- Starkes Wachstum in Oerlikon-Kerngeschäftsfeldern Coating, Solar, Vacuum, Space
- Durchgreifende Restrukturierung von Oerlikon Textile als Antwort auf historisch einmaligen Markteinbruch
- Globale Marktstellung mit Expansion z.B. in China, Singapur und Russland gestärkt
- Innovationen und Produkteinführungen wie P3e, WINGS und TRIVAC NT machen sich bezahlt
Das erste Halbjahr 2008 war für Oerlikon von gegensätzlichen Entwicklungen in den verschiedenen Geschäftsbereichen geprägt. Die Einführung von neuen, innovativen Produkten in allen Segmenten von Oerlikon stand einem Abschwung auf den weltweiten Textil- und Halbleitermärkten gegenüber. Gestiegene Energie- und Rohstoffpreise sowie ungünstige Wechselkurse belasteten Umsatz und Ergebnis des Konzerns zusätzlich.
Dennoch waren die stark wachsenden Kerngeschäftsfelder von Oerlikon wie Oerlikon Coating, Solar, Vacuum und Space in der Lage, die Rückgänge (bereinigt um Währungseffekte) nahezu auszugleichen. Vor allem Oerlikon Solar zeigte hervorragende Resultate, die den Erwartungen für das Gesamtjahr entsprechen. "Das Halbjahresergebnis zeigt deshalb in einer differenzierten Betrachtung beides: erhebliche Herausforderungen einerseits und beständige Leistungen andererseits", kommentiert Oerlikon CEO Dr. Uwe Krüger. "Gerade jetzt, in Anbetracht gegenläufiger Marktentwicklungen, bewährt sich die Diversifikation von Oerlikon in verschiedene Bereiche der Hochtechnologie und der Umwelttechnologie (Clean Tech)", so Krüger.
Der Umsatz der Oerlikon Gruppe sank im ersten Halbjahr 2008 verglichen mit der gleichen Periode des Vorjahres um 6.5 Prozent auf CHF 2.5 Mrd. Der EBIT vor Wertminderungsaufwand betrug CHF 105 Mio. (-54.7 Prozent). Das konsolidierte Nettoergebnis sank auf CHF -313 Mio. Der Auftragseingang reduzierte sich um 6.7 Prozent auf CHF 2.8 Mrd., während der Auftragsbestand um 10.9% auf CHF 2 Mrd. stieg. Der Geldfluss aus operativer Geschäftstätigkeit betrug CHF -45 Mio. - hauptsächlich bedingt durch den reduzierten Beitrag des Textilesegments sowie das Aktienrückkaufprogramm (CHF 112 Mio.).
Restrukturierung und fokussiertes Portfolio Die wichtigsten Textilmärkte der Welt sind nach einem weltweiten Rekordjahr 2007 in einem beispiellosen Abschwung begriffen und haben auch Oerlikon Textile als Marktführer in Mitleidenschaft gezogen. Die Halbleitermärkte sind ebenfalls rückläufig, was sich auf den Umsatz und Gewinn von Oerlikon Esec und Oerlikon Systems auswirkte. Die zyklischen Einbussen dieser drei Geschäftsbereiche summierten sich für Oerlikon auf einen verringerten Umsatz in Höhe von CHF 376 Mio., sowie einen Rückgang des EBIT um CHF 137 Mio. im Vergleich zum ersten Halbjahr 2007.
Oerlikon war darüber hinaus negativ von der Abwertung des US-Dollars betroffen. Im Ergebnis führten Währungseffekte zu einer Verringerung des Umsatzes um CHF 138 Mio. und des EBIT um CHF 23 Mio.
Das Management und der Verwaltungsrat haben die aktuellen Risiken des Konzerns kritisch überprüft. Im Vergleich zu der letzten Werthaltigkeitsanalyse per Ende 2007 haben steigende Zinsen und die allgemeine konjunkturelle Volatilität es erfordert, bei der wirtschaftlichen Bewertung der Aktiven des Konzerns höhere gewichtete durchschnittliche Kapitalkosten (Weighted Average Cost of Capital, WACC) anzusetzen. Im Ergebnis hat Oerlikon Goodwill-Positionen für bestimmte Geschäftseinheiten und Segmente neu bewertet. Für Oerlikon Textile, Oerlikon Esec und Oerlikon Systems wurden einmalige Abschreibungen in Höhe von insgesamt CHF 343 Mio. vorgenommen, die jedoch keinen Einfluss auf den Cash Flow haben.
Darüber hinaus wurden Restrukturierungsprojekte eingeleitet. Ungeachtet des starken Jahres 2007 und unter Vorwegnahme des Abschwungs hatte Oerlikon Textile bereits ab der Mitte des vergangenen Jahres ein Projekt mit dem Namen "Simplify Oerlikon Textile" initiiert. Anfang 2008 wurde dieses noch einmal ausgedehnt und beschleunigt. Im Einzelnen besteht dieses Restrukturierungsprogramm aus den folgenden Elementen:
- Reduzierung der Produktpalette und Implementierung einer konsistenten Plattformstrategie
- Verringerung der Fixkosten um 20 Prozent gegenüber 2007
- Anpassung des Personalbestandes in Europa um ca. 1000 Mitarbeitende
- Halbierung der Zahl der weltweiten Produktionsstandorte
- Ausbau des chinesischen Standortes in Suzhou um 30.000 Quadratmeter
- Gezielte Investitionen in F&E sowie Modernisierung der Produktion
Mit diesen Massnahmen stellt sich Oerlikon Textile auf den voraussichtlich bis 2010 anhaltenden konjunkturellen Abschwung ein. Gleichzeitig werden die Voraussetzungen für eine gestärkte Marktposition und eine zurückgewonnene Profitabilität in der Zukunft geschaffen.
Oerlikon setzt die bereits kommunizierte Strategie zur Straffung des Portfolios und der Veräusserung der Geschäftsbereiche um, die nicht zum Kerngeschäft zählen oder eine unterdurchschnittliche Performance aufweisen. Der Verkauf des Blu-ray-Geschäfts und des Magnetspeichermedien- Geschäfts wurde in der ersten Hälfte des Jahres erfolgreich abgeschlossen. Die bereits angekündigte Veräusserung von Oerlikon Optics wird voraussichtlich noch in diesem Jahr erfolgen. CEO Krüger kommentiert: "Das Management und der neu gewählte Verwaltungsrat konzentrieren sich vor allem auf zwei Ziele: Erstens die Umsetzung von Sofortmassnahmen zur Senkung der Kosten und die Durchführung der notwendigen Umstrukturierung innerhalb des Segments Oerlikon Textile sowie der Business Units Oerlikon Esec und Oerlikon Systems. Zweitens die Fokussierung des Managements sowie der Kapitalressourcen auf die am schnellsten wachsenden Bereiche des Konzerns."
Starke Entwicklung in Kerngeschäftsfeldern von Oerlikon Unabhängig von einer schwierigen Marktsituation haben sich bedeutende Industrien hervorragend entwickelt. Entsprechend gute Ergebnisse erzielten die Oerlikon Geschäftsbereiche Balzers Coating, Vacuum, und Space. Oerlikon Balzers erreichte im zweiten Quartal einen Rekordumsatz mit einem Zuwachs von 12 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal 2007 - und das trotz ungünstiger Währungseffekte. Oerlikon Vacuum konnte ebenfalls starke Umsatzzuwächse von 7,4 Prozent auf CHF 239 Mio. verbuchen. Die Prozess-, Beschichtungs- und Solar-Industrie erwiesen sich dabei als die wesentlichen Triebfedern des Wachstums. Das Geschäftsfeld Vacuum Solutions hat sich ebenfalls gut entwickelt und konnte die Erwartungen sogar übertreffen.
Herausragend ist das neu geschaffene Segment Oerlikon Solar, das von seiner starken Marktposition und der stark wachsenden Nachfrage nach alternativen Energiequellen voll profitierten konnte. Das Segment liegt mit einem Umsatzplus von 58,3 Prozent auf CHF 214 Mio. und einem EBIT von CHF 28 Mio. voll im Zielkorridor für das laufende Geschäftsjahr. CEO Krüger kommentiert: "Das erste Halbjahr 2008 hat unter Beweis gestellt, dass das neue Solar-Segment seine einzigartige technologische Entwicklung grossindustriell umsetzen und global vermarkten kann. Innerhalb von wenigen Jahren hat sich Oerlikon Solar damit zu einem eigenständigen und hoch wettbewerbsfähigen Segment von Oerlikon entwickelt." Die strategische Partnerschaft mit dem weltweit etablierten Spezialzulieferer Flextronics, die Zertifizierung der Produktionsprozesse durch den deutschen TÜV Rheinland, der Aufbau des Standorts in Singapur: all das sind zentrale Eckpfeiler der beeindruckenden Entwicklung von Oerlikon Solar in den ersten sechs Monaten des Jahres. Die Umsatzmarke von CHF 700 Mio. und der avisierte Bestellungseingang von über CHF 1 Mrd. können erreicht werden.
Mit einem starken Umsatzwachstum von 12,7 Prozent auf CHF 626 Mio. setzte auch Oerlikon Drive Systems im dritten Jahr in Folge seine Erfolgsgeschichte fort. Das Segment profitierte von einer lebhaften Nachfrage in allen Teilmärkten und konnte insbesondere in den Bereichen Landmaschinen sowie Berg- und Tagebauausrüstung Marktanteile hinzugewinnen.
Oerlikon fährt mit seinen Investionen fort und baute seine globale Präsenz in der ersten Hälfte des Jahres 2008 weiter aus: Die chinesischen Werke in Suzhou (Textile, Drive Systems, Coating) und Tianjin (Vacuum) wurden erheblich erweitert, das Solarwerk in Singapur wird zurzeit aufgebaut und in Moskau wurde die erste Niederlassung gegründet. Ebenfalls in Russland ist bereits ein erstes Beschichtungszentrum im Bau, das in der ersten Hälfte des Jahrs 2009 seinen Betrieb aufnehmen soll. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung betrugen im ersten Halbjahr 2008 CHF 138 Mio., was einer Zunahme von 4,7 Prozent gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres entspricht. Durch höhere Forschungs- und Entwicklungsausgaben, Optimierung von Produktionsstätten sowie Restrukturierung nicht mehr profitabler Geschäftsbereiche und Produkte, legt der Konzern das Fundament für künftiges profitables Wachstum. Ungeachtet des Personalabbaus im Nicht- Kerngeschäft und in weniger rentablen Segmenten um knapp 400 Mitarbeitende, hat der Oerlikon Konzern mehr als 700 neue Stellen im Solarsegment sowie in den Business Units Balzers Coating und Space geschaffen.
Ausblick
Im Kern sind alle Segmente des Oerlikon Konzerns hervorragend positioniert und die innovativen Oerlikon Produkte erfreuen sich hoher Akzeptanz im Markt. Der Konzern ist in strukturellen Wachstumsfeldern tätig und differenziert sich durch massgeschneiderte Produkte und Dienstleistungen für Hightech-Komponenten und ingenieurtechnische Gesamtlösungen. CEO Krüger kommentiert: "Der Erfolg der Kerngeschäftseinheiten von Oerlikon, wie etwa Solar, Coating und Vacuum, demonstrieren den belastbaren Charakter der Hochtechnologie in einem nachlassenden wirtschaftlichen Umfeld. Ungeachtet des starken, zyklischen Rückgangs des Textilgeschäfts und der damit verbundenen Auswirkungen auf das Wachstum und den Ertrag des gesamten Konzerns sehen wir mit Optimismus in die Zukunft."
Dank der allgemeinen Entwicklung zu höherem Pro-Kopf-Einkommen in aufstrebenden Ländern wie China oder Indien bleibt das Textilgeschäft ein struktureller Wachstumsmarkt, der sich verstärkt in Richtung qualitativ hochwertige Produkte entwickelt. CEO Krüger: "Die durchgreifende Umstrukturierung des Textilsegments wird zu einer Stärkung der Oerlikon Marktposition beitragen und das Unternehmen für den nächsten Aufschwung fit machen."
Unter Berücksichtigung der Auswirkungen der beschriebenen Faktoren rechnet der Oerlikon Konzern für 2008 mit einem um rund einem Drittel niedrigeren EBIT als 2007 (vor Wertminderungsaufwand), während die Umsätze etwas geringer ausfallen werden als im Vorjahr. Diese Prognose beruht auf der Annahme, dass die Märkte für Textilmaschinen und Halbleiter nicht weiter zurückgehen. Die grundlegenden geschäftlichen Perspektiven bleiben trotz der offensichtlichen Anzeichen einer Rezession weiterhin positiv. Das Textilgeschäft wird, für sich betrachtet, im nächsten Jahr voraussichtlich wieder profitabel sein, und für die übrigen Bereiche hält die Gruppe an einer zweistelligen EBIT-Marge im Jahr 2009 fest. "Die Unternehmensgruppe hat die Stärke, solche Phasen zukunftsgerichtet zu nutzen, ohne Investitionen zum Beispiel in innovative Produktentwicklung oder die Erschliessung neuer Märkte zurückstellen zu müssen", sagt CEO Krüger.