Das festliche und Spielplan sprengende Ausnahmeereignis WAGNER 22 ist ein besonderer Dank von Ulf Schirmer an Publikum und Stadt. Die Oper Leipzig möchte damit auch an den ehemaligen Generalmusikdirektor Gustav Brecher erinnern, der als erster die Idee zu diesem musik-romantischen Gesamtkunstwerk hatte und der Oper in Leipzig durch Musikavantgarde der 1920er Jahre und mit neu kreiertem Ensemblegeist internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung verschaffte. Die Besetzung von WAGNER 22 setzt auf das bewährte und wagnererfahrene Ensemble der Oper Leipzig sowie auf mit dem Haus verbundene Gäste, die weltweit für ihre Wagnerinterpretationen bekannt sind. Bisher haben zugesagt: Evelyn Herlitzius (Kundry), Jennifer Holloway, Lise Lindstrom, Daniela Sindram, Manuela Uhl, Markus Eiche, René Pape, Iain Paterson, Andreas Schager (Tristan), Stefan Vinke, Klaus Florian Vogt und Michael Volle (Wotan in »Das Rheingold«).
WAGNER 22 wird von einem wissenschaftlich-künstlerischen Rahmenprogramm begleitet, das u. a. in Kooperation mit dem musikwissenschaftlichen Institut der Universität Leipzig entsteht. Hauptsponsor von WAGNER 22 ist die Porsche Leipzig GmbH. Ihr kulturelles Engagement ermöglicht zusätzlich ein zweitägiges Public Viewing und Open-Air-Kulturfest auf dem Augustusplatz vor dem Opernhaus. Für die »Musikstadt :Leipzig« setzt WAGNER 22 einzigartige Akzente im jährlichen Reigen der Festtage, die an die großen Musikerinnen und Musiker der Stadt erinnern.
Dr. Skadi Jennicke, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig:
»WAGNER 22 ist musikalisch und persönlich für Ulf Schirmer ein krönender Abschluss seiner erfolgreichen Intendanz. Über 800 Jahre Musik schwingen in Leipzig und genau das soll in den mehr als drei Wochen Opernaufführungen, Begegnungen, Diskussionen und Konzerten lebendig werden.«
Ideengeber Gustav Brecher (1879 - 1940)
WAGNER 22 ist dem Musiker, Komponisten und Dirigenten Gustav Brecher gewidmet, der 1914 bis 1933 als Generalmusikdirektor und später auch Operndirektor das Musikleben Leipzigs prägte. Er hatte erstmalig die Idee, die vollendeten musikdramatischen Werke Richard Wagners in chronologischer Reihenfolge aufzuführen, und bereitete das Mammutprojekt bereits vor, als ihn 1933 die Nationalsozialisten wegen der »Förderung entarteter Künstler« und seiner jüdischen Abstammung aus dem Amt drängten. Bis heute unvergessen wegen seines hohen Schwierigkeits-grades ist sein »Brecher-Auszug« vom »Fliegenden Holländer«. Doch Gustav Brecher galt, ähnlich wie Otto Klemperer an der Berliner Kroll-Oper, als einer der wichtigsten Erneuerer des Musik-theaters. Seine Ära steht für den konsequenten Aufbau und die Pflege eines Ensemblewesens, die Erweiterung des Spielplans um zeitgenössische Werke des »Randrepertoires« und um Leipziger Uraufführungen von avantgardistischen Komponisten wie Ernst Křenek und Kurt Weill. In den Musikdramen Richard Wagners sah Gustav Brecher die kongeniale Verbindung von Musik, Text und Szene repräsentiert und wollte daher sämtliche Werke des in Leipzig geborenen Komponisten in dessen Heimatstadt auf die Bühne bringen. Gustav Brechers Entlassung und Vertreibung aus Leipzig folgten unmittelbar auf die Uraufführung von Kurt Weills »Silbersee« 1933; seine Idee des künstlerischen Wagnerfestivals wurde ideologisch vom nationalsozialistischen Unrechtsstaat besetzt und fünf Jahre später anlässlich des 125. Geburtstages Richard Wagners zum ersten und im 20. Jahrhundert einzigen Mal realisiert.
Die antisemitische Kündigung, das Exil und die Angst kosteten Gustav Brecher das Leben: Zusammen mit seiner Frau und deren Mutter beging er auf der Flucht 1940 Selbstmord.
Die Oper Leipzig wird Gustav Brecher und sein Werk anlässlich WAGNER 22 in einem Festakt mit der Namensgebung eines Saales im Opernhaus ehren. Die notwendige historisch-kritische Aufarbeitung der Rezeptionsgeschichte der Werke Richard Wagners in seiner Geburtsstadt wird Thema des zentralen Wissenschaftsbeitrags im Rahmenprogramm zu WAGNER 22.
Prof. Ulf Schirmer, Generalmusikdirektor und Intendant der Oper Leipzig:
»Wir planen WAGNER 22 im Geiste meines genialen Vorgängers Gustav Brechers als Gesamtkunstwerk und einmaliges musikalisches Erlebnis. Ich verstehe das auch als Positionierung gegen ideologische Vereinnahmungen.«
Ein Rahmenprogramm der Kunst und Wissenschaft
Im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Begleitprogramms steht die Rezeptionsgeschichte Richard Wagners in Leipzig. In Kooperation mit dem Institut für Musikwissenschaft der Universität Leipzig entsteht ein Symposium, das sich in drei Phasen mit der Rezeptionsgeschichte beschäftigt: Die Anfänge – Kaiserreich und Nationalsozialismus – DDR und jüngere Vergangenheit. Ergänzend und ebenfalls in Kooperation mit dem Institut für Musikwissenschaft der Universität Leipzig veranstaltet der Richard-Wagner-Verband Leipzig ein Symposium, das sich mit dem widerspruchsvollen Verhältnis Wagners zur Musik des Komponisten und Leipziger Gewandhauskapellmeisters Felix Mendelssohn Bartholdy auseinandersetzt. Zudem wird der renommierte Musikwissenschaftler und Wagner-Forscher Laurenz Lütteken von der Universität Zürich in einem mit Spannung erwarteten Vortrag die Figur Richard Wagners im Kontext des Linkshegelianismus beleuchten.
Darüber hinaus bietet die Oper Leipzig in Kooperation mit der Sektion Phoniatrie und Audiologie der Leipziger Universitätsklinik unter der Federführung von Prof. Dr. Michael Fuchs ein Symposium zur Erforschung der Wagner-Stimme an. In Kooperation mit dem Richard-Wagner-Verband Leipzig und der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn-Bartholdy« plant die Oper Leipzig außerdem anlässlich WAGNER 22 eine Masterclass für den künstlerischen Nachwuchs im Wagner-Fach.
Neben den großen Bühnenwerken wird im Rahmenprogramm der Festtage auch unter dem Titel »Wagneriana I und II« das Klavierwerk Richard Wagners präsentiert, sowie Kompositionen, die sich mit Wagners Werk beschäftigen. Für das junge Publikum ist in der Musikalischen Komödie der »Ring für Kinder« zu erleben. Mit dem Abend »Faszination Wagner« feiert die Oper Leipzig bereits am 22. Mai 2022 den Geburtstag des Sohnes der Stadt zusammen mit Star-Tenor Andreas Schager und startet damit den Countdown auf WAGNER 22.
Kulturfest und Public Viewing mit Hauptsponsor Porsche Leipzig
Die Festtage WAGNER 22 werden von einer breiten Basis aus Unterstützenden, Kooperationen und Partnerschaften aus der Musikstadt Leipzig mitgetragen, die das außerordentliche Gesamtprogramm bereichern und mit ermöglichen. Eine begleitende Lounge mit eigenen kleinen Veranstaltungshighlights und Gesprächsangeboten wird z.B. in dem gegenüberliegenden Restaurant mit Rooftop-Bar »Felix« mit Blick auf das Opernhaus stattfinden. Hauptsponsor von WAGNER 22 ist die Porsche Leipzig GmbH. Durch die kreative Zusammenarbeit kann sich das Opernhaus für ein Wochenende um eine Wagnerspielstätte für alle erweitern: Public Viewing von »Tannhäuser« und »Der Fliegende Holländer« auf dem Augustusplatz, mit kostenlosem Hörgenuss und Sitzmöglichkeiten unter freiem Himmel – ein großes Kulturfest für die Stadt.
Dr. Joachim Lamla, Kaufmännischer Geschäftsführer der Porsche Leipzig GmbH, über die Partnerschaft mit der Oper Leipzig für WAGNER 22: »Kulturelles Engagement nimmt bei uns seit jeher einen hohen Stellenwert ein. Unser Ziel ist es, Kultur für jedermann zugänglich zu machen und unvergessliche Klangerlebnisse im Herzen der Leipziger Innenstadt zu schaffen.«
Der Vorverkauf zu WAGNER 22 startet am 1.10.2020. Alle Vorstellungstermine und die jeweils aktuellen Informationen finden Sie im Internet unter http://www.wagner22.de. Karten (61 € – 250 €) gibt es an der Kasse im Opernhaus, unter Tel: 0341 – 12 61 261 (Mo-Sa 10.00-19.00 Uhr), per E-Mail: service@oper-leipzig.de oder im Internet unter http://www.oper-leipzig.de.