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LYRIC Freeliner in der HANDICAP Ausgabe 1/2012

Zwei alternative Elektromobile von OrangeBikeConcept im Test

(lifePR) (Karlsruhe, )
Zwei alternative Elektromobile von OrangeBikeConcept im Test:

Mit Fahrspaß auf Pendel-Achse

"Hey - cooles Gefährt!", raunt uns in anerkennender Pose ein vielleicht 17-jähriger Bursche zu, der sich wiegenden Schrittes, den Kopfhörer für seine Bemerkung kurz lüftend, in Richtung Nymphenburger Schloss bewegt. Er bleibt nicht der Einzige, der uns auf den Freeliner hin anspricht: Bis in die technischen Einzelheiten führende Gespräche mit aufmerksamen Seniorinnen und interessierten Familienvätern ziehen unsere eingeplante Zeit für Test und Fotoshooting unbeabsichtigt in die Länge. Unterwegs waren wir mit zwei unterschiedlichen Lyric-Modellen, dem Allrounder, dessen hervorstechendstes Merkmal die schmale Pendelhinterradachse ist, und dem Freeliner, der speziell als Mobilitätshilfe konzipiert wurde und auf einer breiteren, starren Hinterradachse beruht.

Hervorgegangen sind die innovativen Lyric-Dreiräder ursprünglich aus dem "Bikeboard", einem Carvingboard, mit dem man spritzig die Skipisten hinunter kurven kann. Die weitere Entwicklung führte zu einem elektrisch angetriebenen Sport- und Lifestylefahrzeug, das zunächst als reines Stehgerät konzipiert und jetzt auch sitzend er-fahren werden kann. Mittlerweile gibt es mehrere E-Bikeboards, angefangen vom 24 Kilogramm leichten Einsteiger-Modell bis hin zu einer Offroad-Version, die mit einer maximalen Geschwindigkeit von 45 km/h aufwarten kann. Allen Lyrics gemein ist: Sie ruhen auf drei Rädern, sie sind transportabel und durch den Aluminiumrahmen vergleichsweise leicht, aber dennoch sehr robust.

Trittbrett und Lenker lassen sich falten, so dass die Elektrodreiräder mit überschaubarer Größe und einem Gewicht zwischen 24 und 30 Kilogramm (ohne Akku- Set) gut im Auto verstaut werden können.

Der Allrounder: Surfen und in die Kurve legen

Kein Name hätte für dieses wendige Elektromobil mit seinen drei Rädern besser gepasst als Allrounder (Kaufpreis: 2.999 Euro). HANDICAP-Chefredakteur Gunther Belitz nimmt darauf mit seiner Oberschenkelprothese gleich volle Fahrt auf und rauscht samt Gepäckbox über Wiesen und Schotter. Dank der patentierten Carving-Pendelachse hinten und der Alu-Zentralfedergabel vorne ist der Allrounder sehr wendig, nimmt jede Kurvenherausforderung an und bügelt die rasante Fahrt über unebenes Terrain souverän aus. Im Stehen lässt sich der Allrounder auch von Prothesenträgern gut ausbalancieren, die Gewichtsverlagerung geht dabei schon nach ein wenig Übung in Fleisch und Blut über, sodass die Exkursion schnell zum sportlichen Erlebnis mit großem Fahrspaß wird.

Standsicherheit garantiert die Trittfläche aus Aluriffelblech. Drei Geschwindigkeitsstufen lassen sich per Schiebeschalter am Lenkrad einstellen: Vom schnellem Fußgängertempo mit bis zu 6 km/h über 15 km/h in der mittleren bis zum maximalen Speed in der dritten Stufe, die für erfahrene Lyric- Surfer vorgesehen ist und in der einem der Fahrtwind bei bis zu 45 km/h um die Ohren saust. Mit Hilfe der kurzzeitig einsetzbaren Turbotaste lassen sich auch Steigungen bis zu 15 % erklimmen. Einen Rückwärtsgang besitzen alle Modelle mit 20 km/h wie unser Allrounder, sodass auch knifflige Manöver präzise ausgeführt werden können. Eine Helmpflicht besteht für uns nicht, diese greift erst ab einer Geschwindigkeit von mehr als 20 km/h. Bei der Fahrt über die holprige Wiese, den Schotterweg und die asphaltierte Straße können wir auch die Bremsen auf ihre Funktionsfähigkeit in den verschiedenen Situationen prüfen. Die eingebaute hydraulische Doppelscheibenbremsanlage hinten und die mechanische Scheibenbremse vorne greifen blitzschnell und effektiv, was noch durch das automatische Abschalten des Antriebs beim Bremsvorgang unterstützt wird.

Der Feststellmechanismus der Vorderbremse verhindert zudem ein ungewolltes Losrollen im Stand. Die Alarmanlage und die integrierte Wegfahrsperre, die durch eine Funkfernbedienung aktiviert und deaktiviert werden können, machen die E-Bikeboards in Verbindung mit Lichtanlage, Hupe, Rückspiegel und Tempomat zu alltagstauglichen Gefährten im urbanen Dschungel. Alle Modelle verfügen über eine vom TÜV geprüfte EU-Straßenzulassung. Durch den abnehmbaren und höhenverstellbaren Sitz stellt der Allrounder auch für weniger aktive Gehbehinderte eine durchaus flexible Möglichkeit dar, zügig, mit viel Fahrspaß und zwischendurch auch einmal ganz entspannt im Sitzen vorwärts zu kommen.

Nahezu geräuschlos, wartungsfrei und sparsam

Der Elektroantrieb, ein bürstenloser Getriebe- Nabenmotor, ist wartungsfrei und befindet sich unauffällig im Vorderrad. Für den Allrounder ist ein 500 bis 750, für den Freeliner ein 750 bis 1.000 Watt starker Elektromotor vorgesehen, wobei dieser aber auch individuell ausgewählt werden kann. Er verhält sich nahezu geräuschlos, die Hupe kommt daher durchaus öfter zum Einsatz. Zwei Lithium-Eisen-Phosphat-Akkus fügen sich gut in das Design der Lyrics ein. Die Wiederaufladung kann über das Ladegerät entweder direkt am Fahrzeug erfolgen oder man nimmt die zusammen 5,8 Kilogramm schweren Akkus einfach mit in die Wohnung und schließt sie dort an die Steckdose an. Die Akkus verfügen über ein Schnellwechselsystem mit integriertem Tragegriff und lassen sich mit Hilfe eines Schlüssels fest mit dem Lyric verschließen. Eine LED-Anzeige direkt am Akku zeigt den aktuellen Ladezustand an, wobei eine komplette Ladung für 20 bis 50 Kilometer ausreicht, in Abhängigkeit von den Fahrbedingungen. 80 Prozent sind nach drei Stunden erreicht, für eine Vollladung werden 4,5 Stunden benötigt. OrangeBikeConcept gibt volle zwei Jahre oder 700 Ladezyklen Garantie, das ist top - aber auch danach sind die Akkus nicht defekt, sondern haben noch etwa 80 Prozent ihrer Kapazität. Bei den aktuellen Stromkosten kosten bis zu 500 gefahrene Kilometer nur etwa einen Euro.

Der Freeliner: Sicherer Stand durch starre und breitere Hinterradachse

Da die schwankende Achsbewegung des Allrounders bei Menschen mit körperlichen Einschränkungen zu Verunsicherung führen kann, ist der Freeliner speziell als Mobilitätshilfe für diesen Personenkreis konzipiert worden (Kaufpreis: 3.999 Euro). Der gegenüber den anderen Modellen um 20 cm auf 60 cm verbreiterte Radstand sorgt zusammen mit der starren Hinterachse für einen stabilen Stand, soweit dies bei dreirädrigen Fahrzeugen möglich ist. Hinzu kommt die härtere Dämpfungsabstimmung der hinteren Achse, die das Fahrzeug zusätzlich stabilisiert. Die Lenkerstange ist um 15 cm kürzer als bei den anderen Modellen; der Lenkervorbau lässt sich individuell so anpassen, dass eine optimale Sitzposition eingenommen werden kann. Der tiefe Einstieg und der ebenso bequeme wie breite Fahrradsattel, der stufenlos in der Höhe verstellt werden kann, ermöglichen auch stärker mobilitätseingeschränkten Nutzern, beispielsweise inkomplett querschnittgelähmten, von MS oder einem Schlaganfall betroffenen Menschen, ein komfortables Fahren mit bis zu 20 km/h im Sitzen. Demnächst gibt es sogar einen breiteren Sitz mit Rückenlehne, den man statt des Fahrradsattels bestellen kann. Optionales Zubehör wie Stockhalter, Transportboxen, Regen- bzw. Sonnenschutz und vieles mehr komplettieren die individuell konfigurierbaren Möglichkeiten. Zudem schaut der Lyric Freeliner wirklich schick und modern aus - er kommt bei jung und alt sicher nicht nur wie bei unserem Test am Nymphenburger Schloss gut an.

Von Herstellerseite wird empfohlen, dass der Fahrer eines Lyric in der Lage sein sollte, auch ein Fahrrad ohne fremde Hilfe und Unterstützung zu nutzen. Dies können wir bestätigen. Es gibt zwar einige Alleskönner und Draufgänger in der Rollstuhlfahrerszene, die sich sofort auf den Lyric gesetzt haben und losgefahren sind, aber man sollte schon noch ein gutes Gleichgewichtsvermögen besitzen und beide Beine zur Abstützung verwenden können. Wenn dies der Fall ist, ist der Freeliner für aktive Menschen mit Handicap eine stylische Alternative zu anderen Elektromobilen, die bedingt durch ihre oft voluminösere und auf Sicherheit getrimmte Bauart nicht ganz so flexibel einsetzbar sind. Im Zweifel können wir allen Interessenten einen eigenen Testversuch nur wärmstens empfehlen, der etwa im neuen e-Mobilitätszentrum von OrangeBikeConcept (OBC) in Karlsruhe jederzeit vereinbart werden kann.

Neben den Lyric E-Bikeboards offeriert OBC hier zahlreiche weitere innovative Elektrofahrzeuge namhafter Hersteller, sodass man sich einen umfassenden und praxisnahen Einblick verschaffen kann. Wenn man ein paar Mal geübt hat und die Handgriffe vertraut geworden sind, lassen sich die Lyrics auf jeden Fall kinderleicht zusammenfalten. Um das Elektrodreirad in den Kofferraum des Autos zu bugsieren, reichen Kinderkräfte allerdings nicht mehr aus, dafür sollte man schon zu zweit sein. Ein guter Grund also, gemeinsam aufzubrechen!

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