfelstation bringt. Von dort oben fällt unser Blick weit ins Karwendel zurück, dorthin, wo wir heute waren. Wir folgen dem Lauf der Isar und lassen unsere Genusstour noch einmal Revue passieren. Ja es war eine Traumtour, mit einem Auto, das uns ein wenig an die Zeit von James Dean erinnerte.