Den höchsten Anteil der Unzufriedenen stellt die Gruppe mit einem Brutto-Stundenlohn unter 13,15 Euro. Besserverdienende beurteilen bundesweit ihr Realeinkommen häufiger positiv - in einer deutlichen Tendenz: Je mehr Geld, desto mehr Gerechtigkeit. Die zunehmende Abgabenlast bei höherem Einkommen trübt dieses Empfinden nicht, berichten Dr. Stefan Liebig (Duisburg) und Prof. Dr. Jürgen Schupp (Berlin) in der Fachzeitschrift "Wirtschaftspsychologie".
Die Wissenschaftler sehen allerdings auch Einflüsse, die nicht von der Einkommenshöhe bestimmt sind - z.B.:
- Obwohl Frauen tendenziell schlechter honoriert werden als vergleichbare Männer, halten sie ihre Einkommen häufiger für gerecht.
- Längere Arbeitszeiten wirken sich trotz entsprechend höherem Einkommen negativ auf das Gerechtigkeitsempfinden aus.
- Teilzeitbeschäftigte und geringfügig Beschäftigte sind auch mit Stundenlöhnen unter 8.- Euro häufiger zufrieden.
- Wer über Gleitzeitregelungen verfügt, d.h. die Arbeitszeit relativ selbstbestimmt einteilen kann, bewertet sein Einkommen eher als gerecht.
- Wer eine eigene, starke ("intrinsische") Arbeitsmotivation mitbringt, empfindet deutlicher Missverhältnisse bei der Entlohnung.
- Bei längerer Berufserfahrung wird das Urteil zur Einkommensgerechtigkeit tendenziell kritischer.
Stefan Liebig, Jürgen Schupp:
Gerechtigkeitsprobleme im Wohlfahrtsstaat: Besteuerung, wohlfahrtsstaatliche Transfers und die Gerechtigkeit des eigenen Erwerbseinkommens Wirtschaftspsychologie 4/2007, S. 83-98