Seit 2003 untersucht die MoMo-Studie Verlauf und Entwicklung von körperlicher Fitness, Aktivitätsverhalten und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Die bundesweit repräsentativen MoMo-Daten und -Analysen helfen Trends zu identifizieren, Einflüsse historischer Ereignisse und Umweltfaktoren festzustellen sowie Zusammenhänge zwischen sozioökonomischen und biomedizinischen Gegebenheiten aufzuzeigen.
Verlässliche und objektive Daten seit über 20 Jahren
„Die MoMo-Studie ist unerlässlich, denn sie beleuchtet die zentrale Rolle von Bewegung und Motorik für ein gesundes Aufwachsen. Als wir sie 2003 starteten, war das Thema lediglich auf kommunaler Ebene präsent“, sagt Professor Alexander Woll, MoMo 2.0-Verbundleiter und Leiter des Instituts für Sport und Sportwissenschaft am KIT. „Die Untersuchung der motorischen Leistungsfähigkeit anhand standardisierter sportmotorischer Tests vor Ort ermöglicht seit mehr als 20 Jahren verlässliche und objektive Daten zum motorischen Leistungsstand von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“, sagt Professorin Annette Worth, stellvertretende Verbundleiterin der MoMo 2.0-Studie, Prorektorin Forschung sowie Professorin für Sportpädagogik und Didaktik an der PHKA.
„Corona-Knick“ erwartet
Zentrales Ergebnis der ersten drei Erhebungswellen von 2003 bis 2020 war, dass die motorischen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland auf niedrigem Niveau stagnieren und ein Großteil der Vier- bis Siebzehnjährigen sich nicht ausreichend bewegt. Für die laufende Erhebung erwarten die Forschenden einen von vergleichbaren Studien – darunter dem unter Mitwirkung des KIT entstandenen „Fitnessbarometer 2023“ – generell bereits diagnostizierten „Corona-Knick“; mit langsameren und weniger ausdauernden Kindern. Dies könnte, vermuten die Forschenden, mit einem veränderten Bewegungs- und Freizeitverhalten zusammenhängen, beispielsweise einem erhöhten Medienkonsum.
Im Zuge der vierten Erhebungswelle MoMo 2.0 sollen bis Ende 2024 rund 4.800 Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 17 Jahren in 185 Städten und Gemeinden getestet werden. Mit den Tests an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe am 28./29. April 2024 wird die erste Hälfte der aktuellen Erhebungswelle erfolgreich abgeschlossen. Die für Ende 2025 erwarteten Ergebnisse werden erstmalig zeigen, wie fit und aktiv Kinder und Jugendliche sind, die die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie erlebt haben.
Organisiert und betreut werden die standardisierten Tests zu Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination und Beweglichkeit von rund 60 speziell geschulten Studierenden von PHKA und KIT. Auch Daten zu Gewicht, Körperzusammensetzung, Taillenumfang, Blutdruck, Ernährung und psychischer Gesundheit gehören zur Erhebung.
PHKA zuständig für Durchführung der bundesweiten Feldarbeit
Prof. Dr. Annette Worth ist seit 2003 im Gesamtteam der MoMo-Studie und erforscht dort – ebenso wie PHKA-Professorin Elke Opper – seit über 20 Jahren Zusammenhänge zwischen Motorik, Aktivität und Gesundheit. In den Jahren 2003 bis 2008 hat sie als Projektleiterin die MoMo-Studie aufgebaut. Seit 2008 ist sie als stellvertretende Verbundleiterin für die Fort- und Durchführung der MoMo-Studie und insbesondere die Motorikuntersuchungen verantwortlich. Zum MoMo-Team an der PHKA zählen außerdem seit 11 Jahren Vertretungs-Professorin Dr. Anke Hanssen-Doose, Leiterin des PHKA-Instituts für Bewegungserziehung und Sport und Mitantragstellerin der MoMo 2.0-Studie, sowie seit 3 Jahren Dr. Sarah Heinisch, Leiterin der Feldarbeit von MoMo 2.0.
Zusammen mit dem KIT zeichnet die PHKA verantwortlich für Arbeitspaket 1 von MoMo 2.0, also für Studienplanung und Datenerfassung insgesamt. Die MoMo 2.0-Studie umfasst alles in allem acht Arbeitspakete. Die Leitung von Arbeitspaket 4 „Motorische Leistungsfähigkeit, Anthropometrie und physische Gesundheit“ liegt bei der PHKA. Hier ist die PHKA insbesondere zuständig für die Durchführung der bundesweiten Feldarbeit. Dazu zählen die Überarbeitung der Erhebungsmethoden, die Mitarbeit bei der Festlegung des Routenplans, die Suche nach geeigneten Räumen für die Vororttests, die Schulung der Testleiter:innen, die Durchführung der eigentlichen Tests sowie Interviews und Befragungen der Kinder und Jugendlichen vor Ort an 185 Testorten. Hinzu kommt unter anderem die Qualitätssicherung der Feldarbeit.
Über die MoMo-Studie
Hervorgegangen sind die MoMo-Studie (2003 bis 2022) und die MoMo 2.0-Studie (seit 2022) aus dem Motorik-Modul (MoMo), einer Teilstudie des bundesweit repräsentativen „Kinder- und Jugendgesundheitssurveys“ des Robert Koch-Instituts. Von 2003 bis 2022 entstand so erstmals ein repräsentativer Datensatz zur motorischen Leistungsfähigkeit und zur körperlich-sportlichen Aktivität und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Einbezogen werden auch psychologische, medizinische und gesellschaftliche Aspekte.
Seit Oktober 2022 wird die MoMo-Studie unter dem Namen MoMo 2.0 an zusätzlichen Orten durchgeführt. Das KIT untersucht dabei vorrangig die körperlich-sportliche Aktivität sowie die physische Gesundheit und das Gesundheitsverhalten. Schwerpunkte der PHKA sind Erfassung und Untersuchung von motorischer Leistungsfähigkeit, Anthropometrie und physischer Gesundheit. Untersuchungsgegenstand der Universität Konstanz sind soziale Ungleichheit, Migration und Bildung. Die Humboldt-Universität zu Berlin ist verantwortlich für die statistische Auswertung der erhobenen Daten. Gefördert wird MoMo 2.0 durch das Bundesministerium für Gesundheit.
Weitere Informationen: www.ifss.kit.edu/MoMo