Zentral bleibt der Fokus auf das Ich-Selbst-Erleben: Wer schreibt über wen? Was bewirkt das Schreiben für den Schreiber? Wie ist das Verhältnis des berichtenden, reflektierenden Ich zu dem Ich des Erlebenden? Wie ist ein so betroffenes Ich noch fähig, von den eigenen Erfahrungen und der Ichkrankheit zu schreiben? Wieweit hilft das Schreiben von Tagebüchern, sich auf dem Weg zum Tagebuch-Ich zu gestalten, zu formen, zu strukturieren, an Kohärenz zu gewinnen? Tagebuchschreiben als Syntheseleistung, Strukturierungshilfe bei dem autoreparativen Bemühen des schizophrenen Menschen?
Bei der Bearbeitung der Tagebuch-Texte sieht Vera Luif Beleuchtungen der traditionellen Psychopathologie, der Ich-Psychopathologie, der Verrückung des Kranken aus dem Realitätsbezug in zweifacher Hinsicht: ver-rückt aus dem verlässlichen Ich-Bezug und dem Bezug zur umgebenden Alltagsrealität. Nicht einmal eine attraktive Frau kann der Kranke als Mitwelt erfahren. Mit 33 Jahren scheidet er aus dem Leben.
Vera Luif, Wissenschaftlerin im Psychologischen Institut der Universität Zürich, hat mit ihrer Tagebuchstudie ein authentisches Selbstbild und Bild eines Schizophrenen vorgelegt.
Vera Luif:
Die Psychose als Erzählgeschehen Eine textanalytische Tagebuchstudie Pabst, 236 Seiten, ISBN 3-89967-280-1