Insgesamt hat die Beschäftigung von Migranten seit Anfang der 90er Jahre deutlich stärker abgenommen als bei der übrigen Bevölkerung in Deutschland. Gleichzeitig sind die Schwankungen aufgrund von Konjunktureinflüssen deutlich ausgeprägter. "Migranten müssen mit einer deutlich geringeren Beschäftigungsstabilität leben als Menschen ohne Migrationshintergrund. Gleichzeitig ist der gegenwärtige Aufschwung am Arbeitsmarkt jedoch eine Chance für eine bessere Integration von Migranten", so Thomas Liebig, Migrationsexperte im OECD-Direktorat für Arbeit- und Sozialpolitik und Mitautor der Studie.
Nur in wenigen Ländern ist die Qualifikationsstruktur der Zuwanderer im Verhältnis zur übrigen Bevölkerung so ungünstig wie in Deutschland. Dies ist ein Grund für die schlechteren Arbeitsmarktergebnisse von Migranten - jedoch nicht der einzige, denn auch Hochqualifizierte Migranten tun sich hierzulande auf dem Arbeitsmarkt schwer. So liegt die Beschäftigungsquote von Zuwanderern mit geringer Qualifizierung bei rund 45 Prozent und damit sogar 5 Prozentpunkte höher als Personen mit vergleichbarer Qualifikation, die in Deutschland geboren wurden. Bei zugewanderten Hochschulabsolventen liegt sie hingegen nur bei 68 Prozent gegenüber einer Beschäftigungsquote von 84 Prozent bei in Deutschland geborenen Akademikern.
Entsprechend liegt die Arbeitslosenquote bei zugewanderten Akademikern fast dreimal so hoch wie bei Akademikern ohne Migrationshintergrund (12.5 Prozent im Vergleich zu 4.4 Prozent - Zahlen von 2003/2004). Innerhalb der OECD ist dieser Unterschied nur in Belgien und Dänemark ähnlich stark ausgeprägt. Das gleiche Problem gilt auch für in Deutschland geborene Kinder von Migranten. Selbst wenn diese Menschen ihre komplette Ausbildung in Deutschland absolviert haben, sind ihre Beschäftigungschancen geringer als für Personen ohne Migrationshintergrund mit dem gleichen Bildungsniveau.
"Migranten und deren Kinder verfügen über weniger Kontakte zu potentiellen Arbeitgebern als die übrige Bevölkerung. Zudem kann Diskriminierung gegen Personen mit Migrationshintergrund eine Rolle spielen", so Liebig zu den Ursachen dieses Befundes. Trotz erheblicher Verbesserungen im Bereich der Integration in den vergangenen Jahren sollte Deutschland diese Nachteile noch entschlossener ausgleichen.
"Um Diskriminierung zu bekämpfen, kann auch ein verantwortungsvoller öffentlicher Diskurs einen wichtigen Beitrag leisten", so Liebig. Hier sind auch die Medien gefordert. Um für Menschen mit Migrationshintergrund den fehlenden Kontakt zu potentiellen Arbeitgebern herzustellen, könnten speziell auf Migranten zugeschnittene Praktikumsprogramme helfen. Dänemark aber auch Schweden haben positive Erfahrungen mit solchen Programmen. Gerade für Neuzuwanderer stellt der frühe Kontakt zum Arbeitsmarkt einen entscheidenden Integrationsschritt dar. Dies sollte auch in den Integrationskursen stärker berücksichtigt werden.
Außerdem sollte die Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen vereinfacht und die Möglichkeiten zur Zertifizierung berufsbezogener Fähigkeiten ausgebaut werden. Soll weitere Zuwanderung zur Milderung von Arbeitsmarktengpässen beitragen, wäre es wichtig, auch diese Aspekte stärker zu berücksichtigen.