Liebes Kreativ-Team, als Produktdesigner:innen für Sextoys beschäftigt ihr euch ja wirklich mit einem sehr intimen Design. Wo liegen hier die Herausforderungen und was ist der Reiz an eurem Job?
Reizvoll ist natürlich, dass wir hier mit Produkten arbeiten, welche die schönste Nebensache der Welt glatt noch ein bisschen schöner machen. ? Dazu kommt die Faszination für Mechanik auf kleinstem Raum. Und es ist einfach spannend zu sehen, welche Herausforderungen beim Kreieren neuer Sextoys entstehen.
Schließlich entwickelt sich diese Produktkategorie kontinuierlich weiter – sowohl bei den Anwendungsmöglichkeiten als auch was die Fertigung und die Materialien angeht. Alle das immer wieder in neue formschöne Designs zu integrieren, kann wirklich anspruchsvoll sein – besonders wenn es um die größtmögliche User Experience geht. Denn auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint: Es sind gerade die feinen Details, die ein Sextoy für unsere Kund:innen perfekt machen. Das kann beispielsweise eine ultraleise Vibration sein oder auch eine besonders intuitive Steuerung.
Wie wird man überhaupt Produktdesigner:in für Sextoys? Gibt es dafür eine spezielle Ausbildung?
Es gibt tatsächlich ein Studium für diesen Bereich, allerdings hat das niemand von uns absolviert. Dennoch haben die meisten von uns fachlich ähnliche Ausbildungen abgeschlossen: Nicole und Fabian sind beispielsweise gelernte Mediengestalter für Digital- und Printmedien. Begonnen haben sie bei ORION mit Anzeigen- und Verpackungsdesign. Im Laufe der Zeit erweiterte sich ihr Spektrum dann immer weiter in Richtung Produktdesign.
Lars hingegen arbeitete 15 Jahre in der Frontend-Entwicklung. Dort erstellte er 3D-Assets, Viewer und Animationen für Websites. Privat wuchs jedoch sein Interesse an 3D-Designs und er vertiefte hier seine Expertise – und zwar so sehr, dass er irgendwann von ORION Aufträge zur Erstellung von Sextoy-Prototypen bekam. Der Wechsel in die Produktdesign-Abteilung war dann für ihn einfach nur noch der nächste logische Schritt.
Wie sieht ein typischer Designprozess bei euch aus? Und arbeitet ihr eigentlich auch mit Produkttester:innen?
Einen typischen Designprozess gibt es bei uns eigentlich nicht. Vielmehr sind die Denkanstöße für unsere Projekte absolut vielfältig und können im Grunde von überall herkommen: Das kann beispielsweise ein im Radio aufgeschnapptes Schlagwort sein, während man ins Büro fährt. Auch Haushaltsgeräte waren schon öfter mal der Anstoß für ein spontanes Brainstorming. Oder jemand aus unserem Team wirft eine Idee in den Raum und der Rest von uns reagiert darauf. Wir spielen uns dann gerne den Ball im Pingpong-Verfahren und es entsteht dabei nach und nach ein erstes „Bild“ vom zukünftigen Toy.
Zum besseren Verständnis wird dieses erste „Bild“ dann entweder am Whiteboard geskribbelt oder direkt von Lars als 3D-Modell visualisiert. Im Anschluss besprechen wir diese sogenannten Previews und nehmen eventuell noch ein paar Veränderungen am Design vor. Wenn alle zufrieden sind, werden die Daten an einen passenden Lieferanten überspielt und die Produktion des Prototypen steht an. Nun folgt die Testphase mit – ja: Produkt-Tester:innen. ? Ihre Berichte werten wir aus und nehmen eventuell noch ein weiteres Mal Anpassungen vor. Nach diesem letzten Arbeitsschritt ist das neu entwickelte Toy auch schon „serienreif“ und kann den Markt erobern.
Welche Idee hattet ihr im Kopf, als ihr den Belou entwickelt habt? Gibt es hier interessante Facts in Bezug auf die Entstehungsgeschichte?
Die Idee zum Belou entstand durch ein Massagegerät. Unsere Kollegin Stephi hatte Schulterschmerzen und Lars brachte ihr einen Massagegurt von zu Hause mit. Das Gerät arbeitet mit Perlenrotationen, um Verspannungen zu lösen und die Durchblutung zu fördern. Dieser wohltuende Effekt begeisterte uns und gab dann auch den entscheidenden Impuls, so etwas einfach mal „für unten rum“ zu entwickeln. Schließlich fördert eine gute Durchblutung ja bekanntermaßen die Orgasmusfähigkeit und intensiviert Höhepunkte.
Für ein sinnliches Finish haben wir den Belou dann nur noch mit einem zusätzlichen Vibrokissen ausgestattet. Ein wirklich smarter Allrounder, der gut in der Hand liegt und sich auch für Massagen ohne erotischen Bezug bestens eignet.
Gibt es bestimmte Sextoy-Trends auf dem Markt? Und inwieweit beeinflusst die Gender-Bewegung eure Designs?
Unsere Designs werden momentan vor allem durch das Thema Nachhaltigkeit geprägt. Den Planeten für kommende Generationen zu erhalten geht uns schließlich alle etwas an und macht auch nicht vor dem Produktdesign von Sextoys halt.
Dagegen hat die aktuelle Genderbewegung viel weniger Einfluss auf unsere Produktentwicklung als viele meinen. Einfach aus dem simplen Grund, weil wir generell schon bei unseren Designs bedürfnisorientiert arbeiten und nicht nach sexueller Ausrichtung oder Identifikation. So dient beispielsweise ein Buttplug der analen Stimulation. Ob er später von einer männlichen, weiblichen oder diversen Person getragen wird, ist nicht relevant für die Formgebung und das Design.
Zum Abschluss aus Expert:innen-Sicht: Woran erkennt man ein qualitativ hochwertiges Sextoy? Gibt es da Dinge, auf die man achten sollte?
Ein wichtiger Indikator für Qualität sind natürlich die verwendeten Materialien sowie deren Verarbeitung. Hochwertige Silikone und Polyethylene haben keine Gussnähte und ihre sind Bauteile sauber verklebt. Dazu haben Qualitätstoys so gut wie keinen Eigengeruch und sind natürlich frei von Weichmachern oder anderen schädlichen Inhaltsstoffen.
Für ORION übrigens alles absolute Standards, die wir bei der Entwicklung neuer Produkte streng einhalten. Abweichungen werden nicht akzeptiert. Schließlich sind unsere Entwicklungen unser Aushängeschild, an dem wir uns messen lassen. Daher sind Qualität UND Design auch unser höchster Anspruch!